Vor über dreissig Jahren begannen die Gespräche über eine mögliche Zusammenarbeit im Bereich Biolandbau zwischen dem FiBL und Coop. Dass diese Verhandlungen so erfolgreich verlaufen sind, ist vor allem zwei Personen zu verdanken: Urs Niggli, damaliger FiBL Direktor und heute Präsident des Instituts für Agrarökologie sowie Felix Wehrle, damaliger Leiter der Abteilung Wirtschaftspolitik bei Coop und später Stiftungsrat am FiBL. Im Jahr 1993 war es so weit: Die Eigenmarke Naturaplan wurde gegründet und Coop und das FiBL begannen eine Kooperation, deren Ziel es bis heute ist, den Biolandbau zu fördern, beispielsweise in den Bereichen Anbaumethoden, Tierhaltung und Produktqualität. So ist 2023 das Jahr der Jubiläen: 30 Jahre Partnerschaft von Coop und FiBL, 30 Jahre Coop Naturaplan und 50 Jahre FiBL.
Auf dem Weg aus der Nische
Zu den anfänglichen Schwierigkeiten des Naturaplan-Sortiments gehörte eine generelle Skepsis gegenüber Bio, die fehlende Bereitschaft von Konsumentinnen und Konsumenten, höhere Preise zu bezahlen sowie die mangelnde Qualität vieler Produkte. Äpfel beispielsweise waren häufig schrumpelig und wiesen Schorfflecken auf. 1993 startete das erste gemeinsame Projekt von Coop und FiBL mit dem Ziel, schorffreie Äpfel zu produzieren. Dabei standen die Sortenwahl, der Pflanzenschutz, die Bodenbearbeitung sowie die Produktqualität im Zentrum.
Ein besonders exotisches Projekt aus den Anfangszeiten: Mit kubanischen Partnern arbeitete das FiBL 1997 am Aufbau einer Bioproduktion für Zitrusfrüchte. Mit Erfolg: 2001 führte Coop als erste Detailhändlerin Knospe-zertifizierte Orangen- und Grapefruitsäfte aus Kuba ein. Dabei erhielten die kubanischen Produzentinnen und Produzenten für ihre Biofrüchte faire Preise. Das Projekt wurde später auf Mexiko ausgedehnt. Der Naturaplan-Orangensaft aus Mexiko ist bis heute bei Coop erhältlich.
Im Jahr 2003 wurde anlässlich des zehnjährigen Jubiläums des Labels Naturaplan der Coop Fonds für Nachhaltigkeit ins Leben gerufen. Mit diesem wurden seither auch zahlreiche FiBL Projekte finanziert. Coop unterstützte neue Projekte in den Bereichen Lebensmittelqualität, Biosaatgut und Tiergesundheit, zum Beispiel die Antibiotikareduktion in der Milchviehhaltung.
In eine nachhaltige Zukunft
Im Jubiläumsjahr 2023 feierte Coop 30 Jahre Naturaplan und lancierte 200 Produktneuheiten, womit die Anzahl der Bioproduke in den Coop-Regalen auf 8700 gestiegen ist. Coop will die langjährige Zusammenarbeit mit dem FiBL auch weiterhin fortführen. «Es braucht neue Projekte», sagt Coop-Chef Philipp Wyss im Bioaktuell-Magazin 10/23. «So, wie wir jetzt zum Beispiel die Zuckerrüben fördern.» Viel Arbeit steckt in dem inländischen Bio-Knospe-Zucker im Coop-Regal: Seit 2017 fördert Coop den Anbau von Biozuckerrüben in der Schweiz. Als einheimische Kultur passen Zuckerrüben optimal in die Fruchtfolge und Diversifizierung der Schweizer Biolandwirtschaft, benötigen aber viel Wissen und innovative Techniken im Anbau.
Meilensteine der Zusammenarbeit von Coop und FiBL
1993 | Coop und das FiBL beginnen eine Kooperation: Das erste von Coop unterstützte FiBL Projekt widmet sich der schorffreien Apfelproduktion. Gleichzeitig lanciert Coop die Marke Naturaplan und nimmt zum ersten Mal Bioprodukte ins Sortiment auf. |
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1997 | Die langfristig ausgerichtete Partnerschaft mit dem FiBL beginnt. Das von Coop unterstützte Projekt Zitrussaft aus Kuba beginnt. |
2003 | Coop gründet anlässlich des 10-jährigen Jubiläums von Naturaplan den Coop Fonds für Nachhaltigkeit. Ein langjähriger Forschungsvertrag wird von Coop und dem FiBL unterzeichnet, die Finanzierung wird ausgebaut. Projekte in den Bereichen Lebensmittelqualität, Biosaatgut und Tiergesundheit starten. |
2007 | Ausdehnung des Projektes Zitrussaft auf Mexiko. |
2009 | Start des Projektes zur Biokälbermast mit Mutterkuh- und Ammenhaltung: Biobetriebe, die ihre Kälber entsprechend halten möchten, werden beraten. |
2011 | Start des Projektes zur Entwicklung von selektiven, hochwirksamen sowie wirtschaftlich rentablen Kupferersatzprodukten aus Komponenten von Pflanzen und Mikroorganismen. |
2014 | Start des Projektes zur biologischen Bekämpfung von Citrus Greening: Entwicklung, Test und Dissemination von wirksamen biologischen Methoden zur Eindämmung der Krankheit auf Biozitrusplantagen in Mexiko. |
2015 | Start des Projektes zur Nützlingsförderung beim Kohlanbau: Forschung zu Nützlingsförderung als Alternative zu Pflanzenschutzmitteln beim Kohlanbau, um den Einsatz von biologischen Insektiziden im Biolandbau langfristig zu reduzieren. Start des Projektes zur Unterstützung der Biobaumwolle-Produktion in Indien: Weiterentwicklung biologischer Anbaumethoden und der Schädlingsbekämpfung sowie Entwicklung von qualitativ hochstehendem Biosaatgut im Produktionsgebiet der Coop-Naturaline-Baumwolle. |
2016 | Start des Projektes zu Schweizer Biosoja: Förderung der Biosoja-Produktion und -Verarbeitung in der Schweiz durch Züchtung, Sortenprüfung, Saatgutvermehrung bis hin zur Produktentwicklung. |
2017 | Start des Projektes Precision Farming: Am Beispiel von Zuckerrüben und Kartoffeln werde biologische Lösungsansätze getestet, welche bisher aufgrund fehlender Technik zu aufwendig waren. |
2023 | Seit dreissig Jahren arbeiten Coop und FiBL in Forschungs- und Entwicklungsprojekten zusammen. Rund sechzig Projekte wurden bisher gemeinsam realisiert. |