Für das FiBL ist Nutztierspezialistin Milena Burri für das Projekt «Geflügelschlachtung – Stressreduktion vom Ausstallen bis zum Tod» zuständig. Daran beteiligt sind auch KAGfreiland, die heute eine Medienmitteilung zum Projekt veröffentlicht hat sowie der Schweizer Tierschutz STS. Wir haben Milena Burri ein paar Fragen zum Projekt gestellt.
Wie ist es zu diesem Projekt gekommen?
Milena Burri: Wir haben ja ein Projekt, in dem wir die mobile Schlachtung von Geflügel untersuchen. Im Kern geht es dabei immer um Stressreduktion und beim Geflügel ist ein wichtiger Teil davon das Ausstallen. Hier messen wir Stressparameter im Blut und machen Verhaltensbeobachtungen. Legehennen und Bruderhähne aus Volierenhaltung werden bei der Ausstallung übelicherweise an den Beinen rausgezogen, kopfüber aus dem Stall getragen und dann beim Stallausgang in Kisten gelegt.
Was passiert, wenn eine Henne kopfüber transportiert wird?
Neben Stress kann das Verfahren auch Atemnot auslösen und die Herztätigkeit beeinträchtigen. Denn Vögel haben kein Zwerchfell, was heisst, dass dann alle Organe Richtung Kopf rutschen und auf andere Organe drücken.
Wie funktioniert die neue Methode?
Man fährt mit Wägelchen in den Stall auf dem die Kisten drauf stehen. Dann greift man jeweils ein bis maximal zwei Hühner aufrecht um den Körper und legt sie in die Kiste. Anschliessend fährt man die Kisten aus dem Stall.
Das braucht aber deutlich mehr Zeit beim Ausstallen?
Ja, bei den ersten beiden Versuchen, die wir durchgeführt haben, braucht es 1,3 bis 1,5 mal soviel Zeit. Zudem mussten wir die Wägelchen konstruieren, um die Kisten in den Stall zu fahren. Danach braucht es eine spezielle Zange um die Kisten zu stapeln und auf die Palette zu heben, das Prinzip ist ähnlich wie bei einem Gabelstapler. Wir stehen erst am Anfang des Projekts und die Methoden müssen noch optimiert werden.
Gibt es die Möglichkeit, diese Mehrkosten abzuwälzen, bzw. zu vermarkten?
Bis anhin nicht, im Moment wollen wir einfach mal anfangen, um das Thema gemeinsam mit Landwirt*innen zu etablieren, Untersuchungen zu machen und das ohne allzu stark Druck. Bis anhin gibt es in der Schweiz auch noch keine gesetzliche Grundlage. In der EU ist der Transport kopfüber zwar bereits verboten, aber auch dort wird das Verbot noch kaum umgesetzt. Es sind dort vor allem Labelorganisationen, die das bereits fordern und durchsetzen.
Interview Adrian Krebs, FiBL
Weiterführende Informationen
Das Projekt in der Datenbank des FiBL (www.fibl.org)
Die Medienmitteilung von KAGfreiland (www.kagfreiland.ch)
Der Artikel dazu im KAGmagazin (www.kagfreiland.ch)