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Den Öllein aus der Nische bringen

Meldung  | 

Trotz wachsender Nachfrage nach Bioleinsamen wird Lein in der Schweiz heute wenig angebaut. Eine Masterarbeit an der ZHAW in Wädenswil hat untersucht, was Biolandwirtinnen und -landwirte für den Anbau von Öllein motiviert. Sie macht zudem offene Herausforderungen und Massnahmen zum Thema, mit denen der Anbau langfristig gesteigert werden könnte.

Öllein ist gut an das lokale Klima angepasst. Foto: Melissa Näf-Doffey

Die Leinpflanze wird unter anderem dafür geschätzt, dass sie die Bodenstruktur für Folgekulturen verbessert. Foto: Melissa Näf-Doffey

Trotz steigender Nachfrage ist der Anbau von Bio-Öllein in der Schweiz auf eine kleine Nische beschränkt. Rund 90 Prozent des Speiseleins sowie rund 5000 Tonnen Leinsaat für Tierfutter werden jährlich importiert. Der Anbau von Lein hat in der Schweiz eine lange Tradition und die Kultur ist gut an das lokale Klima angepasst. Die Masterarbeit von Melissa Näf-Doffey an der ZHAW in Wädenswil hat für die Biofarm Genossenschaft die Motivationsfaktoren von Biobetrieben zum Leinanbau untersucht. Die Arbeit zeigt auf, welche Herausforderungen bei Anbau und Ernte in der Praxis noch ungelöst sind. Übergeordnete Frage der Arbeit war, wie die Anbaubereitschaft für Öllein gesteigert werden könnte.

Im Anbau schätzen die Landwirtinnen und Landwirte an der Kultur, dass die Leinpflanze die Fruchtfolge auflockert, ohne oder mit wenig zusätzlicher Düngung wächst und dabei die Bodenstruktur für Folgekulturen verbessert. Auch das Nektarangebot für Insekten wird positiv wahrgenommen. Interessant ist insbesondere, dass die optische Schönheit des Ölleins als ein wichtiger Motivationsfaktor bewertet wurde. Die blau blühenden Felder erfreuen auch die lokale Bevölkerung und Produzierende werden oft positiv auf die Kultur angesprochen. So ist Lein nicht nur eine Bereicherung für eine vielseitige Landwirtschaft, sondern auch für das Landschaftsbild.

Ein guter Platz in der Fruchtfolge führt zu besten Erträgen

Ob der Abnahmepreis auch zu einem zufriedenstellenden Deckungsbeitrag führt, ist beim Öllein insbesondere vom oft schwankenden Ertrag abhängig. Eine zentrale Herausforderung im Anbau ist die schwache Dominanz von Öllein gegenüber der Ackerbegleitflora. Die besten Erträge konnten bei verschiedenen Produzenten direkt nach Umbruch oder an zweiter Stelle in der Fruchtfolge erzielt werden. Für Landwirtinnen und Landwirte bedeutet dies, dass sie abwägen müssen: Soll der Lein weiter hinten in die Fruchtfolge eingeplant werden und damit ein niedrigerer Ertrag in Kauf genommen werden, oder soll er an einem optimaleren Platz in der Fruchtfolge gesetzt werden? Diese Entscheidung hängt stark von den individuellen Prioritäten ab – ob beim Leinanbau wirtschaftliche Ertragsziele im Vordergrund stehen oder andere Motive stärker gewichtet werden.

Ernte: Erfahrungsaufbau und geeignete technische Ausrüstung

Eine Herausforderung ist auch die fehlende spezialisierte Ausrüstung für die Ernte sowie die fehlende Erfahrung mit der Ernte von Öllein bei Produzierenden und Lohnunternehmen. Beim Mähen kommt es teilweise zu Verstopfungen im Schneidewerk und beim Dreschen zu Problemen bei der Aufnahme (Wickeln) oder zu Verlusten beim Ausdreschen. Die Masterarbeit kommt zum Schluss, dass es für die Ernte von Öllein mehr Erfahrungsaustausch unter den Produzierenden, sowie auch praxisbezogene Schulungen von Lohnunternehmen und aktualisierte Ernte-Merkblätter braucht. Wenn sich in einem Gebiet mehrere Produzenten entscheiden, Öllein anzubauen, kann auch eine gemeinsame Erntekoordination und die Organisation von spezialisierten Erntemaschinen (z.B. Mähdrescher mit Draper-Schneidwerk) sinnvoll sein.

Stabile Nachfrage als Grundvoraussetzung

Trotz der vielfältigen Motivationen für den Anbau: die Masterarbeit hat bestätigt, dass auch beim Öllein die Nachfrage die Grundvoraussetzung für die Anbaubereitschaft ist. Die befragten Produzentinnen und Produzenten wünschen sich insbesondere eine aktive Vermarktung von Schweizer Biolein. Dazu muss die Bekanntheit der gesundheitlichen Vorteile und der kulinarischen Verwendung von Leinsamen noch erhöht werden. Für die Vermarktung von Biolein ist die deutliche Preisdifferenz vom Import- zum Schweizer Produkt aber herausfordernd.

Mancherorts bietet aber die kulturelle Identifikation mit der lokalen Produktion Potenzial. Beispiele aus der jüngst wieder vermehrt aufkommenden Schweizer Leinen-Textilproduktion und regionale Volksfeste wie das Leinenfest in Zäziwil («Brächete») verbinden die heutige Produktion mit ihrer Geschichte. Diese Beispiele könnten als Modell für die regionale Vermarktung von Leinsamen dienen. Gelingt es, die Produktionserträge und auch die Nachfrage nach Schweizer Leinsamen zu stabilisieren, könnte der Öllein den Schritt aus der Nische schaffen und einen wesentlichen Beitrag zu einer vielfältigen und resilienten Landwirtschaft leisten.

Melissa Näf-Doffey

Weiterführende Informationen

Hinweis: Dies ist eine tagesaktuelle Meldung. Sie wird nicht aktualisiert.

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