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«Es geht darum, die hydrologische Dynamik zu überdenken»

Meldung  | 

Der Franzose Alain Malard ist Spezialist für Permakultur im Rebbau. Er propagiert die Prinzipien der regenerativen Hydrologie, die darauf abzielen, das Wasser besser zu verteilen.

Weinberge, die nach den Prinzipien der regenerativen Hydrologie umgestaltet wurden.

Alain Malard ist Weinbauberater, Spezialist für Permakultur und regenerative Hydrologie.

Erdrutsche durch Extremniederschläge, schwindende Wasserreserven durch Dürreperioden: Die globale Erwärmung stellt Reben sowie Winzerinnen und Winzer auf eine harte Probe. Wie können sie sich anpassen? 

Alain Malard: Historisch gesehen hat man immer versucht, das Wasser zu kanalisieren und abzuleiten. Bei regelmässigen und nicht zu starken Niederschlägen funktionierte dieses System. Nun reichen Drainagen, Terrassen und andere Vorkehrungen nicht mehr aus, um das überschüssige Wasser bei Starkregen abzuleiten. Unbewachsene, verdichtete Böden machen die Sache nicht besser. Genauso wie Pflanzungen in geraden Reihen, die zum Abfluss des Wassers und zu Rinnenbildung führen. Die Lösung besteht darin, das Wasser dort aufzufangen, wo es sich auf natürliche Weise ansammelt, und es entlang der Höhenlinien zu verteilen – Stichwort Keyline-Design. Das ist die Grundlage der Permakultur. 

Wie kann man die Permakultur, die für Anbauvielfalt und Bodenbedeckung steht, mit dem Rebbau, also dem Anbau einer mehrjährigen Monokultur, kombinieren? 

In der Permakultur setzt auf Integration statt Trennung. Die Anwendung auf den Rebbau setzt folglich ein Umdenken voraus: Winzerinnen und Winzer werden von reinen Bewirtschaftenden zu Begleiter*innen eines natürlichen Kreislaufs. Das bedeutet, die Weinberge wieder mit Bäumen, Sträuchern und Gras zu begrünen, Platz für Wildtiere und -pflanzen zu schaffen und kulturtechnische, genetische, sortenbezogene Vielfalt zu fördern. 

Welche Rolle spielt diese Vegetation im Wasserkreislauf? 

Man muss wissen, dass mehr als die Hälfte des Niederschlags eines Gebiets durch die Evapotranspiration der Pflanzen entsteht. Geht die Pflanzendecke verloren, führt das zu Dürreperioden und Überschwemmungen – zwei Seiten derselben Medaille. Den Boden zu bedecken und zu nähren bedeutet, wieder einen gesunden, natürlichen Wasserkreislauf herzustellen. Denn ein lebendiger Boden ist aufgrund des erhöhten Anteils an organischer Substanz der beste Verbündete, um Wasser zu speichern. Bäume und mehrjährige Pflanzen haben längerfristig einen positiven hydrologischen Effekt. Das Zurückhalten von Wasser in Terrassen, die bereits durchnässt sind, kann jedoch problematisch sein.

Was sind also die Schlüssel für die Winzerinnen und Winzer? 

Die hydrologische Dynamik muss auf der Ebene der Parzelle und des Wassereinzugsgebiet neu gedacht werden, damit das Wasser dort zirkuliert und verfügbar bleibt. Es gilt also, zunächst die natürlichen Wege des Wassers bei Regen zu verstehen und zu kartografieren. Anschliessend kann man versuchen, das Wasser zu verlangsamen, indem man Kanäle und Rinnen anlegt, die das Wasser speichern und verteilen. Dabei nutzt man die Höhenlinien des Geländes. Man kann die gesamte Parzelle umgestalten oder sich mit kleinen Anpassungen begnügen, bevor man die gesamte Parzellierung neu konzipiert und den Weg der Wasserresilienz einschlägt. 

Wie sieht es mit der Bewässerung aus, die von immer mehr Winzerinnen und Winzern praktiziert wird? 

Sie stellt keine Lösung dar, auch wenn sie manchmal eine wertvolle Hilfe bei der Wiederherstellung eines eigenständigen Systems sein kann. Parallel dazu müssen wir um jeden Preis die Nutzung unserer Böden und Rebberge überdenken, um wieder einen positiven Kreislauf in Gang zu setzen und das Klima zu beeinflussen.

Interview: Claire Berbain; Übersetzung: Sonja Wopfner 

Weiterführende Informationen

Die «regenerative Hydrologie» ist ein gängiger Begriff aus der Permakultur und regenerativen Landwirtschaft Frankreichs. Daher sind viele Quellen französischsprachig. 

Webseite von Alain Malard (permavitis.com)
Buch «Vignes, vins et permaculture» von Alain Malard (editions-france-agricole.fr) 
Masterarbeit «Quel est le potentiel de l’hydrologie régénérative?» von Lisa Di Maggio, Universität Lüttich (matheo.uliege.be) 

Hinweis: Dies ist eine tagesaktuelle Meldung. Sie wird nicht aktualisiert.

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