Böden erbringen viele verschiedene Ökosystemleistungen für uns Menschen. Als Bodenkundlerin am FiBL beschäftige ich mich vor allem mit der Bodenfruchtbarkeit als Grundlage für die Produktion von Nahrungsmitteln. Ebenso interessieren mich die Filterfunktion von Böden und ihre Fähigkeit, Kohlenstoff zu binden und ein Lebensraum für Bodenlebewesen zu sein.
Böden können aber auch eine Trägerfunktion haben. Da ein bebauter Boden für die Landwirtschaft verloren ist, müssen wir sehr gut abwägen, welche Böden wir überbauen und welche Böden wir als produktive, gesunde Böden erhalten. Konkret bedeutet das, dass wir gute Ackerböden in Tallagen nicht mit Logistikhallen oder Wohngebieten überbauen sollten.
Rund 60 Prozent der Siedlungsgebiete in der Schweiz sind heute versiegelt. Dadurch versickert das Regenwasser nicht, es wird keine Biomasse mehr produziert, bei Hitze fehlt es an natürlicher Kühlung. Dennoch zerstören wir Boden im grossen Stil – warum?
Was man nicht kennt, kann man auch nicht schützen und wertschätzen. Bei Böden sehen wir meistens nur die Oberfläche und sind uns daher nicht bewusst, dass ein Bodenprofil über Tausende von Jahren entstanden ist.
Zudem haben viele Menschen keine eigene Erfahrung mehr mit der landwirtschaftlichen Erzeugung und den natürlichen Kreisläufen. Dadurch verschieben sich die Prioritäten, zum Beispiel hin zu mehr Konsum und Mobilität, was wiederum zu noch mehr Bodenversiegelung führt.
Wohl keine andere Sparte ist so stark auf gesunde Böden angewiesen wie die Landwirtschaft. Doch die landwirtschaftlich genutzte Fläche nimmt laufend ab; was können die Gründe für den Rückgang sein?
Heute wird pro Flächeneinheit mehr produziert als früher. Zudem nimmt die Anzahl der landwirtschaftlichen Betriebe ständig ab. Sehr viele Nahrungsmittel, aber auch Futtermittel werden in die Schweiz importiert – wir nutzen also auch landwirtschaftliche Flächen im Ausland, um uns zu ernähren.
In den tieferen Höhenlagen gehen landwirtschaftlich genutzte Böden wohl vor allem durch Versiegelung verloren, während im Berggebiet die Ausbreitung der Wälder durch fehlende Beweidung eine wichtige Rolle spielt.
Landwirtinnen und Landwirte sind sich bewusst, dass sie ihre Böden pflegen müssen. Trotzdem gehen viele mit schwerem Gerät ins Feld, was zu Verdichtung führt. Gilt das auch für den Biolandbau?
Verdichtung passiert durch die Kombination von schweren Maschinen und ungünstigen Verhältnissen. Ein trockener Boden kann sehr tragfähig sein, aber aus Zeitdruck wird häufig mit dem Befahren nicht ausreichend lange gewartet. Ich nehme an, dass Biobetriebe im Mittel etwas weniger schwere Maschinen haben.
Vor ein paar Jahren erschien ein Bioaktuell-Heft zum Thema Düngung mit einem Titelbild, das ein schweres Güllefass und Verdichtungsspuren zeigte. Es gab viele Reaktionen darauf, die alle zeigten, wie gross das Bewusstsein im Biolandbau für den gesunden Boden als Grundlage für die Produktion ist.
Im DOK-Versuch vergleicht das FiBL seit über vierzig Jahren die konventionelle, biologische und biodynamische Anbaumethode. Dabei wurde klar, dass es die biodynamische Methode ist, die am meisten Bodenlebewesen hervorbringt. Warum?
Der DOK-Versuch ist ein Systemvergleich. Die Verfahren unterscheiden sich also in mehr als einem Faktor. Deshalb können wir nicht einen einzelnen Grund benennen, sondern nur feststellen, dass die jeweilige Kombination aus Art, Menge und Zeitpunkt von Pflanzenschutz- und Düngungsmassnahmen unterschiedliche Wirkungen hat. Grundsätzlich hängt die Menge an Bodenlebewesen in einem Boden stark vom Humusgehalt ab.
Am DOK-Versuch finde ich den Vergleich der vollen Düngungsintensität, die einem Viehbesatz von 1,4 Grossvieheinheiten pro Hektar entspricht, mit der halben Düngungsstufe entsprechend 0,7 Grossvieheinheiten besonders spannend. Während die biologischen Systeme den Humusgehalt bei der vollen Düngungsstufe über die Zeit erhalten oder sogar leicht steigern konnten, nahm der Humusgehalt bei der halben Düngungsstufe ab.
Es stellt sich also die Frage, wie wir die Böden fruchtbar halten können, wenn die Viehdichte in den Ackerbauregionen abnehmen sollte. Hier gilt es, in überbetrieblichen Kreisläufen zu denken.
Welche Gedanken zum Boden gehen Ihnen am heutigen Weltbodentag durch den Kopf; auch mit Bezug auf den Boden des Jahres 2025, die Rendzina?
Ich denke daran, wie verschieden Böden sein können: die Farbe kann die ganze Palette der Erdtöne annehmen, von fast schwarz über grau, braun, gelb bis rot ist alles möglich. Böden können steinig oder steinfrei, sandig oder tonig, flach- oder tiefgründig sein. Es gibt noch viel mehr Eigenschaften, die man beschreiben kann, wenn man ein Bodenprofil betrachtet.
Der Boden des Jahres 2025, die Rendzina, ist ein flachgründiger Boden auf Kalkstein, auf dem häufig Buchenwälder wachsen. Gegen eine landwirtschaftliche Nutzung sprechen oftmals die vielen Steine sowie die Flachgründigkeit. Der dunkle, humusreiche Oberboden einer Rendzina, wie man ihn in Gebieten auf Kalkstein oder Dolomit auch häufig am Wegrand sieht, ist aber sicher ein wunderbarer Anblick und ein hervorragender Lebensraum für alle Bodenlebewesen.
Das Interview führte Beat Grossrieder, FiBL.
Weiterführende Informationen
DOK Faktenblatt: Infos zu den Ergebnissen aus dem DOK-Versuch (FiBL Shop)
Merkblatt Boden und Klima (FiBL Shop)
Merkblatt Humuswirtschaft (FiBL Shop)
Und viele weitere Merkblätter zum Thema Boden (FiBL Shop)
Artikel zum Thema Boden (Rubrik Boden)
Bodenkundliche Gesellschaft der Schweiz (soil.ch)