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Weisse Lupinen und Alkaloide – ein neues Projekt sucht Anbauende

Meldung  | 

Zwei neue Sorten, die weniger anfällig auf die Pilzkrankheit Anthraknose sind, weisen einen erhöhten Alkaloidgehalt auf. Ein neues Projekt zur Alkaloidüberwachung beginnt 2024.

Blick in den Sortenversuch mit weissen Lupinen in Leibstadt im Mai 2022. Links im Bild sichtbar sind die Insektenschutztunnel. Foto: FiBL, Christine Arncken

Frieda und Celina liegen bei einem guten Ertrag von 28 bis 31 dt/ha, haben jedoch oft zu hohe Alkaloidgehalte. Grafik: FiBL, Simone Bissig für Bio Aktuell Magazin

Die Weisse Lupine ist tolerant gegenüber kühlen Frühjahrsbedingungen und sogar Spätfrösten, hat eine hohe Trockenheitstoleranz im Sommer, ausgezeichnete Vorfruchteigenschaften und Samen mit hohem Eiweissgehalt. Erträge von 40 Dezitonnen pro Hektare sind möglich. Allerdings kann die Pilzkrankheit Anthraknose, verursacht durch den Pilz Colletotrichum lupini, die Ernten massiv bedrohen und sie sogar vernichten.

Parallele Versuche im Aargau und im Kanton Zürich
Seit 2014 arbeitet die Gruppe Pflanzenzüchtung am FiBL an einem Vorstufen-Züchtungsprogramm zur Verbesserung der Resistenz der Weissen Lupine gegen Anthraknose – begleitet von Bemühungen zur Förderung der Bekanntheit von Lupinen sowie der Vernetzung und Beratung aller Interessierten. 2017 begann die Zusammenarbeit mit der Getreidezüchtung Peter Kunz (GZPK). Das Projekt wurde zwischen 2020 und 2023 unter anderem durch Knospe-Ackerbaubeiträge finanziert (siehe untenstehenden Link).

Im Aargauer Hochrheintal läuft seit Projektbeginn jährlich ein Lupinen-Sortenversuch auf Praxisflächen; seit 2018 wird derselbe Versuch parallel auch bei der GZPK im zürcherischen Feldbach durchgeführt.

Rückschlag für Selbstvermarkter
Die beiden neuen Sorten Frieda und Celina mit verbesserter Anthraknose-Resistenz brachten seit 2020 markant bessere Erträge als bisherige Sorten (siehe Infografik). Der Anbau von Weissen Lupinen schien plötzlich machbar und besonders Frieda, die laut Züchteraussagen gegenüber Celina deutlich tiefer im Alkaloidgehalt sein sollte, wurde den Praktikern daraufhin von den Lupinenexperten empfohlen.

Danach folgten jedoch die ersten Meldungen über erhöhte Alkaloidgehalte bei Weissen Lupinen. Über Posten, die so bitter waren, dass man sie auf keinen Fall für die anvisierte Produktion von Kaffee-Ersatz oder Backzusatz verwenden konnte. Ein Rückschlag für Selbstvermarkter.

Neue Möglichkeiten dank Süsslupinen
Hohe Gehalte an bitter schmeckenden und giftigen Alkaloi­den bei Lupinen sind ein Merkmal der wilden Arten und der Landsorten, die bis heute in den Mittelmeerländern angebaut werden. Dort entfernt man die Bitterstoffe vor dem Konsum durch mehrtägiges Wässern mit Wasserwechsel und Kochen – während sie durch trockenes Erhitzen nicht zerstört werden können.

Die seit den 1930er-Jahren nördlich der Alpen gezüchteten Süsslupinen mit sehr tiefen Alkaloidgehalten ermöglichen dagegen die direkte Verarbeitung und Verfütterung.

Stabile Alkaloidarmut als neues Zuchtziel
Die Alkaloidarmut wird rezessiv vererbt. Reinerbige Linien und Sorten sollten daher einen stabil niedrigen Alkaloid­gehalt haben, wenn keine Fremdbefruchtung mit bitteren Pflanzen oder eine Mutation hin zum Wildtyp stattfindet. Für das FiBL-Züchtungsprojekt ist eine stabile Alkaloidarmut nun als Zuchtziel genauso wichtig geworden wie die Resistenz gegen Anthraknose.

Gleichzeitig versuchen die Forscherinnen und Forscher zu verstehen, wieso eine Sorte in der einen Parzelle komplett alkaloidarm, in der anderen aber schon nahe am Alkaloid­gehalt einer Bitterlupine war, und dies auf demselben Feld, im selben Jahr. Hierfür startet 2024 ein neues Projekt, für das interessierte Landwirtinnen und Landwirte gesucht werden (s. weiterführende Informationen).

Gutes Lupinenjahr in Leibstadt
Das Jahr 2023 war auf dem sandigen Boden in Leibstadt ein gutes Lupinenjahr. Am 23. März konnte gesät werden, noch vor der Phase der anhaltenden Niederschläge, die bis Ende April dauerte. Die Lupinen entwickelten sich trotz der nasskalten Bedingungen langsam, aber stetig, und als der Boden endlich abtrocknete, waren sie dankbar für zwei Hackdurchgänge und wuchsen danach schnell zum Bestandesschluss. Die trockene Witterung zur Blütezeit war ideal – so wenig Anthraknose wie noch nie seit 2014.

Die gelegentlichen Niederschläge und Gewitter im Sommer schadeten nicht – im Durchschnitt aller Sorten wurden 37,4 dt/ha geerntet. Frieda und Celina brachten 39,6 und 44,7 dt/ha, konnten aber ohne Anthraknose ihren Vorteil in diesem Jahr nicht so deutlich zeigen, sondern wurden von der nicht resistenten Sorte Sulimo mit 51.7 dt/ha noch übertroffen. Die Alkaloidgehalte jedoch waren bei den älteren Sorten gerade noch knapp akzeptabel, bei Frieda und Celina aber weit zu hoch (s. Abb. 2).

Frühe Aussaat erhöht Chance auf passablen Ertrag
Anders in Feldbach, wo erst nach der Nässe, am 22.April, gesät werden konnte. Hier hatten die Lupinen vor der im Juni einsetzenden Trockenheit zu wenig Zeit, um sich gut zu etablieren, das Unkraut war trotz mehrmaligem Hacken im Vorteil und die Blüte begann, bevor genug Biomasse als Grundlage gebildet worden war.

Hier blieben die Pflanzen den ganzen Sommer lang hinter dem Unkraut zurück, auch der Krankheitsdruck war bedeutend höher, und letztlich musste mit durchschnittlich nur 2,7 dt/ha ein fast totaler Ertragsausfall hingenommen werden. Dies unterstreicht die Erfahrung, die die Forscher in ihren Versuchen der letzten zehn Jahre machen konnten: je früher die Aussaat, desto grösser die Chance auf einen akzeptablen Ertrag.

Für Kaffee vorläufig Schmalblättrige
Für Selbstvermarkter, insbesondere wenn sie Lupinen-Kaffee produzieren wollen, raten die Lupinenforscher wegen der unsicheren Alkaloidgehalte zurzeit lieber noch zum Anbau von Schmalblättrigen («Blauen») Lupinen, und hierbei am ehesten zu den polnischen Sorten Regent, Roland, Jowisz und Homer, auch wenn ihre Vitalität und Unkrautkonkurrenz deutlich schlechter ist als die der Weissen Lupinen. Es bleibt zu hoffen, dass bald bessere Sorten von Weisser Lupine verfügbar sind.

Kein freier Kalk und frühe Saat
Wer einen Abnahmevertrag besitzt, dem kann der Anbau von Weissen Lupinen unter zwei Voraussetzungen empfohlen werden: Erstens, kein freier Kalk im Boden, dies ist bei pH-Werten bis 6,5 in der Regel der Fall, bei höheren pH-Werten muss es abgeklärt werden. Zweitens, die Aussaat sollte möglichst vor dem 25. März erfolgen. 

Christine Arncken, Mariateresa Lazzaro, FiBL
Miriam Kamp, Sebastian Kussmann, GZPK

Weiterführende Informationen

Landwirt*innen für Lupinen-Anbauprojekt gesucht
FiBL, GZPK und Mühle Rytz beginnen 2024 das von Bio Suisse geförderte Projekt «LupiSweet» für ein Alkaloid-Monitoring bei Weissen Lupinen.
Ziele des Projektes:
1.) ein besseres Verständnis der Anhäufung bitterer Samen im Vermehrungsprozess.
2.) Aussortieren der bitteren Körner bei Chargen mit zu hohem Alkaloidgehalt mittels kalibriertem Farbausleser, um die erwünschten Grenzwerte von 0.02 bzw. 0.05 % zu unterschreiten.
Wir suchen Landwirtinnen und Landwirte, die 2024 Weisse Lupinen anbauen wollen (Mindest-Feldgrösse 1 ha) und uns vom Saatgut und von der Ernte Muster und Informationen zusenden können: Sorte, Standort, Bodenanalyse und Anbaumethode.
Die Mühle Rytz macht im Januar die Anbauverträge und kann als Mindestpreis den Futterpreis plus 10 Fr./dt garantieren (erstgereinigte, getrocknete Ware). Je nach Qualität und den Absatzmöglichkeiten im Lebensmittelbereich kann auf die als Speiseware verkäufliche Menge ein Preiszuschlag von bis zu 50 Fr./dt als Nachzahlung erwartet werden.
Für die Teilnehmenden können wir kostenfreie Alkaloid-Analysen von Saatgut und Ernte anbieten.

Interessiert?
Bitte melden Sie sich bei
Baptiste Rubath, Mühle Rytz, Tel. 031 754 50 00, b.rubath@muehlerytz.ch oder bei
Christine Arncken, Tel. 062 865 72 37 christine.arncken@fibl.org

Nähere Informationen zum Thema Alkaloidgehalte (FiBL-Merkblatt «Alkaloidanalyse bei Lupinen»)
Die Knospe-Ackerbauprojekte (KABB) (Webseite von Bio Suisse)

Hinweis: Dies ist eine tagesaktuelle Meldung. Sie wird nicht aktualisiert.

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