Diese Website unterstützt Internet Explorer 11 nicht mehr. Bitte nutzen Sie zur besseren Ansicht und Bedienbarkeit einen aktuelleren Browser wie z.B. Firefox, Chrome
FiBL
Bio Suisse
Logo
Die Plattform der Schweizer Biobäuerinnen und Biobauern

Käferforscherin am FiBL findet Weltneuheit

Meldung  | 

Agata Luka-Stan sortiert für das Naturhistorische Museum Basel einen grossen Fundus an Insekten, die eine Expedition aus Laos mitgebracht hat. Dabei stösst die FiBL-Forscherin auf eine weltweit noch unbekannte Spezies eines Fühlerkäfers. Der Fachwelt dienen solche Funde auch als Indikatoren der Biodiversität.

Der Käfer Paussus agatae verdankt den Namen seiner Entdeckerin Agata Luka. Foto: zvg

Paussus agatae – so heisst der Käfer, der vor rund vier Jahren als erster seiner Art in Basel entdeckt worden ist. Diesen Namen trägt er – genauer sie, weil es ein Weibchen ist – nicht von ungefähr. Der Begriff Paussus verweist auf eine Gattung der Unterfamilie der Fühlerkäfer, während der Zusatz agatae Bezug nimmt auf die Entdeckerin des Krabbeltieres. Es ist die FiBL Forscherin Agata Luka-Stan, die in Frick am Departement für Nutzpflanzenwissenschaften (Gruppe Pflanzenschutz) arbeitet.

Wegen ihres Wissens und ihrer Gründlichkeit erhält sie vom Naturhistorischen Museum Basel die Anfrage, bei der Auswertung einer grossen Menge an Insekten behilflich zu sein. Der mehrere Tausend Exemplare umfassende Bestand stammt aus einer Expedition in Laos. Die Ameisen und fliegenden Käfer waren dort grösstenteils mit Fensterfallen gefangen worden, also mit Glasplatten, die am unteren Ende eine Rinne mit einer Konservierungsflüssigkeit aufweisen.

Forscherin findet Nadel im Heuhaufen

Das Fangmaterial besteht aus zahlreichen verschiedenen Käfern und anderen Insekten aller Grössen, die völlig unsortiert nach Basel kommen. Dort findet Agata Luka-Stan die sprichwörtliche Nadel im Heuhaufen. Denn ihr Käfer misst nur gerade 4 Millimeter.

«Ich habe einfach gespürt, dass dieses Tier etwas Besonderes sein muss», sagt die Forscherin. Sie sei zwar vom Studium her nicht Naturwissenschaftlerin, verfüge aber über ein gutes Auge und Erfahrung in der Bestimmung von Arten. «Ich sehe gewisse Sachen, die andere verpassen. Es ist wie eine Gabe. Ich sehe kleinste Kleinigkeiten, zum Beispiel auch beim Durchlesen von Texten», sagt die gebürtige Polin.

Agata Luka-Stan hat Sozialwissenschaften studiert, ist als Lehrerin tätig gewesen und hat sich an der Universität Basel in die Welt der Käfer und der Roten Listen vertieft. Den unbekannten Käfer legt sie einem der besten Kenner dieser Käfergruppen vor: Peter Nagel (74), emeritierter Professor für Naturschutz und Biogeographie der Universität Basel. Auf seinem Gebiet gilt er als einer der international führenden Entomologen (Insektenforscher).

Weltneuheit inmitten vieler UFOs

Der Fachmann beschaut das Tierchen ausgiebig, vergleicht es mit den bekannten Spezies und ackert die ganze Forschungsliteratur zu Fühlerkäfern durch. Sein Fazit: «Das ist eine Weltneuheit. Diesen Käfer hat bisher noch niemand gefunden und von der Forschung bestimmen lassen.» Es sei Agata Luka-Stan gelungen, «viele Gläser voll mit konservierten Ameisen und anderen UFOs – unidentifizierte fliegende/krabbelnde Objekten – durchzuarbeiten und dabei diesen Fund zu machen».

Auf die Frage, was der Nutzen sei, einen bislang unbekannten Käfer aus Fernost wissenschaftlich zu bestimmen, antworten Agata Luka-Stan und Peter Nagel übereinstimmend. Es gehe um Grundsatzfragen zu Artensterben und Biodiversität. Nur wenn man die Bestände an Käfern kenne, könne man auch abschätzen, wie viele davon gefährdet oder bereits ausgestorben seien und entsprechende Schutzmassnahmen einleiten.

Biodiversität weltweit betrachten

Weil sich der Artenschwund global vollziehe, sei es wichtig, solche Erhebungen in verschiedenen Weltregionen durchzuführen. «Die Biomasse und Artenzahl ist in den Tropen noch viel höher als in Europa», erklärt Peter Nagel. Das sei für Gesellschaften ausserhalb der Tropen «eine Art Lebensversicherung». Würde man in den Tropen einen starken Rückgang verzeichnen, wäre das auch für uns alarmierend.

Fielen Arten weg, sei das Funktionieren der Umwelt als Ganzes gefährdet. Ein einzelner Käfer könne somit eine Art Bote für die ganze Artenvielfalt sein. Peter Nagel: «Die Biodiversität muss man immer weltweit betrachten.»

Rote Liste auch für Entomolog*innen?

Zum Schluss des Gespräches öffnet der emeritierte Professor für Naturschutz und Biogeographie noch ein selbstkritisches Fenster. Allein in der Unterfamilie der Paussinen (Fühlerkäfer) habe die Forschung bis dato nur etwa 900 Arten beschreiben können. Es gebe aber gewiss tausende mehr, viele davon seien bereits unbemerkt ausgestorben. «Und auch die Insektenforscher*innen selbst sind eine Spezies, die allmählich vom Aussterben bedroht ist», meint der Entomologe.

Beat Grossrieder, FiBL

Weiterführende Informationen

Hinweis: Dies ist eine tagesaktuelle Meldung. Sie wird nicht aktualisiert.

Möchten Sie die Website zum Home-Bildschirm hinzufügen?
tippen und dann zum Befehl zum Home-Bildschirm hinzufügen nach unten scrollen.