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Muttergebundene Lämmeraufzucht in der Praxis

Meldung  | 

Weniger Arbeitsaufwand, mehr Tierwohl und eine bessere Tiergesundheit: Mit diesen Zielen stellte Milchschafbauer Bruno Appert, auf muttergebundene Lämmeraufzucht um. Im FiBL Webinar für Schafhaltende berichtete er von seinen Erfahrungen.

Während die Mütter gemolken werden, bleiben die Lämmer im Lämmerschlupf. Foto: Bruno Appert

Der Stall wurde für die Ablammgruppe und die säugenden Schafe erweitert. Foto: Bruno Appert

Seit 2013 ist Bruno Appert Bioschafbauer in Grindelwald. Der Betrieb umfasst 30 Hektar Land auf 1000 bis 1600 Metern Höhe. Die Milch von 80 Lacaune-Schafen wird auf dem Hof zu Rohmilchkäse verarbeitet. 2018 stellte Bruno Appert auf die muttergebundene Aufzucht seiner Lämmer um. Was ihn dabei angetrieben hat und wie er sein Aufzuchtsystem über die Jahre optimierte, das erzählte er am zweiten Abend der FiBL Webinar-Reihe für Schafhaltende am 13. November 2024.

Abläufe optimieren

Der typische Ablauf eines Milchschafjahres wurde auf dem Betrieb nach und nach angepasst. Es gibt zwei Ablammgruppen, im Herbst und Spätwinter. Sofort nach dem Ablammen werden die Mütter angemolken, um den Zitzenkanal zu öffnen. Das erleichtert das Trinken für die Lacaune-Lämmer, denn diese tun sich anfangs oft schwer. Damit kein Stress aufkommt und die Mutter-Lamm-Bindung gelingt, bleiben die Mütter mit ihren Lämmern in den ersten ein bis zwei Lebenstagen separiert.

Ab dem zweiten Tag gehen die Schafe in den Melkstand, während die Lämmer im Lämmerschlupf bleiben. Nach kurzer Angewöhnungszeit wird dadurch das Melken entspannt für Mensch und Tier. Ein Markierungssystem hilft zudem, jederzeit den Überblick zu behalten und die Laktation optimal zu nutzen: Wie viele Lämmer hat das Schaf, wie oft wird es gemolken? Verschiedenfarbige Bänder zeigen das gut erkennbar an.

Der ideale Absetzzeitpunkt ist für Bruno Appert erreicht, wenn die Lämmer mindestens 18 Kilo wiegen. Das ist meist nach circa 40 Tagen Säugezeit der Fall. Wichtig ist, dass die Lämmer früh mit der Aufnahme von Grundfutter (Heu, Emd, Luzernepellets) begonnen haben und in der Woche vor dem Absetzen bereits viel davon fressen. Sie haben dann genug Reserven aufgebaut, um die Absetzkrise gut zu verkraften. Mehrlingswürfe werden gestaffelt abgesetzt.

Bauliche und technische Anpassungen

Zu den stallbaulichen Anpassungen auf dem Betrieb zählt eine grössere Bucht nebst Lämmerschlupf für die Ablammgruppe und die säugenden Schafe. Ausserdem zeigte sich, dass das Absetzen entspannter gelingt und die Tiere nach der Trennung weniger gestresst sind, wenn die Buchten der Schafe und ihrer abgesetzten Lämmer direkt nebeneinander liegen.

Ein optimiertes Futterband mit Guillotine hält Futterverluste gering. Zudem senkt es im Vergleich zu Einzelfressplätzen das Risiko für Lämmer, erdrückt zu werden. Für jene Schafe, bei denen nur eine Euterhälfte gemolken wird, wurde das Melkzeug angepasst.

Die Schafe können’s

In den zurückliegenden Jahren hat Bruno Appert viel gelernt. Er rät darum, sich ausreichend Zeit für eine gute Planung zu nehmen. Sein persönliches Fazit fällt durchweg positiv aus. Sein Arbeitsaufwand ist gesunken, die Aufzuchtleistung ist hoch, auch die Eutergesundheit der Mütter ist auf einem hohen Niveau. Seine wirtschaftlichen Ziele hat er ebenfalls erreicht: Pro Jahr 1.7 gesunde Lämmer pro Schaf und Einnahmen aus dem Milchgeld von mindestens 1000 Franken. Die Milchqualität erfüllt die hohen Anforderungen der Rohmilchkäse-Produktion.

Dass die muttergebundene Lämmeraufzucht auch mit Lacaune-Schafen für Mensch und Tier gut funktionieren kann, ist für Bruno Appert keine Frage mehr. «Die Schafe können’s», sagt er. Wichtig sei es, den Tieren gute Rahmenbedingungen zu schaffen. Dann biete das System auch weitere wirtschaftliche Chancen: Zum Beispiel könne die Aufzucht beziehungsweise Mast gesunder Lämmer mit Tageszunahmen von 480 bis 500 Gramm (bei Ausmast bis 43 Kilo Lebendgewicht) ein Puffer sein, der Milchpreisschwankungen ausgleichen oder ein Überangebot an Milch in Wert setzen könne.

Verena Bühl, FiBL

Weiterführende Informationen

Hinweis: Dies ist eine tagesaktuelle Meldung. Sie wird nicht aktualisiert.

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