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Delegierte folgen dem Vorstand: Bio Suisse bleibt spontan, aber mit Bedacht

Meldung  | 

Die Bio Suisse-Delegierten haben das Budget 2025 verabschiedet. Anträge für höhere Marketingausgaben und eine längere Antragsfrist scheiterten klar. Weitere Fokusthemen warenfaire Handelsbeziehungen und das Verbot von langfristigen Fixpreisen. Am Nachmittag diskutierten die Delegierten den Strategieentwurf, der ab 2026 gelten soll.

Klare Sache: Nach längeren Diskussionen stimmen die Delegierten der Bio Suisse dem Budget 2025 zu. Foto: Adrian Krebs, FiBL

In Olten haben die Bio Suisse-Delegierten diese Woche an ihrer Herbstversammlung Pflicht und Kür kombiniert. Am Vormittag wurde das Budget gutgeheissen sowie über einige Anträge diskutiert und abgestimmt. Am Nachmittag widmeten sich die knapp 100 stimmberechtigten Vertreter*innen der Biolandwirtschaft der künftigen Strategie bis 2040.

Neu ist der Verband steuerpflichtig

Aufgrund der gestiegenen Lizenz- und Markeneinnahmen wird Bio Suisse laut einer Mitteilung des Verbands neu steuerpflichtig. Dies habe zu einigen Umstellungen im Budget geführt. «Die Ertragslage wurde vorsichtig und realistisch vorgenommen», schreibt Bio Suisse, «dies insbesondere unter Berücksichtigung der Neuausrichtung im Detailhandel». Dabei dürfte es sich vor allem um den neuen Sparkurs der Migros handeln. Wie Geschäftsführer Balz Strasser erläuterte, habe es «zähe Verhandlungen» gebraucht, damit die Knospe überhaupt im Migros-Sortiment bleibt.

Das Budget 2025 bleibt gegenüber dem Vorjahr praktisch unverändert. Vorstand und Geschäftsleitung rechnen mit Einnahmen von knapp 26 Millionen Franken und einem ausgeglichenen Betriebsergebnis dank einer Auflösung von Reserven im Umfang von gut 0,5 Millionen Franken. Ein Antrag zum Ausbau der Ausgaben für Marketing sowie zweckgebundene Mittel um 10, respektive 30 Prozent wurde von den Delegierten abgelehnt.

Besorgnis im Jura

Initiiert hatte die beiden Spontanvorstösse der jurassische Delegierte Romain Beuret. Er zeigte sich beunruhigt über die Situation auf den Märkten und erwähnte zur Illustration beispielsweise die Inflation und den neuen Kurs der Migros. Gleichzeitig werde das Bio Suisse-Marketingbudget gesenkt (um minus 5,1 Prozent). Er verlangte deshalb mit sofortiger Wirkung eine Erhöhung von 10 Prozent bei den Marketingausgaben (rund 400'000 Franken), sowie eine 30-prozentige Erhöhung der gebundenen Ausgaben (rund 1 Million Franken).

Bio Suisse-Präsident Urs Brändli versuchte den Jurassier dazu zu bewegen, seine Anträge zu Anregungen umzuwandeln. Beuret liess sich aber nicht beirren. Er spürt als Präsident der IG Bio Weide-Beef die Neuausrichtung der Migros Richtung Discount wohl besonders stark. Man könne nicht warten, sagte er, «wir verlieren ab sofort Marktanteile». 

Gutes Ansinnen, zu hohes Tempo

In den anschliessenden Diskussionen gelang es den Vertreter*innen von Vorstand und Geschäftsstelle erfolgreich, das Vorhaben Beurets zu verhindern. Dabei ging es auch um finanzielle Erwägungen. Es wäre quasi unmöglich, spontan eine Million an zweckgebundenen Mitteln zu aufzutreiben, hiess es etwa. Die entsprechenden Kassen seien bereits heute teilweise praktisch leer. Zudem sei der Nutzen von erhöhten Marketingausgaben nicht offensichtlich. «Ein Ja zu diesen Anträgen würde Unruhe stiften in einem Betrieb, der schon auf Hochtouren läuft», warnte Balz Strasser.

Dies tat er mit Erfolg, sekundiert vom Delegierten Peter Schweizer, der erklärte, dass eine Entscheidung von dieser Dimension nicht spontan gefällt werden könne, obwohl das Ansinnen an sich gut sei. Diese Stimmungslage zeigte sich auch bei der Abstimmung. Beide Anträge scheiterten klar, es gab aber zweimal eine markante Anzahl von Enthaltungen.

Berühmt-berüchtigte Spontaneität erhalten

Urs Brändli ermunterte Beuret dazu, seine Anträge nächstes Mal einen Tag vor der Versammlung einzureichen. Genau in dieselbe Richtung ging ein Antrag von Bio Bern. Dieser forderte eine Einreichung der Anträge an die DV mit mindestens zehn Tagen Vorlaufzeit. Das Ansinnen blieb chancenlos, erzielte mit 23 Stimmen aber einen Achtungserfolg, wie Urs Brändli sagte.

Die Versammlung will sich offensichtlich ihre berühmt-berüchtigte Spontaneität erhalten, auch wenn das auf dem Podium jeweils für etwas Unruhe und hektische Betriebsamkeit sorgt. Erfahrungsgemäss sind die Chancen für solche Spontananträge aber eher bescheiden, da die Delegierten weder genügend Zeit haben, sich selber damit zu befassen, noch diese Geschäfte in irgendeiner Form mit der Basis zu besprechen.

Das Budget wurde schlussendlich unveränderter Form verabschiedet. Dagegen sprach sich eine Person aus, Enthaltungen gab es deren 11.

Verbot von langfristigen Fixpreisen gutgeheissen

Im Weiteren hat die DV folgende Beschlüsse gefasst (Details zu allen Geschäften finden sich in den DV-Unterlagen, siehe Link unten):

  • Verbot von langfristigen Fixpreisen bei Frisch- und Lagergemüse in den Richtlinien für faire Handelsbeziehungen mit klarem Mehr (1 Gegenstimme, 2 Enthaltungen). Diese Richtlinien haben laut Bio Suisse zum Ziel, dass entlang der gesamten Wertschöpfungskette eine gerechte Preisgestaltung stattfindet.
  • Anpassung der Statuten für die landlosen Imker. Hier obsiegt ein Antrag von Bio Valais, dieser wurde mit 1 Gegenstimme und 4 Enthaltungen angenommen.
  • Anpassung des Beitragsreglements für zweckgebundene Mittel.

Weitere nennenswerte Punkte:

  • Martin Hadorn von Bio Bern verlangte eine Stärkung der Mitgliederorganisationen (MO) durch eine Erhöhung der an sie ausgezahlten Beträge. Urs Brändli erinnerte ihn daran, dass bereits heute knapp 1,3 Millionen Franken, das entspreche zirka der Hälfte der Mitgliederbeiträge, wieder an die MO verteilt werden.
  • Neue Präsidentin der Markenkommission Verarbeitung (MKV) wird Sabine Hegglin. Die bisherige Amtsinhaberin Bettina Holenstein amtet fürderhin als ihre Stellvertreterin.
  • Nicole Strebel, die Leiterin Finanzen & Services, sowie stellvertretende Geschäftsführerin des Verbands wird Bio Suisse verlassen.
  • Bereits verlassen hat Bio Suisse der bisherige Politikverantwortliche Martin Bossard. Seine Nachfolgerinnen Barbara Küttel und Laura Spring sind bereits im Amt. Urs Brändli rühmte in seiner Laudatio den grossen Einsatz Bossards: «Er hat vielleicht nicht jedes persönliche Ziel erreicht, aber für den Biolandbau enorm viel», sagte Brändli. Bossard war allerdings aufgrund eines datentechnischen Missverständnisses nicht anwesend. Trotzdem wurde ihm kräftig applaudiert.

Strategie-Stossrichtung findet Anklang

Am Nachmittag der Herbstversammlung diskutierten die Delegierten den Entwurf der neuen Strategie, welche die Grundlage für die strategischen Ziele 2026 bis 2030 bilden wird. An diesem Versammlungsteil waren die Medien nicht eingeladen, deshalb stammen diese Inhalte aus der Bio Suisse-Mitteilung.

Die vorgeschlagene Stossrichtung habe grosse Zustimmung gefunden, heisst es dort.  Die Strategiegruppe präsentierte an der DV den aktuellen Stand der Strategie 2025+ und stellten die Stossrichtung bis 2040 zur Diskussion. Die Delegierten stimmten nach eingehender Diskussion der Stossrichtung grossmehrheitlich zu. Die Strategie wird nun in den kommenden Monaten entwickelt und an der Delegiertenversammlung im Frühling 2025 zur Verabschiedung vorgelegt.

Grosse Veränderungen erfordern neue Wege

Bis 2040 rechnet Bio Suisse mit einem tiefgreifenden Wandel in der Landwirtschaft und im Ernährungssystem. Um in diesem neuen Umfeld die Position der Schweizer Bio-Landwirtschaft zu stärken, hat der Verband eine Stossrichtung ausgearbeitet. Vier Punkte daraus wurden mit den anwesenden Delegierten und Gremienmitgliedern diskutiert. Drei von ihnen fanden breite Zustimmung:

Einbindung aller Biobetriebe
Bio Suisse soll als Dachorganisation für alle Schweizer Biobetriebe attraktiv sein, so das Ziel der Strategie. Neben der Vollmitgliedschaft als Knospe-Produzent*innen, mit sämtlichen Rechten und Pflichten, sollen weitere Arten von Mitgliedschaften für Biobetriebe angeboten werden, die nicht nach dem Knospe-Standard produzieren.

Austausch mit Konsument*innen, aber keine Einbindung
Ein regelmässiger Austausch zwischen Konsument*innen und ihren Organisationen fördert gemäss Bio Suisse das gegenseitige Verständnis. Die Beziehungen werden ausgebaut und intensiviert. Von einer direkten Einbindung der Konsument*innen imVerband wird jedoch abgesehen.

Förderung direkter Vermarktungskanäle
Bekanntheit und Image der Knospe werden laut der Mitteilung durch direkte Vermarktungskanäle gefördert und positiv beeinflusst. Ein vergleichbares Engagement von Bio Suisse soll auch künftig geleistet werden.

Noch keine Zustimmung gab es für den Punkt Zukunft der Marke Knospe. Diese stehe weiterhin im Zentrum. Die Schaffung neuer Marken oder Labels sei kein erklärtes Ziel. Zusatzauslobungen wurden gemäss Mitteilung aber kontrovers diskutiert. Sie sollen ermöglicht werden, sofern diese für die Produzent*innen einen Mehrwert stiften. Die Projektgruppe nimmt dieses Ergebnis nun zurück und prüft, wie dieser Punkt mit Blick auf die Frühlings-Delegiertenversammlung weiterentwickelt werden kann.

Adrian Krebs, FiBL

Weiterführende Informationen

Hinweis: Dies ist eine tagesaktuelle Meldung. Sie wird nicht aktualisiert.

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