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Bio Suisse DV: Kraftfutter-Importe bleiben möglich

Meldung  | 

Die Bio Suisse Delegierten wollen den Milchproduzenten und Milchproduzentinnen mehr Zeit geben: Sie haben eine fünfjährige Übergangsfrist bei der Umsetzung von 100 Prozent Schweizer Kraftfutter gutgeheissen. Die Delegiertenversammlung (DV) fordert im Weiteren einen indirekten Gegenvorschlag zur Biodiversitätsinitiative. Zudem wurden die Lizenznehmenden nach einer zweijährigen Probezeit als 33. Mitgliedorganisation aufgenommen.

Urs Brändli und seine Kolleginnen und Kollegen im Vorstand erhielten Unterstützung für ihren Kurs in Sachen Wiederkäuerfütterung. Foto: FiBL, Adrian Krebs

Die Delegierten hatten an ihrer Herbst-Versammlung wie üblich einige Abstimmungen zu bewältigen. Foto: FiBL, Adrian Krebs

Die Delegierten der Bio Suisse haben sich am 15. November im Oltner Stadttheater zur Herbst-DV versammelt. Das Wetter sei ideal für die Versammlung, erklärte Vorstandsmitglied Cédric Guillot, derzeit könne wegen den starken Niederschlägen von Anfang Woche niemand mit den Traktoren in die Felder fahren.

Kraftfutter: Drei Varianten in der Diskussion
«Mit Spannung blicken sicher viele der hier Anwesenden auf die Diskussion zur Wiederkäuerfütterung», sagte Bio Suisse Präsident Urs Brändli. Das Traktandum sorgte dann auch mit Abstand für die umfangreichsten Diskussionen.

In mehreren Abstimmungen konnten sich die Delegierten zwischen mehreren Varianten entscheiden:

  • Weiter wie bisher (seit Januar 2022) mit 100 Prozent Schweizer Fütterung, davon maximal fünf Prozent Kraftfutter, ebenfalls aus der Schweiz.
  • Antrag des Vorstandes von Bio Suisse: Fünfjährige Übergangsfrist mit zwei Phasen: Von den fünf Prozent Kraftfutter dürfen von 2024 bis und mit 2026 zehn Prozent Knospe-Eiweisskomponenten importiert werden, 2027 und 2028 dürfen noch fünf Prozent des Kraftfutters aus Einfuhren stammen.
  • Antrag von Bio Jura: Im Jahr 2024 dürfen zehn Prozent der Eiweisskomponenten importiert sein. Gleichzeitig wird mittels einer Studie ermittelt, welche Lösung passt, damit möglichst viele Produzenten und Produzentinnen mitmachen können. Es geht in erster Linie darum, die Bedingungen in den Bergregionen besser zu berücksichtigen und eine grössere Flexibilität bei der Nutzung von Kraftfutter und beim Import von Grundfutter anzuvisieren.

In der Abstimmung setzte sich der Antrag des Bio Suisse Vorstands zunächst gegenüber demjenigen von Bio Jura durch (39 zu 33 Stimmen bei 17 Enthaltungen). In der zweiten Abstimmung obsiegte der Antrag des Vorstands gegenüber der Variante «Weiter wie bisher» (48 zu 38 Stimmen bei 6 Enthaltungen).

Etliche Biomilchbetriebe auf dem falschen Fuss erwischt
Die Diskussion zu diesem Traktandum war zuvor sehr belebt verlaufen. «Den Grundsätzen hatte die DV 2018 sehr deutlich zugestimmt», blickte Urs Brändli zurück. Etliche Biomilchbetriebe, viele davon im Berggebiet, seien aber nach der Umsetzung 2022 auf dem linken Fuss erwischt worden. «Die Hoffnung, es stünden dann gleiche Mengen an Körnerleguminosen aus dem Inland zur Verfügung, zerschlug sich rasch», so Brändli.

Das Thema erneut auf den Plan gebracht hatte nun die Mitgliedorganisation (MO) Bio Ostschweiz mit einem Antrag für eine halbjährige Ausnahmefrist für die komplette Umstellung auf hundert Prozent Schweizer Kraftfutter. «Damit wollten wir Dampf aus dem Kessel nehmen», erklärte Peter Schweizer von Bio Ostschweiz.

Der Vorstand hat auf die Kritik, die auch aus Graubünden breit geäussert wurde, reagiert, eine Arbeitsgruppe eingesetzt und eine Umfrage bei rund 300 Produzenten und Produzentinnen gemacht. 54 Prozent äusserten sich darin negativ über die Regelung, 72 Prozent sind mit der Qualität des rein Schweizerischen Kraftfutters nicht zufrieden und ein Drittel der Produzenten und Produzentinnen erwäge den Ausstieg aus dem Biolandbau, erläuterte der jurassische Produzent Romain Beuret die Resultate.

«Der Zeit zwanzig Jahre voraus»
Deshalb hatte der Vorstand den erwähnten Gegenantrag gemacht, was die Ostschweizer zum Rückzug ihres Antrags bewog. Urs Brändli plädierte für den Vorstandsantrag, der das Problem zwar anerkenne, aber im Grundsatz an der Massnahme festhalten will. Damit sei Bio Suisse der Zeit um zwanzig Jahre voraus, sagte er mit Blick auf die Pläne des Bundes für die Landwirtschaft.

Er erhielt Unterstützung vom Zuger Delegierten Thomas Pfister, der erklärte, die «Hausaufgaben» seien von den nun unzufriedenen Produzenten und Produzentinnen nicht gemacht worden, eine weitere Verzögerung sei nicht angezeigt. Fadri Riatsch von Bio Grischun wiederum verwies auf das Positionspapier seiner MO. Er sagte, man müsse jetzt mutig sein und einräumen, dass man seinerzeit, beim Entscheid 2018 wohl etwas zu weit gegangen sei. Deshalb unterstütze man den Antrag von Bio Jura. Dieser war erst kurz vor der Versammlung eingetroffen, letztlich aber relativ knapp unterlegen.

Klares Ja zum Bio Suisse Budget 2024
Zuvor hatten die 95 anwesenden Delegierten mit sechs Gegenstimmen und drei Enthaltungen das Bio Suisse Budget 2024 verabschiedet. Diese sieht bei einem Umsatz von knapp 26 Millionen Franken einen Verlust von knapp 340 000 Franken vor (vor Veränderung der zweckgebundenen Mittel). Durch die Auflösung von Reserven resultiert daraus ein Ertrag von 13 100 Franken.

Wichtigster Einnahmeposten bleiben mit 16.3 Millionen Franken die Lizenzgebühren. Grösster Ausgabenfaktor sind mit 5.2 Millionen Franken Marketing und Kommunikation. Die Bergheimat empfahl das Budget zur Ablehnung, da für die Digitalisierung deutlich mehr Geld investiert werde, als für die Weiterentwicklung des Biolandbaus.

Lizenznehmende mit offenen Armen empfangen
Praktisch unbestritten war die Aufnahme der Mitgliedorganisation der Lizenznehmenden (MO Liz), sie erfolgte mit 89 zu vier Stimmen und zwei Enthaltungen. Die zwei Sitze für die MO Liz gehen aber nicht wie ursprünglich vom Vorstand vorgeschlagen auf Kosten der Stimmen von Produzenten und Produzentinnen. Mit klarem Mehr (bei einer Gegenstimme) folgte die Versammlung einem Antrag des Biorings Appenzell, die Zahl der Delegierten um zwei auf 102 zu erhöhen. Auch finanziell drohen keine Einbussen. Präsident Urs Brändli betonte, die MO Liz werde keine Projektgelder beanspruchen können.

In seinem Einleitungsreferat hatte Geschäftsführer Balz Strasser für die Aufnahme plädiert. Die Lizenznehmenden seien wichtige Partner. Es sei folgerichtig, ihnen in der DV eine Stimme zu geben, damit man sich auf Augenhöhe begegnen könne. Er betonte, dass es hier nicht nur um Migros und Coop gehe, sondern auch um die mehr als tausend mittleren und kleinen Partnerbetriebe, welche die Knospe als Lizenznehmende nutzen.

Gleichstellung wird umgesetzt, nicht nur gefördert
In seiner Eröffnungsrede hatte sich Präsident Urs Brändli unter anderem zum nächsten Traktandum geäussert, dem «Zielpapier Gleichstellung». Dieses sei ein wichtiger Schritt zu mehr Gleichgewicht in zwischenmenschlichen Beziehungen und bei der sozialen Verantwortung.

Das Papier wurde auf Intervention von Bio Aargau mit hauchdünner Mehrheit konkretisiert. Neu heisst es darin, dass die Bio Suisse «die Umsetzung» der Gleichstellung als wichtiges gesellschaftliches Anliegen unterstützt und anerkennt, während die Verfasser und Verfasserinnen lediglich von «Förderung» gesprochen hatten. Mit 43 zu 42 Stimmen sagten die Delegierten Ja zur höheren Verbindlichkeit des Papiers. Das Papier selber wurde anschliessend mit klarer Mehrheit verabschiedet. Urs Brändli gratulierte der DV zu diesem Schritt.

Ständerat soll indirekten Gegenvorschlag beschliessen
Anschliessend rückte die Bundespolitik in den Mittelpunkt der Versammlung. Im Hinblick auf die Biodiversitätsinitiative beantragte der Vorstand, die Parolenfassung in den April 2024 zu vertagen und den Ständerat zur Ausarbeitung und Gutheissung des vorliegenden indirekten Gegenvorschlags aufzufordern. Die kleine Kammer befasst sich in der Wintersession mit der Thematik. Diesem Vorgehen stimmten die Delegierten in zwei Schritten klar zu.

Adrian Krebs, FiBL

Weiterführende Informationen:

Bio Suisse Medienmitteilung (Bio Suisse Website)
Unterlagen zur Delegiertenversammlung (Bio Suisse Website)

Hinweis: Dies ist eine tagesaktuelle Meldung. Sie wird nicht aktualisiert.

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