Vor Kurzem hat der Verein BioFair Schweiz laut einem Bericht von bionetz.ch seine 4. Mitgliederversammlung abgehalten. Das noch junge Pflänzchen im landwirtschaftlichen Organisationsdschungel ist der Produzentenzusammenschluss des Biolabels «Retour aux sources» (Ras) von Aldi Suisse.
Kopplung der weissen und der roten Linie
Gemeinsam mit dem Institut für Agrarökologie setzt sich der Verein für die Kopplung der weissen und roten Linie in der biologischen Rinderhaltung ein. Diese Kopplung soll dank dem Abtränken der Kälber auf dem Geburtsbetrieb und dem Einsatz von alternativen Behandlungsmethoden den Antibiotika-Einsatz auf ein Minimum reduzieren.
Präsident Hans Braun begrüsste die Mitglieder auf dem Burgrain im luzernischen Alberswil zur vierten Mitgliederversammlung und zog eine insgesamt positive Bilanz des Jahres 2024 – trotz wetterbedingter Herausforderungen und der Belastung durch das Blauzungenvirus. Besonders hob er die enge und vertrauensvolle Zusammenarbeit mit den Partnern entlang der gesamten Wertschöpfungskette hervor.
Milch- und Weiderindproduktion weiter im Aufwind
Das Jahr 2024 sei für die Milchproduzenten ruhig verlaufen und hätte dem Vorstand kaum Arbeit gegeben. Die enge Verzahnung von Milch- und Fleischproduktion habe sich bewährt und entwickle sich weiter positiv. Kälber von Ras-Milchbetrieben erhielten Vorrang in der Vermarktung als «Retour aux sources»-Weiderind, dadurch konnte der Absatz laut Braun weiter gesteigert werden.
Neue Betriebe wurden in das Konzept aufgenommen und der Verein sucht weiterhin Produzenten, die RAS-Kälber aufziehen möchten. Das Institut für Agrarökologie bietet zudem finanzielle Beratung für Investitionen in Kälberställe.
Das Ende der Schweizer NOP-Milchproduktion
Die Milchbetriebe produzieren nebst der Milch für Aldi Suisse auch die sogenannte NOP-Milch (gemäss US-Richtlinien, NOP steht für National Organic Program). Rund 3 Prozent der Milchmenge wurden als Bestandteil von Schokolade in die USA exportiert. Reto Hübscher (Leiter Einkauf Milch Emmi) erklärte, dass mit der Schliessung des Milchverarbeiters Hochdorf die NOP-Milchpulverherstellung in der Schweiz nicht mehr möglich ist.
Das Pulver für den Export von Schokolade in die USA muss nun aus den Vereinigten Staaten importiert werden. Die Butter für die Schokoladenproduktion wird jedoch weiterhin aus Schweizer NOP-Milch hergestellt. Damit geht ein bedeutendes Kapitel der Vereinsgeschichte zu Ende, denn die NOP-Milch war ein entscheidender Faktor für die Gründung von «BioFair Schweiz».
Schafmilch als neue Perspektive
Die NOP-Milch ist seit letztem Jahr auch als Ras-Schafmilch zu finden. Die Ostschweizer Schafmilchproduzenten haben sich im Verein nachhaltige Schafmilchhaltung zusammengeschlossen. Nach einer genehmigten Statutenänderung wurde der Verein nachhaltige Schafmilchhaltung und somit dessen Produzenten als Passivmitglied aufgenommen.
Blauzungenvirus: Eine anhaltende Herausforderung
Ein grosses Thema war das Blauzungenvirus, das in der Viehwirtschaft weiterhin Auswirkungen zeigt. Landwirt Peter Trachsel schilderte seine Erfahrungen mit der Krankheit, die besonders die Abkalbezeit beeinträchtigte. Tierärztin Nicole Studer-Hasler von Kometian stellte alternative Behandlungsmethoden vor, betonte jedoch, dass das Virus noch nicht vollständig erforscht sei.
Die Versammlung endete mit einem klaren Bekenntnis zur nachhaltigen Entwicklung und einem optimistischen Blick in die Zukunft.
Lena Wiesli, bionetz.ch
Weiterführende Informationen
Webseite des Vereins (biofairschweiz.ch)
Webseite von Bionetz (bionetz.ch)
NOP-Richtlinien (englisch, usda.gov)