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Bioschweine­tagung 2025: Über Klauen, Fütterung und Schlachtung

Meldung  | 

Die diesjährige Schweinetagung des FiBL informierte die Teilnehmenden zu aktuellen Themen aus der Praxis. Ein abnehmender Trend im Konsum von Bioschweinefleisch sowie Nährstoffeffizienz in der Fütterung stellen die Branche dabei künftig vor Herausforderungen.

Bioschweine im Auslauf: Der Fokus der diesjährigen Tagung lag auf der Gesundheit der Klauen, nährstoffeffizienter Fütterung sowie Not- und Hoftötung. Foto: Marion Nitsch, FiBL

Ueli Wampfler von Granovit berichtete über die Schwierigkeit, mit einer stickstoffreduzierten Phasenfütterung unter Biorichtlinien die Tiere mit essentiellen Aminosäuren zu versorgen. Foto: Stephanie Hoch, FiBL

Kürzlich hat am FiBL in Frick die diesjährige Bioschweinetagung stattgefunden. Vertreter*innen aus Markt, Produktion und Forschung haben sich über aktuelle Fragen und Herausforderungen auf dem Schweizer Bioschweinemarkt ausgetauscht. Thematische Schwerpunkte waren dieses Jahr Klauengesundheit, Fütterung und Schlachtung.

Nachfragereduktion bei Coop und Migros

Den Auftakt zu der Veranstaltung machte Luca Müller, Produktmanager Fleisch von Bio Suisse, mit einem Bericht über die aktuelle Situation am Schweizer Biomarkt. Diese bleibt nach einer kurzfristigen Abnahme der Nachfrage von Seiten der Migros seit dem zweiten Quartal 2024 weiter herausfordernd. Die Nachfrage beider Grossverteiler wird auch in Zukunft abnehmen (Migros: -15 Prozent ab dem vierten Quartal 2025, Coop: -5 Prozent für 2026), hinzu kommt neu ein restriktives Abnahmeverhalten der Migros. 

In den Mengen- und Preisverhandlungen mit der Migros konnten jedoch laut Müller auch wichtige Ziele erreicht werden, wie eine planbare Abnahmemengen und ein beständiger Richtpreis. Rückblickend sei der Markt Ende 2024 stark überversorgt gewesen, was Entlastungsmassnahmen notwendig machte. Für die Jahre 2025 und 2026 prognostiziert Müller, dass sich das Angebot an die Nachfrage annähert, die Produktion müsse jedoch weiterhin heruntergefahren werden.

Prävention und Behandlung von Klauen-Verletzungen

Stefanie Klausmann vom Schweinegesundheitsdienst der Suisag zeigte Einflüsse auf die Gesundheit der Klauen auf. Faktoren wie Genetik, Fütterung und Infrastruktur können sich negativ auf die Klauengesundheit der Sauen auswirken. So ist die Struktur des Klauenhorns gemäss Klausmann massgeblich durch Nährstoffelemente Zink, Kupfer und Biotin bestimmt. Eine entsprechende Versorgung der Tiere über die Fütterung sowie die Bioverfügbarkeit seien für eine gute Hornqualität also Bedingung.

Die Tierärztin zeigte anhand des Panaritiums, einer eitrigen Entzündung im Klauenbereich, Ursachen und Folgen dieses Krankheitsbildes auf. Dabei dringen bakterielle Erreger infolge einer Verletzung mehr oder weniger tief in den Klauenbereich ein. Schmerzhafte Entzündungen können die Folge sein. Beschädigte Roste oder scharfe Kanten und Tritte sind mögliche Verletzungsherde, insbesondere in Kombination mit einer unruhigen Herdendynamik. 

Präsentation eines mobilen Klauenstands

Weiter stellen Wasseransammlungen, rutschige Böden oder gefrorene Böden gemäss Klausmann ein Risiko dar. Klauenrisse, -läsionen und Stallklauen sind weitere Störungen gesunder Klauen, die Massnahmen im Bereich der Pflege, Bodenbeschaffung und/oder Fütterung erfordern. 

Abgerundet wurde der Beitrag von Klausmann durch die praktische Vorführung eines Klauenstandes. Bei starkem Regen demonstrierte Eugen Schmid von der Firma Tool Systems den Teilnehmenden das Prinzip des mobilen Klauenstandes, der eine unkomplizierte Klauenpflege der Tiere ermöglicht.

Ressourcenorientierte Fütterung beim Bioschwein

Ueli Wampfler, regionaler Verkaufsleiter des Futtermittelherstellers Granovit, erläuterte die grundsätzliche Herausforderung einer bedarfsgerechten Versorgung bei Mastschweinen. So haben die Tiere zu Beginn ihres Lebens einen hohen Proteinbedarf, der sich mit zunehmendem Gewicht reduziert. Bei gleichbleibendem Proteinangebot über die Fütterung würde sich daraus je nach Wachstumsphase eine Unter- bzw. Überversorgung ergeben. Mit der stickstoffreduzierten Phasenfütterung sollen Ammoniakverluste über Urin und Kot der Tiere reduziert werden. Sie wird zudem über die Ressouceneffizienzbeiträge vom Bund gefördert werden. 

Spezifische Grenzwerte sind in diesem Kontext für Biobetriebe höher, so Wampfler, denn anders als in der konventionellen Produktion dürfen biologischen Futtermitteln keine synthetischen Aminosäuren beigemischt werden. Um eine gute Versorgung der Schweine mit essentiellen Aminosäuren zu gewährleisten, darf deshalb mehr Rohprotein gefüttert werden, woraus wiederum ein höherer Ammoniak-Ausstoss resultiert.

Wampfler weist in seinem Beitrag wiederholt darauf hin, dass Effizienz in der Bioschweineproduktion aufgrund der Richtlinien schwierig zu erreichen, aber dringend anzustreben sei.

Von der Tötung zur Schlachtung

Milena Burri, wissenschaftliche Mitarbeiterin am FiBL, informierte in ihrem Beitrag über die situativen und rechtlichen Rahmenbedingungen einer Nottötung auf dem Betrieb. Um eine Tötung durchführen zu dürfen, muss die entsprechende Person einerseits fachkundig sein. Andererseits sind je nach Alter bzw. Grösse der Tiere die entsprechenden Methoden anzuwenden und korrekt auszuführen, so Burri. Diese umfassen das Einschläfern durch eine*n Tierärztin/Tierarzt, einen nicht penetrierenden Bolzenschuss mit und ohne Entbluten sowie den Kopfschlag oder Bolzenschuss mit anschliessendem Entbluten.

Anders als die Nottötung, ist die Hoftötung eine Alternative zur regulären Schlachtung im Schlachthof. Mit der Hoftötung von Schweinen und Kleinwiederkäuern befasst sich das FiBL Projekt «hosk», welches von Anna Jenni vorgestellt wurde. Bei der Hoftötung wird die Betäubung und das Ausbluten durch den/die Landwirt*in selbst oder durch Dienstleister vorgenommen. Dieses Konzept ist für Rindvieh bereits relativ gut untersucht und Ergebnisse in Bezug auf das Stressempfinden der Tiere sind vorhanden. Ein ähnliches Bild – d.h. weniger Stress bei der Hoftötung im Vergleich zur Tötung im Schlachthof – zeigt sich nun auch für Schweine. Voraussetzungen für die erfolgreiche Umsetzung auf dem Landwirtschaftsbetrieb sind eine Bewilligung des kantonalen Veterinäramtes sowie die entsprechende Infrastruktur auf dem Hof bzw. für den Transport. Das Netzwerktreffen Hoftötung am FiBL soll den Erfahrungsaustausch mit der Praxis weiter anregen und bietet weitere Informationen zum Vollzug.

Innovation Marke Eigenbau

Zum Abschluss des Vormittages haben Jürg und Martin Meier vom Biohof Meier in Noflen bei Thun, BE ihren praktischen Ansatz zur Fütterung ihrer Absatzferkel vorgestellt. Sie gewährten Einblicke in die Entwicklung des hofeigenen Ferkelfutters. Auslöser dafür war eine auffallend hohe Anzahl von an Durchfall erkrankter Ferkel nach dem Absetzen. Nach mehreren Fehlschlägen begannen die beiden Praktiker kurzerhand selber zu tüfteln. Nach einer intensiven Phase des Experimentierens mit verschiedenen Futtermittelzusammensetzungen und -zusätzen ergab sich schliesslich ein ideales Futter für den Betrieb auf Basis von Gemüse- und Obsttrestern aus der Saftindustrie. Nachdem das Futter im September 2024 zur Patentierung angemeldet worden ist, wird es in ihrer Praxis bereits erfolgreich eingesetzt und an weitere Abnehmer verkauft.

Stephanie Hoch, FiBL

Weiterführende Informationen

 

Hinweis: Dies ist eine tagesaktuelle Meldung. Sie wird nicht aktualisiert.

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