Warum pflanzt Hoss Hauksson, biodynamischer Winzer aus Döttingen im Kanton Aargau, knapp 20 Birken in seinen Rebberg? «Weil Traian mich mit viel Leidenschaft von den Qualitäten der Birke überzeugt hat», sagt er. Gemeint ist der Forstwissenschaftler Traian Tudor aus Wohlenschwil im Kanton Aargau, der sich seit seiner Studienzeit in Schweden aus Leidenschaft für die Karelische Birke engagiert.
Widerstandsfähiger, wirtschaftlich vielversprechender Klimabaum
Die Karelische Birke ist ein einheimischer Vertreter der Wälder Nord-, Ost- und teilweise auch Mitteleuropas. Sie ist anspruchslos und kommt auch mit zwischenzeitlicher Trockenheit aus. Nach 20 bis 30 Jahren sind die Bäume erntereif und erzielen mit 8000 Franken pro Kubikmeter hohe Preise. «Das Potenzial der Birke als Klimabaum ist wissenschaftlich belegt und spezifisch für Rebberge bringt sie einige Vorteile mit sich», erklärt Traian Tudor.
Bodenverbesserung durch Birken
Als Schwachzehrer entziehen Birken dem Boden nur wenige Nährstoffe und beeinflussen damit laut Tudor das Nährstoffgleichgewicht im Rebberg wenig. Ausserdem nehmen Birken Schwermetalle wie Zink und Kupfer aus Böden auf, was die Bodenqualität verbessere.
Die Wurzeln der Birke gehen eine Verbindung mit Mykorrhiza-Pilzen ein und fördern so die Bodenstruktur sowie die Nährstoffaufnahme. Für Rebberge bringen Birken weitere nützliche Eigenschaften mit: Als Tiefwurzler stabilisieren sie den Boden in Hanglagen. Und sie begünstigen das Mikroklima durch leichte Beschattung und höhere Luftfeuchtigkeit. Nicht zuletzt gelten Birken als wertvoll für die Biodiversität.
Bereits vertraut mit Vitiforst
Wie bei allen Bäumen, die Hauksson zwischen oder neben seine Reben pflanzt, sorgt er für ausreichenden Schutz vor Wildverbiss und Vögeln. Die über einen Meter grossen filigranen Maserbirken binden Traian Tudor und Hoss Hauksson an lange Bambusstangen. «So verhindern wir, dass sich Vögel auf die jungen Bäume setzen», erklärt Tudor. Gerade im Winter könnten die Bäume sonst leicht umknicken.
Für Hoss Hauksson sind Bäume im Rebberg grundsätzlich nichts Neues. Sein Betrieb wurde 2023 mit dem Förderpreis Agroforst Aargau ausgezeichnet für die Umgestaltung von Rebbergen in Vitiforst, also die Kombination von Reben und Gehölzen.
Jeremias Lütold, FiBL
Weiterführende Informationen
Zurück zum ursprünglichen Lebensraum der Rebe (Rubrik Pflanzenbaum)
Agroforst (Rubrik Pflanzenbau)
Karelische Maserbirke (maserplanten.ch)