«Alle sind sehr motiviert und denken viel über Landwirtschaft nach»

Wer von Euch kommt aus der Landwirtschaft?

Eine Person ist auf einem Demeterhof aufgewachsen, zwei Personen auf anderen Höfen, alle anderen sind nicht auf Landwirtschaftsbetrieben aufgewachsen.

Wer von Euch allen möchte einen eigenen Betrieb führen?

Alle. 

Was ist eure Taktik, um einen Betrieb zu finden?

Raul: Was mir vorschwebt ist ein Kollektiv. Da ich aus der Sozialpädogik komme, könnte ich mir eine Kombination aus Landwirtschaft und therapeutischen Angeboten vorstellen.

Tobias: Ich wünsche mir einen kleinen Familienbetrieb und mache hier und auf dem Betrieb, wo ich arbeite, ein bisschen «Mund-zu-Mund-Propaganda». So hoffe ich ein Angebot zu finden. 

Moritz: Ich möchte die Konsumierenden sensibilisieren bezüglich Gesundheit und Nachhaltigkeit der Ernährung. Ich erhoffe mir, dass wir eine Gruppe aus Konsumierenden und Produzierenden bilden können, die gemeinsam einen Hof stützt. Einen solchen Betrieb würde ich eine Stiftung oder Genossenschaft einbringen, sodass der Betrieb über Generationen hinweg bestehen bleiben kann.

Camilla: Netzwerkaufbau ist auch für mich ein wichtiges Thema, ich möchte auf dem Lehrbetrieb Kontakte knüpfen. Gleichzeitig möchte ich während der Ausbildung herausfinden, wo ich betrieblich hin möchte. Mein Traumbetrieb umfasst Milchproduktion, Acker-, Beeren- und Obstbau.

Wer möchte von Euch noch Milch produzieren?

Mehr als die Hälfte der Lernenden meldet sich.

Hat der Familienbetrieb in seiner heutigen Form eine Zukunft oder muss man das alles ganz neu aufgleisen?

Alessio: Es kommt darauf an, was man du sonst noch will. Es ist möglich und ich kenne Beispiele, die zeigen, dass dies möglich ist. Ein Familienbetrieb mit Milchproduktion erfordert sehr viel Hingabe, das wäre sehr engmaschig. Für mich bräuchte es eine breiter abgestützte Hybridlösung mit mehreren beteiligten Personen, weil z.B. für mich ein Kulturleben ausserhalb des Betriebs sehr wichtig ist.

André: Ein Familienbetrieb mit einem Nebenerwerb wäre für mich eine sehr gute Lösung. Wobei es natürlich auch davon abhängt, wie viele familieneigene Arbeitskräfte noch auf dem Betrieb sind.

Was ist die Stärke der biodynamischen Ausbildung?

Jeanne: Hier wird einem das Verständnis für Zusammenhänge und geschlossene Kreisläufe vermittelt.

Tobias: Die grosse Stärke ist wirklich die Ganzheitlichkeit. Die Leute in der Schulleitung gehen davon aus, dass es mehr gibt, als Materie. Das Feinstoffliche ist hier sehr wichtig.

Ist dieser biodynamische Aspekt für alle von euch wichtig?

Orlando: Für mich ist wichtig, dass das Geistige miteinbezogen wird. Dass wir in die Zusammenhänge eintauchen, die Rudolf Steiner hergestellt hat. Das regt mich zum Nachdenken an.

Angelina: Für mich ist es nicht der entscheidende Aspekt. Ich bin über meine Lehrmeisterin in die biodynamische Ausbildung gekommen. Eine Stärke ist für mich, dass wir eine ganze Woche hier sind, zusammenleben und den Austausch pflegen. Es sind hier alle sehr motiviert und wir denken viel über die Landwirtschaft nach. 

Ist die soziale Komponente hier fast gleich wichtig wie die Schule?

Tobias: Das wahre Studium findet nicht im Hörsaal statt. (Allgemeine Erheiterung)

Gibt es etwas, das euch fehlt in der Ausbildung?

Moritz: Mir wäre jetzt noch nichts in den Sinn gekommen. Ich schätze das ganzheitliche und dass man sich nicht scheut, den Vergleich mit der konventionellen Landwirtschaft zu machen. Wir haben über alle Ausbildungsstufen überbetriebliche Kurse und wir haben auch einen konventionellen Landwirt als Lehrer.

Jeanne: Ich würde gerne noch mehr Höfe anschauen und noch mehr entdecken.

Piero: Ich war zuerst am Plantahof, der landwirtschaftlichen Schule des Kantons Graubünden. Ich habe dann den Betrieb gewechselt, das hat sich sehr gelohnt. Der Schwerpunkt Biolandbau war dort eher wie eine Strafe. Für mich bräuchte es auch in dieser Ausbildung einen Systemwechsel. Die Grundausbildung müsste Bio sein und wer mehr über Spritz- und Düngemittel wissen möchte, kann den Spezialkurs konventionell wählen.

Interview: Adrian Krebs, FiBL

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