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Tag der FiBL Forschung (4): Schlaglichter aus dem reichhaltigen Programm

Meldung  | 

Zum Abschluss unserer kurzen Serie über den FiBL Open Day werfen wir noch einen Blick auf diverse Referate, die am Anlass gehalten wurden. Die Auswahl reicht von Agroforst bis zur Bekämpfung des hohen Plastikverbrauchs in der Landwirtschaft.

Wenn im Rebbau Bäume ergänzt werden, spricht man von Vitiforst. Die Bäume tragen unter anderem zur Temperaturregulierung bei, wie Forschungsarbeiten des FiBL zeigen. Foto: Hoss Hauksson

Am Mittwoch, 27. November fand mit dem online Open Day ein vollgepackter Vermittlungstag für Wissen aus der Bioforschung am FiBL statt. Es standen nicht weniger als 36 Seminare mit gegen 100 Vorträgen auf dem Programm. Hier noch einmal ein paar Schlaglichter. Das vollständige Programm finden Sie unter «Weiterführende Informationen».

Was kann FiBL Forschung zur Agroforstentwicklung beitragen?

Linnéa Hauenstein vom FiBL Schweiz untersucht verschiedene Parameter in Vitiforstsystemen und gab einen Einblick in die interessantesten Ergebnisse: Im Versuchsjahr 2023 beobachteten die Wissenschaftler*innen auf einer Rebfläche einen wesentlichen Temperaturunterschied zwischen dem Bereich im Schatten von Weidenbäumen und ausserhalb davon. In der Wasserverfügbarkeit konnten sie dagegen keinen signifikanten Unterschied feststellen.  Da der Versuch erst für ein Jahr ausgewertet wurde, wird es interessant sein zu erfahren, wie sich die Ergebnisse in den Folgejahren darstellen.

Spannend waren auch die Untersuchungen des FiBL Frankreich, die Martin Trouillard vorstellte. So konnte das Projektteam anhand von Chlorophyllgehalten in den Blättern feststellen, wie gut sich Obstbäume im Schatten grösserer Walnussbäume entwickeln. Bei sehr hohen Sommertemperaturen waren die beschatteten Apfelbäume klar im Vorteil.

Flore Araldi vom FiBL Lausanne betonte: Ergebnisse aus dem langjährigen Agroforstprojekt BioDiVerger zeigen ein sehr motivierendes Bild. Die Pflanzengesundheit war insgesamt gut und das Wachstum sowie die Ernte zufriedenstellend. Dank der Direktvermarktung auf dem Versuchsbetrieb konnten auch die wirtschaftlichen Ziele erreicht werden.

Wie EU-Projekte von Kommunikation profitieren

In dieser Session berichteten FiBL Kolleg*innen im Gespräch mit Lauren Dietemann, verantwortlich für Projektkommunikation, sehr anschaulich von ihren Erfahrungen mit der Kommunikation von und in EU-Projekten.

So gab Bram Moeskops vom FiBL Europe konkrete Tipps, was Policy Briefs, also Empfehlungen für die Politik, erfolgreich macht: Inhalte kurz halten, das Wesentliche hervorheben und die wichtigsten Aussagen wiederholen. So konnte ein EU-Projektteam erfolgreich Empfehlungen zu einer europäischen Abstimmung über Pflanzenvermehrungsmaterial platzieren.

Dora Drexler vom ÖMKI, dem ungarischen Mitglied der FiBL Gruppe, ermutigte dazu, auch Zwischenergebnisse zu kommunizieren,zum Beispiel mit Medienmitteilungen, die eine grosse Reichweite erzielen können.

Auch die Schattenseiten wurden nicht verheimlicht: Sabine Ersing vom FiBL Deutschland hat zum Beispiel Mühe, Abonnent*innen für einen projektspezifischen Newsletter zu gewinnen, wohingegen die Projektwebseite und Social-Media-Kanäle gerne genutzt werden.

Mit CAPTIVATE die EU Agrarpolitik umsetzen

Richard Petrasek, László Gábor Papócsi und Katalin Allacher Szépkuthy von FiBL Österreich und vom ÖMKI stellten die Plattform CAPTIVATE vor: Diese möchte die Gesetzgebung zur ökologischen Landwirtschaft in die praktische Umsetzung zu bringen. In den beteiligten Ländern Ungarn, Kroatien, Österreich und der Slowakei soll die Plattform die Wissenslücke bei der Umsetzung von aktuellen europäischen Strategienwie der Biodiversitätsstrategie und der Farm to Fork Strategie schliessen.  

Die Plattform bündelt die wichtigsten Informationen zu Möglichkeiten und Anforderungen auf benutzerfreundlichem Weg und in der jeweiligen Landessprache. Mit einem eigens dafür entwickelten Tool können Landwirt*innen ausserdem ihre ökologische Nachhaltigkeit bewerten und Verbesserungsmöglichkeiten identifizieren.

Die unterschätzte Bedeutung von Plastikabfällen in Böden

Plastik ist vielseitig, billig und robust. Aber schon in den 1960er Jahren tauchten unerwünschte Plastikabfälle im Meer auf. Bis heute fokussiert die Abfallforschung vor allem auf Rückstände im Wasser. Erst im letzten Jahrzehnt rückten die Rückstände von Mikroplastik in den Böden in den Fokus. Diese sind laut Joelle Herforth-Rahmé und Ildiko Heim vom FiBL mutmasslich 23-mal so hoch wie diejenigen in den Weltmeeren.

Das Projekt MINAGRIS widmet sich diesem Problem. Die Rückstände stammen aus verschiedensten Quellen, von Siloballen-, Mulch- und Tunnelfolien über Pestizidverpackungen bis zu Bestandteilen von Bewässerungsanlagen. Laut Schätzungen sind weltweit 3 bis 4 Millionen Tonnen Plastik aller Art in der Landwirtschaft im Einsatz. Dazu kommen Verunreinigungen aus dem Strassenverkehr durch Littering und Reifenabrieb sowie Einträge aus der Luft. Forschungsergebnisse der letzten zehn Jahre zeigen, dass Mikroplastikpartikel sowohl in Wurzeln eindringen und Bodenorganismen schädigen können. Noch gibt es allerdings viele Wissenslücken.   

Das Ziel von MINAGRIS ist es, einen Teil dieser Lücken zu stopfen und durch Beratung der Landwirtschaft zur Bodengesundheit beizutragen. Zunächst wolle man aber untersuchen, ob es einen Zusammenhangzwischen dem Einsatz von Plastikkomponenten und der Bodenverunreinigung gibt, so Joelle Herforth-Rahmé.

Den richtigen Umgang mit dem Wasserstress finden

Ein wichtiges Thema am Open Day war auch der Klimawandel und mögliche Strategien, um diesem zu begegnen. Beispielhaft dafür ist das Projekt in dem Michael Friedli, Leiter der Gruppe Obstbau am FiBL forscht. Beteiligt sind Betriebe aus Deutschland, Österreich und der Schweiz. Ziel ist es, Systeme zu entwickeln, die es den Obstproduzent*innen ermöglichen, den Wasserbedarf ihrer Kulturen zu ermitteln und ihnen eine Entscheidungsbasis liefern, ob Bewässerung nötig ist oder nicht.

Die Versuche mit der Apfelsorte Gala finden auf diversen Praxisbetrieben in den drei Ländern sowie am FiBL in Frick statt. Das erste Projektjahr erlaubte noch wenig verlässliche Rückschlüsse. Einerseits war es sehr nass, andererseits waren laut Michael Friedli die Geräte zur Messung der Bodenfeuchte, sogenannte Tensiometer, nicht optimal positioniert. Hier will man sich noch verbessern.

Neue Sorten im Weinbau

Ein Projekt in einem ähnlichen Bereich nennt sich KliWiReSSE, ausgeschrieben klimawiderstandsfähige Rebsorten zur Sicherung des Ertrags. Hier sind neben Projektpartnern aus der Schweiz und Deutschland auch französische Institutionen beteiligt, wie Michael Riemann vom FiBL Schweiz erläuterte. Das FiBL beteiligt sich mit diversen Versuchen zu Pilzwiderstandsfähigen (PiWi) Sorten.

Riemann warnte vor voreiligen Hoffnungen auf rasche Resultate, gehe es doch sehr lange, bis neue Sorten für die Praxis zur Verfügung stünden, so Riemann. Zu den Forschungsarbeiten gehört auch die Suche nach neuen Unterlagsreben als Basis für den klimaresistenteren Rebbau. Das Angebot ist bis anhin sehr begrenzt und müsse erweitert werden, so Riemann, denn die Unterlagehabe grosse Auswirkung auf das Wachstum der Rebe unter trockeneren Bedingungen. Er verwies auf zwei anstehende Projekte, die sich mit dem Thema befassen: VineRoot4Clim (FiBL Lausanne) und RobinRoot.

Mulchen hilft im Lavendel

Laurène Fito vom FiBL Frankreich berichtete über ResiLav, ein Projekt das sich mit Problemen im französischen Lavendelanbau beschäftigt. Neben Trockenstress setzen auch Schädlinge dem Anbau der südfranzösischen Symbolpflanze stark zu. So hat eine Bakterienkrankheit, die von einem Insekt übertragen wird, zu einer Pflanzensterblichkeit von bis zu 50 Prozent geführt. Eine der erfolgreich getesteten Methoden zur Reduktion des Wasserstresses war der Einsatz von Lavendelstroh als Mulchmaterial.

Simona Moosmann, Adrian Krebs, FiBL

Weiterführende Informationen

Der FiBL Open Day ist am 27. November virtuell durchgeführt worden. In 36 thematisch gebündelten Vortragsveranstaltungen haben FiBL Forschende einem grösseren Publikum in- und ausserhalb des FiBL ihre Arbeiten vorgestellt. Wir publizieren hier einige Beispiele aus dem reichhaltigen Programm.

Hinweis: Dies ist eine tagesaktuelle Meldung. Sie wird nicht aktualisiert.

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