Heinz Höneisen, fällt Ihnen das Aufhören schwer?
Heinz Höneisen: Ich hätte das Amt gerne noch ein wenig länger behalten, aber nicht, weil ich nicht aufhören kann. Wir haben die Übergabe schon vor drei, vier Jahren aufgegleist und Lukas und Markus für den Vorstand gewinnen können. Aber die beiden sind familiär stark eingebunden und wären wohl auch froh gewesen, noch ein, zwei Jahre zu warten. Ausserdem kenne ich nun als alter Hase alle Abläufe, aber laut Statuten musst du dein Amt mit 65 abgeben.
Was bleibt Ihnen von Ihrer Amtszeit am prägendsten in Erinnerung?
Ich habe zwei Jubiläen organisiert, beim 25jährigen war ich gerade frisch dazugekommen und bin gleich als Präsident gestartet. Ich kannte all die Ehrenmitglieder gar nicht, die es einzuladen galt. Das gelang nur mit der tatkräftigen Unterstützung des Vorstandes. Bleiben wird mir auch ein Gespräch mit Regierungsrat Martin Neukom. Zürich hat viele städtische Betriebe, die nach den Biorichtlinien arbeiten müssen. Die Stadt nimmt ihnen aber keine Produkte ab. Neukom hatte ein offenes Ohr für unsere Vorschläge, das Landwirtschaftsamt weniger. Ein bisschen was konnten wir trotzdem erreichen, Biobetriebe können sich einen Teil ihrer Investitionskosten rückerstatten lassen.
Was sollte sich die Organisation für die Zukunft vornehmen?
Wir müssen näher an den Markt. Mit Rolf Bernhard an der Spitze von Bio Suisse habe ich ein gutes Gefühl. Aber auch er kann nicht alles. Die Bauern wissen teilweise wirklich nicht mehr weiter. Sonnenblumen dürfen sie nicht anbauen, Hafer wird nicht nachgefragt. Sollen sie einfach Wiesen machen und das Heu einlagern?
Was wünschen Sie Ihrem Nachfolger?
Wenn er ein Anliegen richtig und wichtig findet, soll er sich nicht davon abbringen lassen. Dazu gehört manchmal auch etwas strategisches Vorgehen in der Vereinspolitik. Und er soll die Menschen ernst nehmen und ihnen zuhören. Als Präsident erhältst du viele Telefonate.
Lukas Schafroth, musste Heinz Höneisen Sie ein wenig dazu überreden, sich zur Wahl aufzustellen?
Lukas Schafroth: Ich setze mich gerne für die Biolandwirtschaft ein, aber in dieser Lebensphase sollte man alles machen – den Betrieb aufbauen, die Familie pflegen und sich engagieren. Ich lasse mich nicht wählen, wenn ich die Aufgabe nicht erfüllen kann, darum habe ich gezögert.
Welche Herausforderungen sehen Sie auf sich zukommen?
Persönlich wird das sicher sein, alles unter einen Hut zu bringen. Als Präsident gibt es viele Probleme, die wir nicht auf der Stufe einer Mitgliedorganisation (MO) lösen können. Aber ich möchte Netzwerke mit dem Zürcher Bauernverband, Bio Suisse und anderen Organisationen nutzen, um gemeinsam etwas bewegen zu können.
Welche Ziele verfolgen Sie?
Gerade haben wir in der Versammlung den Auftrag gefasst, die Regelungen zum Kunstwiesenanteil zu diskutieren, das nehme ich gerne auf. Wir könnten als MO sicher noch etwas proaktiver auftreten und eigene Vorstösse an die Delegiertenversammlung eingeben.
Wie möchten Sie den Dialog mit den Mitgliedern gestalten?
Ich bin in verschiedenen Organisationen eingebunden, beispielsweise Biogemüse Schweiz, Sativa, Terraviva und Biofarm. Dort bin ich am Puls und bekomme mit, was läuft. Aber sicher spielen auch Veranstaltungen wie Flurbegehungen eine wichtige Rolle. Ich habe auf jeden Fall immer ein offenes Ohr.
Werden Sie den Kontakt mit Heinz Höneisen beibehalten?
Ich bleibe mit Heinz schon durch unsere betriebliche Zusammenarbeit verbunden. Ich selber bin zu wenig nah am Markt, da ist sein Blick wertvoll für mich, auch durch seine Funktion bei Bio Suisse. Aber ich möchte auch andere Perspektiven einholen und bin nicht zu scheu, zu fragen.
Interview: Corinne Obrist, FiBL
Weiterführende Informationen
Bio ZH & SH: Neuer Co-Präsident, kritische Fragen an Bio Suisse (Meldung vom 15.04.2025)
Bio Zürich und Schaffhausen (bio-zh-sh.ch)