Auch diesen Sommer ist Novodor (Bacillus thuringiensis subsp. tenebrionis) ausverkauft, das einzige auf der Betriebsmittelliste aufgeführte Mittel gegen Kartoffelkäfer. Die Markenkommission Anbau von Bio Suisse MKA bewilligt deshalb zur Bekämpfung des Kartoffelkäfers vom 3. Juli bis zum 31. August 2020 zusätzlich auch den Einsatz von Neem (Azadirachtin). Auch Demeter-Produzentinnen und -produzenten dürfen auf Azadirachtin zurückgreifen.
Der Wirkstoff Spinosad (Audienz) wird nicht zugelassen, weil dieses Mittel sehr viel weniger spezifisch wirkt als Neem-Produkte.
Die Änderung ist in der Online-Korrigenda der Betriebsmittelliste eingetragen:
Korrigenda Betriebsmittelliste 2020 (Website FiBL)
Anwendungshinweise für Azadirachtin (Neem Azal T/S, Oikos): Die Aufwandmenge beträgt 2.5 Liter pro Hektare für NeemAzal T/S. Bei Oikois werden hingegen 1.5 Liter pro Hektare eingesetzt. Das Mittel wirkt vor allem auf die kleinen, bis vier Millimeter langen Larven. Gegen Käfer hat es kaum eine direkte Wirkung, soll aber die Bildung neuer Eier reduzieren. Es darf zweimal pro Kultur eingesetzt werden. Da es auf die grösseren Larven von fünf bis fünfzehn Millimeter Länge viel schlechter als Novodor wirkt, wird empfohlen, bei vorwiegend kleinen Larven Neem-Produkte zuerst einzusetzen und das Novodor noch für eine spätere Applikation aufzubewahren.
Azadirachtin-Produkte sind nützlingsschonend (mit Ausnahme der Schwebfliegen), sie werden nach dem Antrocknen kaum abgewaschen und entfalten ihre Wirkung langsam in den sieben folgenden Tagen nach der Applikation. Bei unsicherer Witterung oder bevorstehendem Niederschlag sind daher die Neem-Produkte dem Novodor vorzuziehen. Es braucht bei Neem-Produkten mehr Geduld bis zum sichtbaren Wirkungseintritt.
Tobias Gelencsér, FiBL
Weitere Informationen
Betriebsmittelliste online (Webseite FiBL)
Regulierung des Kartoffelkäfers (Rubrik Pflanzenbau)
Merkblatt Biokartoffeln (FiBL-Shop)