Die Entscheidungen von Bio Suisse in Bezug auf die Fütterung von Wiederkäuern mit Futter aus 100 % Schweizer Herkunft haben bereits Auswirkungen, darunter eine erhöhte Nachfrage nach Körnerleguminosen. Unter den in der Schweiz angebauten Hülsenfrüchten sind Soja und Lupine wegen ihres hohen Proteingehalts und der hohen Qualität des Proteins zu bevorzugen. Der Anbau wird von Bio Suisse unterstützt.
Im Jahr 2019 kam zum Referenzpreis von CHF 105/dt für Soja und CHF 94/dt für Lupine (weisse und blaue Lupine) eine Preisstützung von CHF 35/100 kg hinzu. Dank dieser Prämie ermöglichte ein gut kontrollierter Anbau eine Bruttomarge, die mit der einer Ackerbohne vergleichbar war. Für neu zertifizierte oder umstellende Landwirtinnen und Landwirte, ist die Nachfrage nach diesen Kulturen eine Chance, da die Märkte für viele Ackerkulturen nahezu gesättigt sind. Es besteht auch ein agronomisches Interesse, da diese Kulturen keinen Dünger benötigen und gute Vorfrüchte für Getreide sind.
Lupinen und Futtersoja sind noch eine der wenigen Kulturen, für die eine wirklich grosse Nachfrage besteht (siehe Marktübersicht (46.3 KB)).
Marktakteure
Die Mühle Rytz unterstütze die Biobauern seit mehreren Jahren bei der Diversifizierung der Fruchtfolgen, insbesondere durch die Erhöhung des Anteils von Körnerleguminosen. Da sich der Anbau von Erbsen und Ackerbohnen bereits etabliert hat und sie in ausreichenden Mengen produziert werden, wurde in einem ersten Schritt der Markt für Speisesoja entwickelt (die Anbaufläche beläuft sich heute auf ca. 300 Hektar), das bereits von einigen Firmen zu Tofu verarbeitet wird. Speisesoja wird üblicherweise im Vertragsanbau produziert. Der Anbau und die Aufarbeitung nach der Ernte müssen mit grosser Sorgfalt geschehen, damit die hohen Qualitätsanforderungen der Verarbeiter erreicht werden können. Während sich der Markt für Lebensmittel-Sojabohnen langsam entwickelt, ist die Nachfrage nach Sojabohnen für Tierfutter gross. Laut Christian Rytz ist das Ziel, 3'000 Tonnen Bio-Futtersoja zu produzieren. Auch die Lupine ist gefragt, die Anbaufläche ist bisher aber gering. Das Interesse der Landwirte wächst jedoch, v.a. für die weisse Lupine.
Um die aufgrund der Bio Suisse-Beschlüsse zu erwartenden hohen Nachfrage nach Lupinen und Soja zu bedienen, baut fenaco komplette Produktionsketten mit Bio-Eiweisspflanzen auf. Die Gruppe zählt auf ihre Sammelstellen, um mit den notwendigen Anpassungen für die Aufnahme von zertifizierten biologischen Ernten und insbesondere damit verbundenen Kulturen zu beginnen. Nicht alle Sammelstellen der Gruppe sind derzeit dafür ausgerüstet, zu schmutzige oder zu kleine Partien korrekt zu reinigen, so dass jeder Landwirt und jede Landwirtin sicherstellen sollte, dass die Ernte gut versorgt wird. Lukas Aebi von Ufa Samen in der Westschweiz, zuständig für Soja, kündigt einen Bedarf von 1000 ha Bio-Futtersojabohnen zur Versorgung der Kraftfutterwerke an.
Das Interesse an der Unterstützung von Eiweisspflanzen in Bio-Qualität ist gross und zielt nicht darauf ab, andere Kulturen wie Raps zu ersetzen, sondern vielmehr die Fruchtfolgen angesichts der steigenden Zahl der Bio-Produzent*innen und der Marktsättigung in bestimmten Sektoren zu diversifizieren.
Soja und Lupine im Anbau
Um Sojabohnen oder Lupinen erfolgreich anzubauen, ist es wichtig, sich gut vorzubereiten und sich über alle Produktionsschritte im Klaren zu sein. Es ist wichtig, das Saatgut so früh wie möglich zu bestellen. In ganz Europa ist die Nachfrage nach Saatgut gross. Für konventionelles ungeheiztes Saatgut kann im Notfall mit einer vorgängig erteilten Bewilligung der Saatgutstelle eingesetzt werden.
Dies gilt insbesondere für die Lupine, die bereits im März gesät wird. Durch das Angebot neuer Sorten von weissen Lupinen, die toleranter gegen die Anthraknose sind, ist das Anbaurisiko dieser Kultur gesunken. Die Sorten Frida und Sulimo geben Anlass zur Hoffnung, dass sich der Anbau von Weissen Lupinen, die ein wesentlich höheres Ertragspotential haben und ähnlich wie Soja angebaut werden können, wieder durchsetzen könnte. Für die ertragsschwächeren blauen Lupinen, die in Mischkultur angebaut werden, steht leider nur noch die endständige Sorte Boruta als Bio-Saatgut zur Verfügung.
Auch bei Sojabohnen ist die Wahl der richtigen Sorte für den entsprechenden Standort wichtig. Als Biosaatgut gibt es die Sorten Protéix (00=mittelspät), Aveline (000/00=mittelfrüh) und Gallec (000), Schweizer Sorten, die für Tofuproduktion gezüchtet wurden (optimiert für Ausbeute, Proteingehalt, Proteinqualität, Geschmack).
Eher ertragsorientierte Sorten aus Schweizer Züchtung, die für die Futtersojaproduktion optimiert sind und als Bio-Saatgut angeboten werden, sind Obélix (000, rasche Bodenbedeckung, hoher Ertrag), und Galice (00/000). Weiterhin gibt es Bio-Saatgut von Merlin (früheste im 000-Segment, rasche Jugendentwicklung auch unter kühlen Bedingungen, für Grenzlagen) und Aurelina (00/000), beides österreichische Sorten. Wenn Sie nicht wissen, welche Sorte für Ihren Standort geeignet ist, wenden Sie sich an die Saatguthändler, vielleicht möchten Sie einfach auch einen Versuch mit mehreren Sorten machen, um Erfahrungen zu sammeln. Über das aktuelle Angebot an Biosaatgut können Sie sich direkt auf der Webseite www.organicxseeds.ch informieren.
Lupinen und Soja müssen vor der Aussaat jedes Jahr mit Bradyrhizobienpräparaten geimpft werden. Sowohl bei Lupine als auch bei Soja bleiben die grössten Herausforderungen das Unkrautmanagement. Dies ist einerseits ein Thema der Vorsorge in der gesamten Fruchtfolge und insbesondere als Massnahmen vor und während der Kultur.
Für diejenigen, die zum ersten Mal mit diesen Kulturen beginnen, empfiehlt es sich, klein anzufangen. Technische oder materielle Unterstützung kann in Form von Landwirtinnen und Landwirten, die im Laufe der Jahre wertvolles Know-how erworben haben, oder von Beraterinnen und Beratern gefunden werden. Weiterhin finden Sie viele Informationen auf auf dem FiBL-YouTube Kanal. Beachten Sie die Ankündigungen für Feldveranstaltungen im FiBL-Kurskalender, dem kantonalem Beratungsdienst oder in der Agenda.
Die Webseite des Deutschen Sojaförderrings ist eine grossartige Ressource für Informationen rund um Sojaanbau von der Saatgutproduktion bis zur Reinigung und Lagerung, es lohnt sich wirklich, dieses Angebot zu nutzen. Videos und einige Publikationen werden demnächst im Rahmen des EU Horizon 2020 Projekts Legumes Translated vom FiBL auf Französisch übersetzt werden.
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