Lisa Nilles von Agridea und der IG Agroforst gab einen Überblick über die möglichen Ziele einer Agroforstanlage: Im Wesentlichen zusammengefasst kann es bei Agroforst-Produkten um Holz als Biomasse oder Wertholz gehen, um Futter für die Tierhaltung oder um Obst für die menschliche Ernährung.
Viele positive Nebeneffekte
Daneben können Agroforstsysteme viele weitere Funktionen erfüllen, erläuterten die Referentinnen. Gehölze können den Wasser- und Nährstoffhaushalt und die Biodiversität positiv beeinflussen, sie dienen als Wind- und Sonnenschutz für den Boden, Kulturen und Weidetiere. Und nicht zuletzt tragen sie zur Strukturvielfalt bei und werten das Landschaftsbild auf.
Arbeitsaufwand berücksichtigen
Das sind auch die wesentlichen Gründe für die anhaltende Motivation zum Thema Agroforst. Der rein wirtschaftliche Nutzen einer Agroforstanlage ist dagegen nämlich eher ernüchternd. Die Kosten für die Anlage und Pflege eines Agroforstsystems sind nicht zu unterschätzen und können durch aktuelle Förderbeiträge und den Gewinn aus Produkten in der Anfangszeit zwar gedeckt werden, ergeben aber keinen grossen wirtschaftlichen Gewinn.
Vor allem der Arbeitsaufwand für die Pflege der Gehölze und der erhöhte Aufwand für die Bewirtschaftung der Kultur (im Fall einer Kombination mit Ackerflächen) seien eher hoch. «Es ist wichtig, dies bereits bei der Planung zu berücksichtigen», führte Mareike Jäger, Mitgründerin der Firma Silvocultura, aus.
Etablierung nicht überstürzen
Ganz praktisch erhielten die Teilnehmenden wertvolle Tipps zum Vorgehen bei der Planung. Laut Nilles hat sich eine schrittweise Umsetzung bewährt: «So können neue Erkenntnisse, die häufig bei der tieferen Auseinandersetzung mit dem Thema auftauchen, noch berücksichtigt werden.» Bei ausreichend Vorlaufzeit könnte ausserdem zum Beispiel mit Hilfe von Pfählen oder Gründüngungsstreifen geprobt werden, ob sich die Abstände für eine maschinelle Bearbeitung eignen.
Richtige Pflanzengrösse wählen
Nilles wies darauf hin, dass bereits bei der Planung die Endhöhe und -breite der Bäume berücksichtigt werden sollte. Das gehe häufig unter, weil die Pflanzen zu Beginn noch so klein sind. Dieses Thema war auch Mareike Jäger ein Anliegen: «Oft wird durch die Pflanzung von sehr jungen Gehölzen an der falschen Stelle gespart.» Sehr kleine Pflanzen benötigen in den ersten Jahren jedoch sehr viel Pflege. Zu gross sollten die Pflanzen laut Jäger jedoch auch nicht sein, da sie sich weniger gut an den Standort anpassen können.
Realistische Ziele setzen
Beide Referentinnen betonten die Wichtigkeit, sich vor Beginn einer Pflanzung darüber klar zu werden, was die Ziele des Agroforstsystems sein sollen, wie die Pflege und Arbeitsabläufe funktionieren können und wie eventuelle Produkte zuletzt verarbeitet und vermarktet werden sollen. Jäger erklärte, dass je nach Anlage spezifische Fachkenntnisse nötig sind, zum Beispiel über die Wertholzastung oder den Obstbaumschnitt. Sonst könnte die Baumgesundheit und damit auch der Ertrag gefährdet sein.
Themenwünsche melden
Die an die Vorträge anschliessende Fragerunde zeigte das grosse Interesse der Teilnehmenden vor allem an sehr konkreten Fragen zur Pflanzung und Gehölzarten und -sorten. Die Webinarreihe wird im Januar fortgesetzt, das Organisationsteam ist offen für Themenvorschläge und -wünsche, gerne per Mail an die Ansprechpersonen rechts auf dieser Seite.
Diese Webinarreihe wird durch das FiBL Schweiz und die IG Agroforst organisiert, sie ist Teil der Weiterbildung im Rahmen einer neuen Agroforstanlage am FiBL in Frick. Das Projekt wird durch die Leopold Bachmann Stiftung finanziert.
Simona Moosmann, FiBL
Weiterführende Informationen
Nächster Webinartermin am 16.01.: Tierhaltung und Futterlaub (Agenda)
Rubrik Agroforst (Rubrik Pflanzenbau)
LBS Projekt Agroforst FiBL (FiBL Projektdatenbank)
Buch Agroforstpraxis in der Schweiz (Haupt-Verlag)
IG Agroforst (Webseite Interessensgemeinschaft)
Silvocultura (Webseite Beratungsfirma)
Kontakt Lisa Nilles (e-Mail)
Kontakt Mareike Jäger (E-Mail)