Alle Lehrmittel empfehlen, den Aufzuchtkälbern Kraftfutter zu füttern, damit sich die Pansenzotten gut ausbilden. Natürlicherweise leben Kälber aber von Milch und Gras. In einem Versuch hat das FiBL zwei Kälbergruppen zu je sieben Braunvieh x Limousin-Mastremonten verglichen:
- Gruppe 1: Jedes Kalb bekam rund 500 kg Milch und 141 kg Kraftfutter in fünf Monaten.
- Gruppe 2: Jedes Kalb bekam rund 1100 kg Milch und kein Kraftfutter.
Alle Kälber lebten gemeinsam im gleichen Stall des BBZ Arenenberg in Tänikon und wurden mit Futterautomaten gefüttert. Heu, Wasser und Mineralsalz hatten sie ad libitum zur Verfügung. 12 Tiere wurden nach dem Absetzen auf einen Weidemastbetrieb gebracht und zwei, von jeder Gruppe eines, wurden geschlachtet. Die Vormägen dieser beiden Tiere wurden sofort nach der Schlachtung untersucht. Die Pansenzotten waren bei beiden Tieren genau gleich ausgebildet. Bei den regelmässigen Untersuchungen zum Tageszuwachs und zum Verhalten während der Aufzuchtphase gab es kaum Unterschiede. Nur die Verhaltensstörungen gegenseitiges Besaugen und Besaugen von Gegenständen kamen in der Gruppe mit Kraftfutter häufiger vor. Offenbar konnten sie ihr Saugbedürfnis mit weniger Milch weniger gut befriedigen.
Aus physiologischen Gründen und um Kraftfutter zu sparen, ist also die kraftfutterfreie Fütterung der Aufzuchtkälber mit viel aus Raufutter erzeugter Milch zu empfehlen. Aber der direktkostenfreie Ertrag lag (bei Biopreisen) in der Gruppe ohne Kraftfutter bei Fr. 90.22 pro Kalb, in der Gruppe mit Kraftfutter bei Fr. 132.86 pro Kalb. Somit ist die kraftfutterfreie Kälberaufzucht zwar artgerecht, aber leider teuer. Anet Spengler Neff, FiBL
Weiterführende Informationen
Fütterung Milchvieh (Rubrik Tierhaltung)