Zentrales Thema der Tagung war die Düngung. Sie soll das Bodenleben fördern und Nährstoffkreisläufe weitgehend geschlossen halten. Besonders der Einsatz von Recyclingdüngern steht dabei oft im Spannungsfeld mit den Grundsätzen des biologischen Anbaus.
Vorsicht beim Einsatz von Recyclingdüngern
FiBL Ackerbauberater Daniel Böhler zeigte auf, dass Biobetriebe ihren Nährstoffbedarf theoretisch richtlinienkonform mit 50 Prozent flüssigem Gärgut und Gülle von konventionellen Betrieben decken können. Teilnehmende betonten jedoch das Risiko für Einträge von Spritzmittelrückständen beim Einsatz nicht-biologischer Hof- und Recyclingdünger.
Andreas Müller, Co-Leiter des Fachbereichs Zertifizierung der Kontrollorganisation Bioinspecta betonte, dass Recyclingdünger nur dann verwendet werden dürfen, wenn die entsprechenden Anlagen in der Betriebsmittelliste aufgeführt sind. Zudem berichtete er von häufigen Mängeln bei Biokontrollen, darunter die Nichteinhaltung der Distanzlimiten oder die Zufuhr von Hofdüngern ohne Nachweis der Nichtverfügbarkeit. Hierzu verwies er auf:
- Biomondo für den Nachweis der Nichtverfügbarkeit,
- die Betriebsmittelliste für die Distanzlimiten
Deckung des Bedarfs mit betriebseigenem Dünger
Sammy Leumann, Leiter der Freilandproduktion bei der Imhofbio AG in Schwerzenbach (ZH) stellte Strategien für die Düngung auf einem viehlosen Demeter-Gemüsebaubetrieb vor. Die Demeter-Richtlinien verlangen, dass mindestens 40 Prozent der Nährstoffe vom eigenen Betrieb stammen. Leumann arbeitet daher viel mit Gründüngungen und experimentiert mit Transfermulch.
Die Schwierigkeit bestehe darin, dass gewisse Gemüsekulturen wie Salat während einer kurzen Zeit einen sehr hohen Stickstoffbedarf haben. Steht dieser nicht zur Verfügung, bleiben sie zu klein und sind somit kaum zu vermarkten. Leumann verwendet deshalb punktuell hofeigenes Leguminosenschrot. Dies bringt jedoch zwei Herausforderungen mit sich: hohe Herstellungskosten sowie die Verwendung eines möglichen Futter- und Nahrungsmittels als Dünger. Letzteres sorgte auf der Tagung für angeregte Diskussionen.
Marktzahlen und Entwicklung der Ackerfläche 2024
Die offenen Ackerflächen in der Schweiz stagnieren seit einigen Jahren. Fatos Brunner von Bio Suisse präsentierte aktuelle Zahlen zur Entwicklung der Ackerbaufläche 2024:
- Gesamtfläche: 30 694 Hektar
- Brotgetreide: 35,4 Prozent
- Futtergetreide inklusive Körnerleguminosen: 26,7 Prozent
- Silo- und Grünmais: 8,6 Prozent
- Sonstige Kulturen: 29,2 Prozent
Die nasse Witterung 2024 führte zu Ertragseinbussen von rund 30 Prozent bei Roggen und Mahlweizen. Es wurde zudem nur halb so viel Dinkel wie im Vorjahr geerntet.
Die Sojaanbaufläche steigt kontinuierlich an. Soja ist nun mengenmässig der wichtigste Eiweissträger. Der Anbau gelingt aber nur in guten Lagen. Die Flächenanteile von Alternativen wie Eiweisserbsen und Ackerbohnen stagnieren oder sinken, da sich der Anbau schwierig gestaltet.
Durch gezielte Projekte von Bio Suisse, Coop und dem Bundesamt für Landwirtschaft konnte die Biozuckerrübenfläche ausgedehnt und die Erträge gesteigert werden. Ab 2025 vermarktet auch die Migros Schweizer Zucker mit der Knospe.
Neue Dinkelsorten mit Potenzial
Katrin Carrel vom FiBL stellte Ergebnisse eines mehrjährigen Dinkelsortenversuchs vor. Besonders vielversprechend erwiesen sich die Sorten Edelweisser, Gletscher und Polkura, die in Versuchen hohe Erträge erzielten. Sie zeigten zudem eine verbesserte Resistenz gegenüber Gelbrost, einer verbreiteten Getreidekrankheit. Dies lässt auf zukünftige Ertragssteigerungen hoffen.
Mykotoxine: Biogetreide weniger anfällig
Mykotoxine sind toxische Stoffwechselprodukte von Schimmelpilzen, die insbesondere bei Getreide auftreten. Feuchtwarmes Wetter erhöht den Pilzbefall während der Blütezeit. Eric Droz von der Biomühle Lehmann betonte, dass Biogetreide bisher nie so stark belastet war, dass eine gesamte Charge entsorgt werden musste – im konventionellen Anbau kommt dies hingegen vor.
Auch 2024 bestätigte sich, dass Biogetreide weit weniger anfällig war als konventionelles. Simon Habegger von der Landi unterstrich, dass Biogetreide höchstens zu Futtergetreide deklassiert, jedoch nie für die Energiegewinnung in Biogasanlagen verwendet werden musste.
Eine gesunde Bodenstruktur und eine konsequente Fruchtfolge verringern das Risiko von Mykotoxinen. Einige Teilnehmende wiesen jedoch darauf hin, dass teilweise ein Pflugeinsatz nötig ist, um Gräser zu unterdrücken, die als Wirtspflanze für verschiedene Pilzkrankheiten dienen.
Tim Schmid und Barbara Schäfer, FiBL
Weiterführende Informationen
Ackerbau (Rubrik Pflanzenbau)
Bioackerkulturen (Rubrik Markt)
Sortenversuch Dinkel (Rubrik Pflanzenbau)