Dank hartnäckiger Lobbyarbeit des Forschungsinstituts für biologischen Landbau FiBL konnte erreicht werden, dass Novodor (Bacillus thuringiensis subsp. tenebrionis) für die Saison 2022 provisorisch zugelassen wird. Ein Wechsel des Produktionsstandortes machte eine Zulassung erforderlich. Am 23. Mai 2022 wurde die Allgemeinverfügung («Notfallbewilligung») im Bundesblatt publiziert. Beim Handel ist die Ware ab sofort bestellbar, das Mittel sollte innert Wochenfrist beim Handel eintreffen und wird dann versandt.
Rasche Entwicklung erwartet
Die Bewilligung kommt gerade noch knapp rechtzeitig, denn die Regulierung des Kartoffelkäfers beginnt jetzt. Verbreitet werden in tiefen Lagen Eigelege gefunden, die ersten Larven sind bald oder bereits am Schlüpfen. Mit der warmen Witterung ist eine rasche Entwicklung zu erwarten, es sollten Massnahmen zur Regulierung ergriffen werden.
Dieses Jahr haben wir zum ersten Mal die komfortable Situation, dass beide Biomittel der Wahl, Neem-Produkte und auch Novodor, zugelassen und verfügbar sind. Dies ist vorteilhaft, weil so je nach Situation, das besser geeignete Mittel eingesetzt werden und einer Resistenzbildung vorgebeugt werden kann.
Kombinierte Regulierung
Ideal ist eine kombinierte Regulierung des Kartoffelkäfers mit Neem-Produkten zu Beginn der Saison und Novodor im Anschluss. Sind die Larven noch in kleinen Stadien, so ist auch der Blattfrass pro Tag noch klein, und eine langsamere Wirkung kann in Kauf genommen werden. Je grösser die Larven werden, desto rascher möchte man den Blattfrass stoppen. Dann ist eher der Einsatz von Novodor angebracht.
Beide Mittel konnten in Feldversuchen vom FiBL eine gute Wirkung zeigen. Novodor ist aber vor allem bei grösseren Larven klar im Vorteil. Die Neem-Produkte sind immer dann vorzuziehen, wenn kleinere Larven zu regulieren sind und das Wetter unbeständig ist, denn Novodor wird vom Regen abgewaschen.
Spritzversuche in Deutschland haben gezeigt, dass sich der höchste Wirkungsgrad mit einer Spritzung mit Neem-Produkten und einer zweiten Spritzung mit Novodor innerhalb von fünf bis sieben Tagen erzielen lässt. Beide Produkte sollten idealerweise nachts, spät abends oder bei wenig Taubildung morgens gespritzt werden, da die Mittel UV-empfindlich sind, solange sie nicht angetrocknet sind.
Empfehlung: Jetzt intensiv die Bestände kontrollieren und beim ersten Schlupf der Kartoffelkäfer-Larven eine Applikation mit Neem-Mitteln vornehmen.
| Bacillus thuringiensis tenebrionis (Novodor) | Azadirachtin (Neem) |
| Zulassung | Bio Suisse: Zulassung in Kartoffeln | Bio Suisse: Zulassung in Kartoffeln, max. 4 Applikationen pro Jahr |
| Produkte | Novodor 3FC, weitere siehe Betriebsmittelliste | NeemAzal-T/S, weitere siehe Betriebsmittelliste |
| Dosierung | 3 bis 5 Liter pro Hektare, bei grösseren Larven 5 Liter empfohlen | 2.5 Liter pro Hektare |
| Wirkungsdauer | 3 bis 4 Tage | ca. 7 bis 10 Tage |
| Wirkungseintritt | rasch (wenige Tage) | langsam |
| Regenbeständigkeit | schlecht | gut, sobald angetrocknet |
| Kosten Mittel pro Hektare | 175.22 Franken pro Hektare (5 Liter) | 249 Franken pro Hektare |
| Mischbarkeit mit Kupfer | unmittelbar vor Ausbringung möglich | problemlos |
| Empfindlichkeit auf UV-Licht | hoch, solange nicht angetrocknet | hoch, solange nicht angetrocknet |
Tobias Gelencsér, FiBL
Weiterführende Informationen
Allgemeinverfügung Novodor (Webseite Bund)
Regulierung des Kartoffelkäfers (Rubrik Kartoffeln)
Kartoffeln (ganze Rubrik)