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Agroforstsysteme: sorgfältige Pflege in den ersten Jahren

Meldung  | 

In Agroforstsystemen sind die ersten Jahre nach der Anpflanzung die heikelsten. Daher gilt es, alle notwendigen Massnahmen zu ergreifen, um einen guten Start und das Erreichen der langfristigen Ziele sicherzustellen.

Die Mulchfolie unter den Jungbäumen hält den Boden feucht und verhindert das Wachstum unerwünschter Gräser. Hier wurde eine Geotextilie aus natürlichen Hanffasern verwendet. Foto: FiBL, Alice Dind

Da die neu gepflanzten Bäume noch nicht voll entwickelt sind, sind sie besonders anfällig für Schäden, die durch Wetterereignisse, Tiere und landwirtschaftliche Maschinen verursacht werden. In dieser Übergangszeit geht es auch darum, die zukünftige Form des Systems festzulegen. So zählen geeignete Schutzvorrichtungen, eine ausreichende Bewässerung, die sorgfältige Pflege der Parzelle und ein korrekt durchgeführter Erziehungsschnitt zu den Erfolgsfaktoren, um eine gute Entwicklung der Bäume und den Fortbestand des Agroforstsystems zu gewährleisten. Dank einer genauen Kenntnis des eigenen Grundstücks und einer minutiösen Planung des Systemdesigns lassen sich ausserdem zahlreiche Fehler und potenzielle Verluste vermeiden.

Geeignete Schutzvorkehrungen für jedes System

In der Agroforstwirtschaft erfordert nicht jedes Holzgewächs die gleichen Schutzvorkehrungen. In Systemen, in denen Bäume mit Ackerkulturen kombiniert werden, müssen die Schutzvorrichtungen an die Grösse der Bäume und vor allem an die Tiere, welche die Bäume beschädigen könnten, angepasst werden. Im Allgemeinen wird empfohlen, eine Hülle oder eine Manschette um den Stamm herum anzubringen, um diesen vor dem Wild zu schützen, aber auch vor landwirtschaftlichen Maschinen, welche die Bäume beim Vorbeifahren beschädigen könnten. Falls Vieh regelmässig Zugang zur Parzelle hat oder sich das Wild besonders häufig dort aufhält, ist eine zusätzliche Schutzvorrichtung in Form eines Zauns erforderlich. Bei Obstbäumen sind es häufig Wühlmäuse, die den grössten Schaden verursachen. Im Falle eines hohen Wühlmausdrucks wird dringend empfohlen, bereits bei der Pflanzung zu handeln: Ein auf den Boden des Pflanzlochs platziertes Mäusegitter verhindert, dass die Wühlmäuse an die Wurzeln rankommen. Die so geschützten Wurzeln können sich ungehindert entwickeln. Um Schäden vorzubeugen, ist es zudem sinnvoll, Strukturen zu schaffen, welche die Fressfeinde der Wühlmäuse fördern: Sitzstangen für Greifvögel, Ast- oder Steinhaufen für Wiesel und Hermeline. Auch das Management der Begrünung am Fuss der Bäume durch regelmässiges Mähen behindert die Ansiedelung der Wühlmäuse.

Ausreichende Bewässerung und Steuerung der Wurzelbildung

Wenn es nicht ausreichend regnet, besteht die Gefahr, dass die Jungbäume, deren Wurzelsystem noch kaum entwickelt ist, nicht genug Wasser aufnehmen können. Eine ausgiebige punktuelle Bewässerung im Umfang von rund 100 Liter pro Baum ist einer Tropfbewässerung vorzuziehen. Es geht darum, eine Wurzelkonkurrenz zwischen den Bäumen und den Kulturen zu vermeiden, da diese das reibungslose Funktionieren des gesamten Systems beeinträchtigen würde. Im Idealfall entwickeln sich die Wurzeln der Bäume in der Tiefe, unterhalb der Wurzeln der einjährigen Kulturen. Folglich verhindert eine zu oberflächliche und häufige Bewässerung, dass die Bäume Wasser aus den tieferen Bodenschichten aufnehmen. Um eine tiefe Verwurzelung der Bäume zu gewährleisten, kann man zusätzlich die oberflächlichen Wurzeln abschneiden, zum Beispiel mit einer Klinge, die in einer Tiefe von etwa 50 cm entlang der Baumreihe geführt wird.

Formgebende Schnitte in den ersten Jahren

Die in den ersten Jahren durchgeführten Baumschnitte sind entscheidend, da sie die zukünftige Form des Holzgewächses bestimmen. Diese wird je nach Verwendungszweck ausgewählt. Ein Hochstamm-Obstbaum wird anders erzogen als ein Baum, der zur Gewinnung von Nutzholz bestimmt ist, oder ein Kopfbaum. Der Baumschnitt erfordert viel Sorgfalt und Präzision. Es wird dringend empfohlen, sich von Fachleuten ausbilden zu lassen. Die Erziehung der Bäume muss unter Berücksichtigung des Agroforstsystems als Ganzes durchdacht und geplant werden – sie muss insbesondere an die anderen Kulturen sowie an die auf der Parzelle eingesetzten Maschinen angepasst werden.

Immer mehr Erfahrungen, die geteilt werden

Die Umsetzung und Bewirtschaftung eines Agroforstsystems erfordern Zeit und Erfahrung. In der Schweiz wird der modernen Agroforstwirtschaft derzeit grosse Aufmerksamkeit geschenkt; immer mehr Bäuerinnen und Bauern interessieren sich dafür und beschliessen, Bäume und Sträucher zu pflanzen. In der Westschweiz wurden in den letzten zwei Jahren im Rahmen des Projekts zur nachhaltigen Ressourcennutzung «Agro4esterie» mehr als siebzig Agroforstsysteme bepflanzt. Diese erfreuliche Entwicklung wird durch ein wachsendes Angebot an Schulungen, Feldbegehungen und Möglichkeiten zum Erfahrungsaustausch begleitet, die von verschiedenen Institutionen im Rahmen mehrerer Projekte organisiert werden. Die eigens eingerichtete und von Agridea verwaltete Webseite Agroforst.ch bietet einen Überblick über die für die Schweiz relevanten Informationen und Aktivitäten.

Alice Dind, FiBL; dieser Artikel erschien am 1. April 2022 in der Wochenzeitung Agri


Weiterführende Informationen
Agroforst (Rubrik Pflanzenbau)

Hinweis: Dies ist eine tagesaktuelle Meldung. Sie wird nicht aktualisiert.

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