Eine robuste Sorte kann viel ausrichten. Die Bedeutsamkeit von anbautechnischen Aspekten ist jedoch nicht zu unterschätzen. Am Bioackerbautag vom 8. Juni 2017 in Cournillens wird ein Bestand der Sorte Erika zu sehen sein, der mit zwei unterschiedlichen Pflanztechniken angelegt wurde. Gerade für die vielen Umstellbetriebe, die eher mit dem «all-in-one»- Verfahren vertraut sind, ist es spannend, dieses Verfahren mit dem klassischen Legeverfahren im Biolandbau zu vergleichen. In einer Diskussion mit Experten aus der Forschung und Praxis werden am 8. Juni die Vor- und Nachteile der Techniken diskutiert. Eng geknüpft an die Legetechnik ist der Zustand des Pflanzgutes zum Pflanzzeitpunkt. Um die Unterschiede zwischen Vorkeimen und Nichtvorkeimen in Kombination mit der Legetechnik vergleichen zu können, wurde nur ein Teil des Pflanzgutes vorgekeimt. Vor Ort wird ausserdem eine Pflanzmaschine zu begutachten sein, die eine keimschonende Legetechnik verspricht.
Mikroorganismen-Präparate im Test
Um anfällige Sorten vor Pilz- und Bakterienkrankheiten schützen zu können, werden immer wieder Mikroorganismen-Produkte auf den Markt gebracht, die eine Verminderung verschiedener Symptome versprechen. Der Erfolg dieser Biokontrolle-Strategie ist stark von der Witterung und den Bodeneigenschaften abhängig. Im Rahmen eines laufenden Forschungsprojektes der HAFL in Zusammenarbeit mit Swisspatat, Agroscope, FiBL und weiteren Partnern werden vier ebensolche Präparate im Feld getestet, um deren Wirkung gegen Silberschorf und Colletotrichum zu überprüfen. Im Projekt wird nicht nur das Potential auf dem Feld, sondern die ganze Produktionskette unter die Lupe genommen, damit Befalls-Hotspots entlarvt und konkrete Lösungsansätze geprüft werden können. Wie wichtig ist die Pflanzgutgesundheit? Welchen Einfluss hat die Gestaltung der Fruchtfolge und was kann ich als Pflanzgutproduzent tun? Diese und weitere brennende Fragen sollen anfangs Juni bei hoffentlich schönem Wetter beantwortet werden.
Neue Sorten
Seit letztem Jahr ist die Biokartoffelsortenliste endlich um eine Sorte reicher: Die krautfäuleresistente Sorte Vitabella, die bei der Einführung in die Schweiz für Furore gesorgt hat, wurde letztes Jahr bereits auf 34 Hektaren angebaut. Das extreme Krautfäulejahr 2016 steckt allen Produzenten noch tief in den Knochen und manch einer hat sich wohl zweimal überlegt, ob Charlotte tatsächlich die Sorte der Wahl ist. Doch wo bleiben Alternativen? In der letztjährigen Sortenprüfung des FiBL hat die Testsorte Passion trotz der extremen Witterung an keinem der sechs Versuchsstandorte einen erwähnenswerten Krautfäulebefall aufgewiesen. Einige faule Knollen bei der Einlagerung und mässige Begeisterung im Geschmackstest dämpften die aufgekommene Euphorie jedoch bereits wieder etwas. Coquine, die im 2016 im zweiten Jahr getestet wurde, schnitt bei der Krautfäule und im Geschmack sehr gut ab, ist aber ertrags- und auflaufschwach. Auch Vitabella hat ihre Mängel: sie ist anfällig auf Alternaria und lagert ohne zeitige Krautvernichtung schnell zu viel Stärke ein. Eine resistente Sorte zu finden, die in allen Aspekten überzeugt, ist unrealistisch. Es ist das langfristige Ziel, eine breite Palette an Sorten im festkochenden Bereich empfehlen zu können, die sich für den Biolandbau eignen. Dieses Jahr werden zusätzlich zu Passion und Soraya (siehe Tabelle) zwei neue Sorten mit Charlotte verglichen: Anuschka, die Hauptsorte im Biolandbau in Österreich und Goldmarie. MS
Soraya | Passion | Coquine | |
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Krautfäule- resistenz | Mittel | Sehr gut | Sehr gut |
Ertrags- potential | Mittel | Sehr hoch | Gering |
Geschmack | Gut | Mittel | Gut |
Andere Kriterien |
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Weiterführende Informationen
Biokartoffeln (Rubrik Ackerbau)
Biokartoffeln (Rubrik Markt)
Bioackerbautag 8. Juni 2017 (Rubrik Ackerbau)