Entwicklung einer ertragssicheren Bioaprikosenproduktion
Bioaprikosen sind gefragt, doch ihre Produktion gestaltet sich schwierig. FiBL und Agroscope wollen der Bioaprikosenproduktion mit neuen Sorten, verbessertem Pflanzenschutz sowie für die Deutschschweiz mit geschützten Anbausystemen zum Durchbruch verhelfen.
Das Angebot mit Schweizer Bioaprikosen kann die Marktnachfrage bei weitem nicht befriedigen. Der Hauptanbau von Bioaprikosen beschränkt sich bislang auf wenige Betriebe im Wallis, die aufgrund begrenzter Regulierungsmöglichkeiten gegen die wichtigsten Krankheiten Monilia und Pseudomonas sowie der in den letzten Jahren häufigen Spätfröste starken Ertragsschwankungen ausgesetzt sind. Seit 2016 sind FiBL und Agroscope daran, mittels verschiedener Forschungs- und Beratungsaktivitäten einen ertragssicheren und wirtschaftlichen Bioaprikosenanbau zu entwickeln.
Die bisherigen Erfahrungen zeigen vier mögliche Lösungsansätze zur Regulierung der Krankheiten und Erzielung einer ausreichenden Rentabilität:
1. Robuste Sorten

Aprikosenzüchtung: Bei diesen Blüten wurden die Staub-, Kronen- und Kelchblätter entfernt, bevor sie mit dem Pollen einer bestimmten Sorte befruchtet werden. Foto: FiBL, Patrick Stefani
Züchtung neuer Sorten
Bei der Sortenzüchtung von Agroscope spielt neben der Marktfähigkeit immer mehr die Robustheit gegen Pseudomonas und Monilia eine zentrale Rolle. In den letzten Jahren haben sich beim Züchtungsprogramm von Agroscope insbesondere die zwei Sorten «Mia» und «Elsa» hervorgetan – sie zeichnen sich durch eine hohe Robustheit gegenüber Bakteriose (Pseudomonas) und Monilia aus, ohne dabei Kompromisse bei der Konsumqualität einzugehen.
Der Selektionsprozess für eine neue Sorte, welcher mit herkömmlichen Züchtungsmethoden mindestens 15 bis 20 Jahren dauert, kann mit neuen Methoden stark verkürzt werden. Im Rahmen des Züchtungsprogramms wird anhand zahlreicher Kreuzungen zwischen einer anfälligen Sorte (z.B. Bergeron) und einer robusten Sorte (z.B. Bakour) untersucht, welche Gene für die Robustheit verantwortlich sind. Darauf resultierend kann mit einer DNA-Analyse auf einfache und schnelle Art ermittelt werden, mit welchen Kreuzungen sich aufgrund der genetisch manifestierten Robustheit eine weitergehende Prüfung lohnt.
Sortenprüfung
Die Anfälligkeit von mehr als 70 Aprikosensorten und Züchtungen gegenüber der Pilzkrankheit Monilia und die bakterielle Krankheit Pseudomonas wird über mehrere Jahre hinweg in verschiedenen Anbaugebieten in der Schweiz und in Frankreich getestet. In bestimmten Sortenprüfungen wird der Krankheitsdruck gezielt erhöht, etwa durch Überkronenbewässerung oder das Aushängen von Fruchtmumien in die Bäume. Am FiBL wurden von 2018-2024 insgesamt 19 verschiedene Aprikosensorten hinsichtlich ihrer ihrer Eignung für den biologischen Anbau in drei verschiedenen Anbausystemen (Tunnel, Regendach und Freiland) geprüft.
Abschliessend können die Sortenerfahrungen folgendermassen zusammengefasst werden:
Zwischen den Sorten gab es deutliche Unterschiede in Ertrag und Krankheitsanfälligkeit. Höchste Erträge wurden bei den Sorten Valla must, Flopria, Mia und Goldrich erzielt. Sorten wie Farely, Lilly Cot, Précoce de Millet und Bergarouge lieferten zu geringe Erträge. Andere Sorten hingegen wie ACW 4527 (Welthit), Wondercot und Bergeron konnten sich gar nicht etablieren (Bäume blieben schwach und hatten eine tiefe Laubvitalität). Orangerubis, Lilly Cot und Apribang zeigten sich erhöht anfällig für Blütenmonilia, und Lady Cot, Flopria, Apribang, Orangerubis, Bergarouge, Harogem und Bergeron für Fruchtmonilia. Flopria, Lilly Cot und Harogem hatten ohne Abdeckung vermehrt Schrotschuss. Optisch überzeugten Flopria, Samouraï und Mia, während Vertige, Bergarouge und Valla must besonders aromatisch waren. Alle Erkenntnisse aus der Sortenprüfung am FiBL und den Erfahrungen von Betrieben und anderen Institutionen sind zusammengefasst in der Sortenliste.
Sortenliste Aprikosen (für den Bioanbau geeignete Sorten, FiBL-Shop)
2. Krankheitsregulierung
Zur Regulierung der Blütenmonilia wurden in den letzten Jahren zahlreiche Feld- und Laborversuche durchgeführt. Die gewählten Verfahren basieren auf den bisherigen Erfahrungen bei der Regulierung von Monilia bei Kirschen.
Geprüft wurden die beiden Kaliumhydrogencarbonatpräparate Vitisan und Armicarb in Kombination mit Kupfer und Schwefel sowie das Schwefelkalkprodukt Curatio. Die Feldversuche zeigten, dass die Verfahren bei stärkeren Befallsdruck, auch bei guter Abdeckung der Infektionsperiode während der Vorblüte bis Blühende, mit intensiven Behandlungsintervallen von zwei bis drei Tagen nicht ausreichten, um die Krankheit entscheidend zu reduzieren. Die Befallsunterschiede zwischen den Sorten waren grösser als zwischen den geprüften Pflanzenschutzverfahren.
Am FiBL wurden in den Jahren 2020 bis 2024 Pflanzenschutzversuche mit Netzschwefel und Kaliumhydrogenkarbonat zur Bekämpfung von Monilia durchgeführt. Dabei wurde jeweils eine Wiederholung aller Sorten im Freiland und unter dem Regendach behandelt und die andere Wiederholung als Kontrolle unbehandelt belassen. Pro Jahr wurde zwei bis vier Mal während den Infektionsperioden behandelt. Die Pflanzenschutzbehandlungen konnten den Befall von Blütenmonilia nicht reduzieren im Gegensatz zur Abdeckung (Regendach), das eine Teilwirkung zeigte.
3. Geschützter Anbau
Aus der Erkenntnis, dass mit direktem Pflanzenschutz mit biokompatiblen Wirkstoffen weder Monilia noch Pseudomonas ausreichend reguliert werden können, wurde 2018 am FiBL in Frick ein Sortenversuch zur Prüfung der Robustheit gestartet mit der Prüfung von Sorten, die gegenüber den beiden Krankheiten robust sind. Diese Sorten wurden in drei bezüglich Investitionskosten stark unterschiedlichen Produktionsumfeldern getestet:
- Freiland ohne Überdachung (Hagelschutznetz)
- Saisonaler Witterungsschutz (Regendach)
- Ganzjahres-Witterungsschutz (Tunnel)
Ergebnisse aus den drei Produktionsumfeldern:
Der Anbau von Aprikosen unter den klimatischen Bedingungen der Deutschschweiz ist ohne Abdeckung wirtschaftlich nicht rentabel. Die Prüfung verschiedener Produktionsumfelder haben ergeben, dass Abdeckungen deutliche Vorteile bieten: Sie reduzierten den Krankheitsdruck (Monilia, Pseudomonas, Schrotschuss), boten besseren Frostschutz und ermöglichten höhere sowie regelmässigere Erträge.
Die Vorteile des ganzjährigen Witterungsschutzes (Tunell) fielen im Vergleich zum saisonalen Witterungsschutz (Regendach) durch den umfassenderen Schutz noch stärker ins Gewicht. Bezüglich Frostschutz reichte die Abdeckung allein allerdings nicht aus undeine zusätzliche Beheizung war auch hier erforderlich.
Die Ertragsunterschiede zwischen Freiland, Regendach und Tunnel betrugen im 6. Standjahr etwa 1 zu 2 zu 4. Obwohl ein Tunnel hohe Investitionen erfordert, könnten diese laut Berechnungen innerhalb von elf Jahren amortisiert werden. Ein Nachteil des geschützten Anbaus war das erhöhte Risiko von Mehltau auf den Früchten, der bei allen Sorten gleichermassen auftrat und mit vier Behandlungen pro Saison kontrolliert werden muss.
4. Hochveredelung
Zusätzlich wurde geprüft, ob mit einer Hochveredelung auf 60 cm im Vergleich zu einer Normalveredlungshöhe auf ca. 25 cm sowie mit einer Zwischenveredlung mit der Pseudomonas-resistenten Sorte Reineclaude die Krankheit Pseudomonas reduziert werden kann. Nebst der Sorten- und Unterlageneignung wird auch die Rentabilität der verschiedenen Anbausysteme abgeklärt.
Weiterführende Informationen
Neue Impulse für den Bio-Aprikosenanbau in der Schweiz (2.4 MB) (erschienen in der Zeitschrift Öko-Obstbau 4|2019)
Entwicklung einer ertragssicheren Bioaprikosenproduktion (Projektdatenbank Webseite FiBL)
Letzte Aktualisierung dieser Seite: 31.03.2025