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Homöopathie im Biokartoffelanbau – Erste Erkenntnisse

Meldung  | 

Homöopathie wird in der Human- und Tiermedizin bereits breit angewendet – im Pflanzenbau steckt sie jedoch noch in den Anfängen. Ein mehrjähriges Projekt der HAFL untersuchte den Einsatz homöopathischer Mittel im biologischen Kartoffelanbau und zeigte spannende Ansätze für Pflanzengesundheit und Ertragssteigerung.

Einige der getesteten homöopathische Mittel im Versuch. Foto: Pascale Walther

In der Human- und Tiermedizin ist die klassische Homöopathie eine breit anerkannte komplementärmedizinische Behandlungsmethode. Auch in der Landwirtschaft hat sie im Stall bei den Nutztieren längst Einzug gehalten. Auf den Feldern in den Acker- und Spezialkulturen allerdings steckt die Homöopathie noch in den Kinderschuhen. Dieses mehrjährige Projekt der Hochschule für Agrar-, Forst- und Lebensmittelwissenschaften (HAFL) hatte zum Ziel, wissenschaftliche Grundlagen für den Einsatz von Homöopathie im biologischen Kartoffelanbau zu legen.

Homöopathie im Feldversuch

Kartoffeln sind wirtschaftlich gesehen eine wichtige Kultur mit vielen Herausforderungen. Eine alternative Behandlungsmöglichkeit wie die Homöopathie sie bietet, ist somit gefragt. Im durchgeführten Projekt wurde in Zollikofen im Kanton Bern auf der Versuchsfläche der HAFL ein identischer Kleinparzellenversuch während den Jahren 2021, 2022 und 2023 angelegt. Es wurden verschiedene homöopathische Mittel mit der herkömmlichen Anbaumethode (ohne Homöopathie) unter Biobedingungen verglichen.

Bei der Auswahl der homöopathischen Mittel wurde der Fokus hauptsächlich auf die Pflanzengesundheit respektive den Pilzdruck bei feuchter Witterung gelegt. In allen drei Jahren wurde die Sorte Erika gepflanzt, die eine mittlere Anfälligkeit für Krautfäule aufweist. Untersucht wurde das Pflanzenwachstum (Pflanzenhöhe und Bodenbedeckung) an drei Zeitpunkten (Stadien BBCH 35, 51, 61), die Blattgesundheit (Befall mit Alternaria und Krautfäule), der Schädlingsdruck (Kartoffelkäfer) sowie der Ertrag.

Mehrertrag mit Homöopathie möglich

Beim marktfähigen Ertrag wurden die jährlichen Unterschiede deutlich. Das Verfahren mit Silicea, Calendula und Natrium sulfuricum (T1) schnitt in den Jahren 2021 und 2023 am besten ab, im Jahr 2022 dagegen am schlechtesten. Erklärbar ist dies mit dem Witterungseinfluss. In der Pflanzenhomöopathie ist es entscheidend, die äusseren Einflüsse wie die Witterung bei der Mittelwahl zu berücksichtigen.

Die Mittel von T1 passten am besten zu den eher niederschlagsreichen Frühlingen 2021 und 2023. Im trockenen und heissen Jahr 2022 dagegen vermochten sie nicht zu wirken. Die beiden anderen homöopathischen Verfahren T2 (Silicea, Arsenicum album, Thuja) und T3 (Silicea, Arsenicum album, Glycyrrhiza glabra) erzielten jeweils ähnlich hohe marktfähige Erträge. Sie brachten allerdings nur im ersten Versuchsjahr einen Zusatznutzen, in den folgenden beiden Jahren wirkten sie weniger. Mit der Kontrolle ohne Homöopathie, dem Verfahren T4, wurde 2021 der tiefste marktfähige Ertrag erreicht. In den beiden folgenden Jahren war er ähnlich wie bei den Verfahren T2 und T3.

Einen statistisch signifikanten Unterschied gab es nur im ersten Versuchsjahr, wo mit dem Verfahren T1 57 Dezitonnen pro Hektar Mehrertrag respektive 5700 Franken Mehrerlös erzielt wurde im Vergleich zur Kontrolle. In diesem ersten Versuchsjahr schnitten alle Verfahren mit Homöopathie mit sieben bis 17 Prozent Mehrertrag besser ab als die Kontrolle. Die Kosten für das Ausbringen der homöopathischen Mittel rechnen sich in diesem Fall durchaus. 

Höhere Pflanzen und weniger Unkraut

Die Daten zur Pflanzenhöhe zeigen, dass in den Jahren 2021 und 2023 bei fast allen Messungen die Pflanzen von T1 am grössten waren. Dieses Resultat deckt sich mit den Ertragserhebungen. Es ist daher anzunehmen, dass das bessere Pflanzenwachstum bei T1 zu mehr Ertrag führte.

Auch beim Unkrautdruck decken sich die Resultate von 2021 und 2023 mit denen von der Pflanzenhöhe. Ein direkter Zusammenhang scheint hier ebenfalls wahrscheinlich, da grössere Pflanzen mehr Konkurrenz gegenüber Unkraut bedeuten. Die Krautfäule war im ersten Jahr am meisten präsent und alle homöopathischen Verfahren wiesen einen schwächeren Befall auf als die Kontrolle. Dies war wohl ein entscheidender Faktor für die höheren Erträge.

Weniger Krankheitsbefall und robustere Pflanzen

Im Durchschnitt am wenigsten Krautfäule hatten die Kartoffeln im Verfahren T1 mit weniger als drei Prozent befallener Blattfläche und am meisten die Kontrolle mit über zehn Prozent. Der Unterschied war aber statistisch nicht gesichert, da die Streuung in der Kontrolle zu gross war. Im Jahr 2022 war die Krautfäule kaum präsent und somit keine Aussage möglich. 2023 wurde ein eher geringer Befall festgestellt, da die Kartoffeln aufgrund schlechter Wachstumsbedingungen früh eingingen. Alternaria war in allen Jahren nicht allzu stark vertreten. Von den homöopathischen Verfahren schnitt aber T3 mit Glycyrrhiza glabra (Süssholz) am besten ab.

Insgesamt deuten die Resultate des Versuches darauf hin, dass die homöopathischen Mittel das Pflanzenwachstum fördern, sie robuster gegenüber Blattkrankheiten wie Krautfäule und Alternaria machen und eine Ertragssteigerung möglich ist. Dies zeigte vor allem das erste Versuchsjahr mit dem deutlich höchsten Pilzdruck. In einem Folgeversuch könnte mit den an die Rahmenbedingungen angepassten Einsätzen von homöopathischen Mitteln die Erkenntnisse aus diesem Versuch bestätigt und die Resultate verbessert werden.

Aktuelle Empfehlungen für die Praxis

Als Empfehlung kann gesagt werden, dass sich Calendula in einem eher kalten Frühling eignet, zum Beispiel während den Eisheiligen. Natrium sulfuricum kann bei feuchten Bedingungen und hohem Krautfäuledruck eingesetzt werden, nicht während aber doch auch nach einer heissen, trockenen Periode. Bei länger andauernder Trockenheit oder einer Hitzewelle wie 2022 eigenen sich diese beiden Mittel nicht und es sollten andere eingesetzt werden. Arsenicum album und Glycyrrhiza glabra eignen sich tendenziell am besten bei Alternaria.

Katrin Erfurt, Bio Suisse, Pascale Walther, HAFL

Weiterführende Informationen

Kartoffeln (Rubrik Pflanzenbau)

Hinweis: Dies ist eine tagesaktuelle Meldung. Sie wird nicht aktualisiert.

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