Rund 360 Exponentinnen und Exponenten der Demeter-Bewegung in der Schweiz trafen sich am vergangenen Samstag im Bierhübeli in Bern. Sie feierten den 100. Geburtstag der biodynamischen Landwirtschaft, deren Produkte unter dem Label Demeter vertrieben werden. «Die Stimmung war festlich und ausgelassen», heisst es in einer Mitteilung von Demeter Schweiz, «Grund zu feiern gab es allemal: Weltweit kann kein anderes Bio-Label auf eine so lange Geschichte zurückblicken.»
«Im Einklang mit der Natur»
Alfred Schädeli, der Präsident des Vereins für biologisch-dynamische Landwirtschaft, blickte in seinem Referat auf eine reiche Tradition zurück. Sein Verein, in dem sich die biodynamischen Landwirtinnen und Landwirte zusammengeschlossen haben, ist nur wenige Jahre jünger als die biodynamische Landwirtschaft selbst. Der Verein wurde 1937 gegründet. Alfred Schädeli: «Unsere Art, Landwirtschaft zu betreiben, ist im hohen Alter von 100 Jahren aktueller und relevanter denn je. Wir arbeiten mit der Natur, nicht gegen sie», so der Präsident. «Unsere Landwirtschaft ist zukunftsfähig – ohne Pestizide und Gentechnik.»
Es begann mit Visionären
An der Feier beteiligt war auch der Schweizerische Demeter-Verband. Dieser ist ein Zusammenschluss von Vertreterinnen und Vertretern von Produktion über Verarbeitung und Handel bis zum Konsum. Präsident Herman Lutke Schipholt meinte in seinem Referat: «Was vor 100 Jahren mit einigen visionären Bauern begann, ist unter dem Label Demeter längst zum Inbegriff für verantwortungsvolle Landwirtschaft und gesunde Lebensmittel geworden.»
Ursprünge in Polen
Die Geschichte der biodynamischen Bewegung begann 1924 im heutigen Polen. Auf dem Landgut Koberwitz hielt seinerzeit Rudolf Steiner eine Reihe von Vorträgen. Der Begründer der Anthroposophie wies besorgten Bauern einen Weg, im Einklang mit der Natur zu wirtschaften. Die acht Vorträge des «Landwirtschaftlichen Kurses» bilden bis heute die Grundlage für die biologisch-dynamische Landwirtschaft.
419 Betriebe mit 8365 Hektaren
Vier Jahre nach der Initialzündung entstand 1928 die Marke Demeter, benannt nach der griechischen Göttin der Fruchtbarkeit der Erde und des Ackerbaus. Die ersten Demeter-Richtlinien wurden festgelegt. Von da an wuchs die Bewegung stetig. Allein in den letzten zehn Jahren nahm die biodynamische Anbaufläche weltweit um 57 Prozent zu. Mehr als 7000 Landwirtinnen und Landwirte bewirtschafteten 2022 eine Gesamtfläche von 255 000 Hektar. In der Schweiz waren es letztes Jahr 419 Bauernbetriebe, die insgesamt 8356 Hektaren biodynamisch bewirtschafteten.
Pioniere in der Schweiz
In der Schweiz waren es Rosa und Konrad Oswald, die bereits 1930 ihren Hof in Klarsreuti im Kanton Thurgau auf biologisch-dynamische Landwirtschaft umstellten. Sie gehörten zu den ersten Biobauern der Schweiz. Der Oswaldhof existiert noch heute.
Die biologisch-dynamische Landwirtschaft geht laut der Mitteilung von einem ganzheitlichen, ökologischen und solidarischen Ansatz aus, mit dem Ziel, alle Beteiligten nachhaltig zu stärken. Zentral sind Humusaufbau, biodynamische Präparate und eine wesensgemässe Tierhaltung. Die Verarbeitung der Lebensmittel erlaubt nur wenige Zusatzstoffe.
Weiterführende Informationen
Die Webseite der Bewegung (demeter.ch)
Demeter (Rubrik Bioorganisationen)
Geschichte des Biolandbaus (Rubrik Grundlagen)