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Futterlaub kann der Gesundheit und dem Leistungsniveau dienen

Meldung  | 

Dass Futterlaub der Tiergesundheit von Wiederkäuern zuträglich ist, mag inzwischen bekannt sein. Dass aber die Blatt- und Zweigmasse von Gehölzen sehr hohe Anteile an Rohprotein und Spurenelementen aufweisen kann, dürfte überraschen. Beim dritten Agroforst-Webinar konnten mehr als 100 Teilnehmende spannende Informationen mitnehmen.

Bilder aus einem Fütterungsversuch: Das Laub wurde als Futter sehr gerne angenommen. Foto: FiBL, Claire Lumineau

Schon kleine Kälber zeigten sich interessiert an dem Laub. Foto: FiBL, Claire Lumineau

Die Tiere haben das Laub und Äste bis zu 8 mm Stärke problemlos gefressen. Foto: FiBL, Claire Lumineau

Nathaniel Schmid vom FiBL und Janos Wack von dem Unternehmen Triebwerk präsentierten eine Fülle an Beobachtungen und Erkenntnissen aus ihren aktuellen Projekten Agroforesterie und Futterlaub in der Landwirtschaft, kurz FuLaWi. 

Das FiBL ist am Projekt Agro4esterie in der Westschweiz beteiligt, in dem Rindvieh beobachtet wird. Die Futterlaubhecken können grundsätzlich auf Weiden stehen, die vom Weidevieh direkt und zeitlich begrenzt abgeweidet werden.  Eine andere Möglichkeit sei die Ernte auf dem Feld und das rationierte Zufüttern von Zweigen auf der Weide oder im Stall, erläuterte Nathaniel Schmid die Möglichkeiten.  

Janos Wack beschäftigt sich in dem Projekt FuLaWi in Deutschland hauptsächlich mit Kleinwiederkäuern. Hier seien Probleme wie Parasiten und Unterversorgung häufig anzutreffen, beschrieb Wack die Ausgangslage. Umso grösser könne das Potential von Futterlaub in diesem Bereich sein. 

Anspruchsvolles Weidemanagement

 «Auf extensiven oder semi-extensiven Wiesen kann es mit Hecken gleich oder mehr Ertrag geben, auch in trockenen Jahren», fasste Schmid Analyseergebnisse aus dem Projekt Agro4esterie zusammen. Nur auf intensiven Flächen sei mit einer Ertragsminderung durch die Hecken zu rechnen. 

Auch spannend waren die Beobachtungen des Tierverhaltens im Projekt: «In zwei Stunden wird mehr als ein Drittel des Laubes gefressen», erläuterte der FiBL Forscher. Die Tiere gehen also sehr gerne an das Laubfutter und vertilgen innerhalb kürzester Zeit den grössten Teil davon. 

Anzahl und Dauer der Beweidung beeinflusse deshalb die Wuchsform und -grösse entscheidend, so Schmid. «Wann öffne ich den Zaun und wie lange? Mit welchen Gehölzen arbeite ich und wie hoch sollen sie werden? Das sind wichtige Fragen für die Planung von Futterhecken», bestätigte Wack. 

Hoher Anteil Laub in der Futterration

Egal ob auf der Weide oder im Stall: die Rinder hätten sowohl die Blattmasse als auch kleine Triebe bis zu 8 Millimeter Stärke restlos gefressen, stellte Schmid anschaulich dar. So konnten im Projekt Agro4esterie bis zu 20 Prozent Laub in der Futterration eingesetzt werden. 

Im Projekt FuLaWi wurden sogar bis zu 40 Prozent Schwarzpappellaub in der Futterration an Kleinwiederkäuer verfüttert, was zu einer besseren Versorgung mit Mikronährstoffen und geführt habe. Besonders die Selenwerte verbesserten sich deutlich. 

Gleichzeitig war zu beobachten, dass der Methanausstoss von Schafböcken bei einem Laubfutteranteil von 39 Prozent um 15 Prozent geringer war als ohne Laubfutter. Das sei auch gesellschaftlich und politisch interessant, betonte Wack. 

Versorgung mit Rohprotein und Spurenelementen

Der Anteil an Rohprotein und Spurenelementen variiere je nach Gehölzart, könne aber zum Beispiel bei Pappel- und Weidenarten sehr interessant sein, waren sich die Referenten einig.  

Für die Tierhaltung spannend ist auch der Zeitpunkt der Ernte. So konnten zum Beispiel an Schwarzerle und Weide noch im September, also vergleichsweise spät im Jahr, enorm hohe Rohproteingehalte von knapp 200 Gramm pro Kilo Trockensubstanz festgestellt werden. Das sei vergleichbar mit den Rohprotein-Anteilen in der Blattmasse von Leguminosen und daher auch wirtschaftlich relevant, zog Wack den Vergleich. 

Spurenelemente, die je nach Baumart in hohen Anteilen vorkommen sind Calcium, Kupfer, Mangan und Zink, zählte Schmid die wichtigsten Inhaltsstoffe auf. 

Wenn Laubfutter ganzjährig gefüttert werden soll, seien Konservierungsverfahren nötig, so Wack. Deshalb testet das Projektteam von FuLaWi derzeit unterschiedliche Silierverfahren. Erste Ergebnisse weisen darauf hin, dass die Gehölzart auf die pH-Wert Absenkung einen grösseren Einfluss hat als das Verfahren: Die Buche erreichte nach 90 Tagen sehr gute pH-Werte, die Balsampappel weniger gute. 

Agroforst mit schnellem Effekt 

Die Referenten zogen beide ein ähnliches Fazit: Positive Effekte seien vielseitig. Dazu gehören: 

  • Ertrag auf mehreren Ebenen
  • Ausgleichende Effekte von Witterungsextremen
  • CO2 Speicherung und sinkende Methanemissionen
  • Sehr gute Gehalte an Rohprotein und Spurenelementen
  • Einsparung von anderen Futtermitteln
  • Verbessertes Tierwohl

Bisher sei die Anlage von Futterlaubhecken trotz der positiven Effekte noch nicht kostendeckend, so die Referenten. Kostenfaktoren sind vor allem die Etablierung einer Futterhecke und der Arbeitsaufwand für die Pflege. Zudem gäbe es kaum Maschinen für den grossflächigen Einsatz.

Aber: «Innerhalb von drei bis vier Jahren habe ich Effekte auf der Fläche. Nicht nur weil ich die Tiere ranlasse, sondern auch weil Struktur entsteht», machte Janos Wack den Teilnehmer*innen Mut. 

Das Interesse der Praxis an dem Thema sei ausserdem sehr hoch, was auch durch die hohe Zahl von mehr als 100 Teilnehmenden an dem Webinar bestätigt wurde. 

Diese Webinarreihe wird durch das FiBL Schweiz und die IG Agroforst organisiert, sie ist Teil der Weiterbildung im Rahmen einer neuen Agroforstanlage am FiBL in Frick. Das Projekt wird durch die Leopold Bachmann Stiftung finanziert.

Simona Moosmann, FiBL

Weiterführende Informationen

Nächster Webinartermin zum Thema Waldweide am 6.2. (Agenda) 

Projekt Agroforesterie (Projektseite)

Projekt FuLaWi (Projektseite)

Triebwerk (Unternehmensseite)

Kontakt Janos Wack (E-Mail) 

 

Betriebsbeispiele zum Thema Agroforst und Futterlaub

 

 

 

Hinweis: Dies ist eine tagesaktuelle Meldung. Sie wird nicht aktualisiert.

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