Am 5. November verleiht die Emmental Versicherung im Berner Kursaal zum 28. Mal den Agropreis. Dieser ist mit einer Preissumme von insgesamt 50 000 Franken dotiert und zeichnet Innovationen in der Landwirtschaft aus. Insgesamt 42 Dossier wurden eingereicht. Die Jury hat neben dem Projekt Hoftötung auch die Projekte Alpkäse vom Flumserberg, schwarzer Knoblauch (ail noir) aus dem Waadtland und Erlebniswege als multifunktionelle Plattform für den Hof nominiert. Seine Stimme abgeben kann man online beim Schweizer Bauer – hier geht es zum Voting. Die Verleihung des Agropreises wird aufgrund der Corona-Situation in kleinem Rahmen ohne Publikum durchgeführt, kann aber am 5. November ab 15 Uhr als Live-Stream verfolgt werden.
Weniger Stress, mehr Einkommen
Die Familie Blunier bewirtschaftet in der Bergzone, etwas erhöht über dem Dorf Paspels im Domleschg, den Biohof Dusch mit mehreren Betriebszweigen. Das wichtigste Standbein ist die Mutterkuhhaltung. Das Fleisch wird ausschliesslich direkt vermarktet. Da Rinder bei der Fahrt in den Schlachthof unter Stress stehen, hat Georg Blunier einen Weg gesucht, um auf den Lebendtransport verzichten zu können. Zudem geht der Biobauer auf ein Kundenbedürfnis ein: Die Konsumentinnen und Konsumenten verlangen einerseits immer mehr regionale und nachhaltige Produkte, anderseits räumen sie der Tierhaltung und dem Tierwohl einen hohen Stellenwert ein.
Zusammen mit den Behörden des Kantons Graubünden und dem FiBL wurde eine Lösung erarbeitet, welche die gesetzlichen Vorgaben wie auch die Ansprüche an eine stressfreie Schlachtung erfüllt. 2018 wurde die erste Hoftötung durchgeführt. Nach dem Betäuben mit dem Bolzenschussapparat wird das Rind auf dem Betrieb entblutet. Anschliessend wird das Tier in einer regionalen Metzgerei verarbeitet. Mit der Hoftötung wird die Zusammenarbeit lokaler Kleinbetriebe gestärkt. Die Wertschöpfung bleibt in der Region. Und dank dem Mehrwert der Produkte generieren Bluniers ein besseres Einkommen.
Kostenlose Beratung
Pilotversuche im In- und Ausland haben gezeigt, dass Tiere, die auf dem Hof geschlachtet werden, deutlich weniger Stress ausgesetzt sind. Seit diesem Sommer ist die Hof- und Weidetötung in der Schweiz möglich. Die überarbeitete Verordnung über das Schlachten und die Fleischkontrolle (VSFK) trat per 1. Juli 2020 in Kraft. Bis jetzt haben sich 140 Landwirtschaftsbetriebe und acht Metzgereien gemeldet und ihr Interesse an der Hof- oder Weidetötung angemeldet. 14 Beratungen wurden gemacht. Die Bedingungen auf den Höfen wurden abgeklärt und beim Ausfüllen der Gesuche wurde Unterstützung geleistet. Die Betriebsbesuche und die Durchsicht der Gesuche sind kostenlos.
Bio Suisse hat kürzlich zwei Provieh-Stallvisiten mit dem Thema Hof- und Weidetötung erfolgreich durchgeführt, bei Nils Müller, Forch ZH, sowie bei Cäsar Bürgi in Holderbank SO. Die beiden Pionierbetriebe konnten ihre grosse Erfahrung mit der Hof- und Weidetötung anschaulich und praxisnah an die Teilnehmenden vermitteln. Die nächste Stallvisite wird am 28. September bei Georg Blunier in Paspels GR stattfinden.
Weiterführende Informationen
Schlachtung (Rubrik Tierhaltung)