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Von der Weide zum Wissen

Meldung  | 

Am 6. Februar 2025 fand der Erfahrungsaustausch zur Weiderindermast am FiBL in Frick statt. Die Veranstaltung bot Landwirt*innen aus der Weidemastbranche sowie Forschenden eine Möglichkeit zum Austausch über aktuelle Themen im Bereich Marktentwicklung, Fleisch- und Schlachtkörperqualität sowie Tiergesundheit.

Am Nachmittag berichtete Pascal Nägele, Pächter des FiBL Hofs, über seine Erfahrungen in der Aufzucht von Milchkälbern für die Weidemast. Foto: FiBL, Sophie Schürmann

Milena Burri stellte die Hoftötung am FiBL Hof vor. Foto: FiBL, Sophie Schürmann

Luca Müller, Produktmanager Fleisch bei Bio Suisse, startete die Tagung mit einem Überblick über die aktuelle Situation am Kälber- und Rindfleischmarkt. Trotz ökologischer Vorteile und hoher Tierwohlstandards gestalte sich die Vermarktung von Bioweiderindfleisch schwierig. «Die Nachfrage nach hochwertigem Biofleisch reagiert nach wie vor sehr sensibel auf Preisentwicklungen. Viele Konsument*innen greifen weiterhin zur günstigeren Variante», bemerkte Müller.

Darüber hinaus, stellte Müller fest, habe sich die allgemeine Tiefpreispolitik durch den von Aldi ausgelösten Preiskampf noch verschärft. Dies übe Druck aus auf die Produzent*innen. Bio Suisse sei jedoch darauf bedacht, die Produzentenpreise zu verteidigen. «Entscheidend ist, dass wir die Vorzüge und den hohen Tierwohlstandard von Weiderindern nach aussen deutlich kommunizieren», betonte Müller.

Ein Drittel der Kälber verlässt den Biokanal

Der Biokalbfleischmarkt unterliegt starken Schwankungen und der Kalbfleischkonsum nimmt stetig ab. 14 Prozent der geborenen Biokälber gehen in die Weidemast. Dieser Prozentsatz beinhaltet sowohl Kälber aus der Milchvieh- als auch aus der Mutterkuhhaltung.

Nach wie vor verlassen rund 30 Prozent der Biokälber den Biokanal, was eine Herausforderung für die Branche darstellt. Um Krankheitsrisiken zu minimieren, empfahl Müller die Zusammenarbeit mit Partnerbetrieben anstelle der Verschiebung der Kälber auf einen Mastbetrieb. 

Qualität ist nicht gleich Qualität

Das FiBL verglich im Rahmen eines grossen EU-Forschungsprojektes (INTAQT) die Qualität tierischer Produkte inklusive Weiderindfleisch in unterschiedlichen Produktionssystemen. «Dem Weiderind wird oft eine zu schlechte Qualität vorgeworfen, doch von welcher Qualität sprechen wir überhaupt?», fragte Rennie Eppenstein aus der Gruppe Tierhaltung und Tierzucht am FiBL. 

Die Studie zeigt, dass sich die Qualitätsansprüche zwischen den Stakeholdern stark unterscheiden: Während der Detailhandel auf Schlachtkörperqualität (CH-TAX) und Gewicht achtet, legen Konsument*innen mehr Wert auf Tierwohl und Nachhaltigkeit sowie Sensorik, Nährwerte und Lebensmittelsicherheit. In diesen Bereichen kann das Weiderind mit besonders hochwertigem Fleisch punkten, so Eppenstein.

Sensorisch überzeugt das Weiderindfleisch mit einer der höchsten Marmorierungen auf dem Markt. Ernährungsphysiologisch überzeuge Biofleisch von Weiderindern durch ein sehr gutes Omega-6:Omega-3-Fettsäuren-Verhältnis sowie einen hohen Häm-Eisen-Gehalt. «Zukünftig sollte die Qualitätseinschätzung durch den Detailhandel stärker an die Erwartungen der Konsumierenden angepasst werden, um den Absatz von Bioweiderindfleisch zu steigern», forderte Eppenstein.

Tiergesundheit: Vorbeugende Massnahmen sind essenziell

Endo- und Ektoparasiten sind Herausforderung in der Weidemast und können erhebliche Leistungseinbussen verursachen, berichteten Steffen Werne und Veronika Maurer aus der Gruppe Tiergesundheit am FiBL. «Die richtige Beweidungsstrategie ist zentral für die Bekämpfung von Endoparasiten wie Lungen- oder Magen-Darm-Würmern», so Werne. Ein Zwischenschnitt verlängert die Weideruhe von zirka vier auf acht Wochen und umgeht so das maximale Larvenvorkommen von Magen-Darm-Würmern auf der Weide. Ist ein Zwischenschnitt nicht möglich, so kann die Weide bei Abtrieb etwas höher stehen gelassen werden. Dies gilt für normales oder eher trockenes Wetter, da sich Magendarmwürmer dann eher bodennah in der unteren Futterschicht befinden. Bei längerfristig nassen Bedingungen steigen die Würmer jedoch in höhere Futterlagen und eine höhere Restweidehöhe kann die Aufnahme vieler Larven nicht verhindern. Werne empfahl zudem eine Schluckimpfung gegen Lungenwürmer im Frühjahr vor Weideaustrieb. 

Die Kontrolle von Ektoparasiten wie Fliegen, Bremsen oder Mücken direkt auf der Weide ist laut Maurer schwierig. Bei Behandlungen zum Übergiessen, sogenannten «Pour-Ons», seien unbedingt die Betriebsmittelliste und Absetzfristen zu beachten. Maurer empfahl vorbeugende Massnahmen wie eine gute Stallhygiene, Brutstättensanierungen und die Förderung natürlicher Feinde (z. B. Schwalben).

Blauzungenkrankheit: Impfungen und Schutzmassnahmen

Ariane Maeschli informierte über die Blauzungenkrankheit. Die Impfung gegen den Serotyp BTV-3 ist nun in der Schweiz befristet zugelassen und besonders bei Tieren ohne Antikörper sinnvoll. «Die Impfung verhindert keine Infektion, sondern mildert lediglich die Symptome», erklärte Maeschli, «sie schützt ausserdem nicht vor einer Ansteckung mit dem Serotyp BTV-8.» Daher sind ergänzende Schutzmassnahmen wie Insektenkontrolle und Stallmanagement von Bedeutung. Zusätzlich kann eine homöopathische Prophylaxe unterstützend wirken.

Synergien nutzen: ProBio als zentrales Austauschangebot

Kurz vor der Mittagspause stellten Léa Sommer von Bio Suisse und Josef Steinemann vom Biohof Netzelen die ProBio-Arbeitskreise vor. Diese bieten Landwirt*innen die Möglichkeit, sich zu vernetzen und auszutauschen. Die Anwesenden wurden zur Teilnahme an oder Gründung von Arbeitskreisen eingeladen. Interessierte dürfen sich gerne bei Léa Sommer (Kontakt: Siehe Ansprechpartnerin) melden.

Zum Zmittag gab es Rindsgeschnetzeltes an Pfeffersauce – natürlich mit Fleisch vom FiBL Hof.

Sophie Schürmann, FiBL

Weiterführende Informationen

Merkblatt zur Bioweidemast (FiBL Shop)
Weidemast (Rubrik Rindvieh)
Tiergesundheit (Rubrik Tierhaltung)
Arbeitskreise ProBio (Bio Suisse)
Projekt INTAQT (FiBL)
Handbuch zur homöopathischen Stallapotheke (IG Homöopathie Nutztiere)

Hinweis: Dies ist eine tagesaktuelle Meldung. Sie wird nicht aktualisiert.

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