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Erfahrungsaustausch - Gemüsebau im Winterhalbjahr

Meldung  | 

Die diesjährige Novembertagung (ERFA) widmete sich ganz dem Gemüsebau im Winterhalbjahr. Natürlich bedeutet der Winter die Ruhesaison für Boden und Geist. Aber wer es nicht lassen kann oder will, sowie die knapp 50 Teilnehmerinnen und Teilnehmer, kann auch in der kalten Jahreszeit mehr produzieren, als vielleicht gedacht.

Die ERFA-Teilnehmende auf dem Betrieb «Domaine des Prés d'Areuse» in Boudry. Foto: FiBL, Patricia Schwitter

Die Ernte des Nüsslisalats erfolgt rückenschonend im Stehen mit einer speziellen Erntehilfe. Foto: FiBL, Patricia Schwitter

Stickstoffverluste mit Zwischenfrüchten erfolgreich vermeiden

Zum Beispiel indem man sich überlegt, wie man Stickstoffverluste aufgrund der immer wärmeren und daher nasseren Winter minimiert und seinen Reststickstoff im Boden am besten ins neue Jahr bringt. Denn gerade im Gemüsebau können erhebliche Mengen an Stickstoff in Form von Ernterückständen auf dem Feld zurückbleiben. Man denke an die Strünke von Rosenkohl, Broccoli oder Bohnenbüschel. Reto Neuweiler von der Agroscope hat diesbezüglich seine Erfahrungen geteilt und die neusten Versuchsresultate zum Thema Spätbegrünung präsentiert. Denn unter den klimatischen Bedingungen des Schweizer Mittellandes können während der Vegetationsruhe erhebliche Verlagerungen von mineralischem Stickstoff in Form von Nitrat in tiefere Bodenschichten gelangen, wo sie für die folgende Gemüsekultur kaum mehr aufnehmbar sind. Die Anforderungen an die Zwischenkultur sind deutlich höher als im Ackerbau, denn unter anderem darf es keine Wirtspflanze von Gemüsepathogenen sein, sollte möglichst spät ausgesät werden können, in kurzer Zeit viel Pflanzenmasse bilden und keinen Durchwuchs verursachen. In den Versuchen mit Grünschnitthafer konnte so eine nicht zu vernachlässigende Stickstoffmenge aufgenommen und konserviert werden.

Alternative Kulturen für die Ernte im Winterhalbjahr

Eine andere Möglichkeit ist Kulturen so auszuwählen und in den Anbauplan einzubauen, dass man trotz Kälte und Frost den ganzen Winter frisches Gemüse ernten kann. Wolfgang Palme von der HBLFA Schönbrunn teilte dabei seinen Wissensschatz über den Gemüseanbau im Winter und gab Einblicke in verschiedene wintergeeignete Kulturen sowie Tipps zur Anbautechnik geliefert. Denn viele Gemüsearten sind frostfester als landläufig bekannt, er verwiest auf neue alte Gartenbautechniken welche die Saison verlängern, wie zum Beispiel die Mistbeetkästen, welche sich mit einfachen Mitteln an zeitgemäße Produktionsverhältnisse anpassen und im kleinstrukturierten, konsumentennahen Anbau verwirklichen lassen. Auch Folientunnel und Minitunnel bieten winterlichen Schutz und sorgen für einen raschen Erwärmungseffekt durch Abdeckung während sonniger Tagesstunden. Seiner Erfahrung nach ist meist nicht die Kälte das Problem, sondern die unkontrollierbaren Winterniederschläge. Wichtig ist auf jeden Fall der mechanische Schutz vor Wind, denn Verletzungen können die Frosttoleranz einer Pflanze erheblich senken. Daher sollten gefrorene Bestände nicht berührt werden, und selbst beim Einsatz von Vlies ist besondere Vorsicht geboten.

Kurzbeiträge: Nachhaltige Heizverfahren und Gemüselagerung

In weiteren Kurzbeiträgen wurde darüber gesprochen, wie Biogewächshäuser in Zukunft geheizt werden und welche Pläne Bio Suisse diesbezüglich hat. Ebenfalls wurde das Low-Tech System «Thermitube» vorgestellt, mit welchem sich die Saison durch Sonnenenergie verlängern lässt. Dieses Verfahren ist insbesondere für direktvermarktende Betriebe ein interessantes Verfahren, um die Saison im ungeheizten Folienhaus/-tunnel zu verfrühen und zu verlängern. Als Abschlussvortrag wurde ein alternatives Lagerverfahren mit Hilfe von Mini-CA-Boxen vorgestellt. Einige der Teilnehmer*innen nutzen dieses System bereits erfolgreich, wodurch im Anschluss an den Vortrag ein reger Fachaustausch stattfand.

Von A wie Artischocke bis Z wie Zuckerhut

Am Nachmittag wurden wie üblich zwei Gemüsebaubetriebe besucht. Das erste Exkursionsziel war der Betrieb «les bottés toqués», der nach den Demeter- und Bio Suisse Richtlinien bewirtschaftet wird. Der Betrieb hat sich auf den gedeckten Anbau spezialisiert und kultiviert im Winterhalbjahr primär Nüsslisalat, während des Sommers sind die Gewächshäuser wiederum mit Fruchtgemüse belegt. Während der eineinhalbstündigen Führung zeigte der Produktionsleiter Christian Hülsmann, wie Nüsslisalat in Direktsaat angebaut wird und wie auf seinem Betrieb das mühsame Ernten auf den Knien umgangen werden kann (siehe Bild).

Für einen optimalen Kulturstart müssen zunächst feinkrümelige Gemüsebeete gefräst werden. Anschliessend erfolgt die maschinelle Aussaat und in einem weiteren Arbeitsschritt wird die Saat mit Sand und Basalt abgestreut. Die Ernte des Nüsslisalat erfolgt rückenschonend im Stehen mit einer speziellen Erntehilfe. Lediglich vorhandene Beikräuter müssen aussortiert werden.

Danach ging es weiter zum Bio Suisse Betrieb «Domaine des Prés d'Areuse» in Boudry, auf dem Yannik Fleury verschiedenste (Winter-) Kulturen, wie beispielsweise Nüsslisalat, Pak Choi, Zuckerhut, Radieschen und Broccoli anbaut, welche im wunderschönen Hofladen direktvermarktet werden. Aber auch aussergewöhnliche Kulturen, wie die Artischocke, der Ingwer und der Kurkuma sind auf den Gemüseflächen zu finden. Die Diversifizierung ist dem Betrieb ein besonderes Anliegen, um sich von der Konkurrenz abheben zu können. Um mehr hofeigenes Gemüse anbieten zu können, wird aktuell ein weiteres Gewächshaus gebaut.

Patricia Schwitter & Tino Hedrich (beide FiBL)

Hinweis: Dies ist eine tagesaktuelle Meldung. Sie wird nicht aktualisiert.

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