In der ersten Zeit nach dem Trockenstellen kommt es zu einer Erhöhung des Euterinnendrucks. Dieser bewirkt, dass die Milchbildung eingestellt wird. Daher sollte die Kuh abrupt trocken gestellt werden ohne Übermalen einer Melkzeit, denn sonst wird die Milchbildung immer wieder angeregt. Wenn die Milchbildung gestoppt ist, wird das Wasser resorbiert und die Festbestandteile der Milch werden von Fresszellen abgebaut. Ein Problem in dieser Phase sind Kühe, die ihre Zitzen nicht verschliessen können. Diese offenen Zitzenkanäle sind eine Einladung an Bakterien, in das Euter einzudringen. Daher müssen leichtmelkige Kühe und Kühe, die vor dem Melken oder nach dem Trockenstellen die Milch laufen lassen, aus der Zucht ausgeschlossen werden.
Heikle erste und letzte zwei Wochen der Trockenzeit
Nach der Stauungs- und Absorptionsphase ist es im Euter ruhig. In dieser Phase ist eine Infektion des Euters sehr unwahrscheinlich, da sich auch viele Abwehrzellen im Euter aufhalten. Die dritte Phase in der Trockenzeit ist die sogenannte Kolostralphase. In dieser Zeit wird die wertvolle Biestmilch im Euter produziert. Diese Phase ist wieder heikel für die Kuh, da wenige Abwehrzellen im Euter sind und manche Kühe ihre Zitzenkanäle vorzeitig öffnen. Deshalb sollte man die Kühe in den heiklen ersten und letzten zwei Wochen der Trockenzeit einmal täglich mit einem desinfizierendes Dipmittel (Jod oder Wasserstoffperoxid) zitzentauchen. Eutergesunde Tiere mit gutem Zitzenverschluss können so unter Beobachtung ohne weitere Massnahmen antibiotikafrei trocken gestellt werden.
Christophe Notz, FiBL
Weiterführende Informationen
Kühe richtig trockenstellen (Rubrik Milchviehhaltung)
Milchviehhaltung (ganze Rubrik)