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Sein klares Ziel: nicht weniger produzieren als vor der Umstellung

Meldung  | 

Die zweijährige Umstellungszeit auf Bio sei vor allem eine Zeit der Findung, erklärte Landwirt Patrik Schüpbach kürzlich in einem Artikel der UFA-Revue, den wir hier übernehmen dürfen. Die gewohnte landwirtschaftliche Praxis sei nicht mehr möglich, und neue Wege zur Pflege der Kulturpflanzen würden eingeschlagen.

Der Emmentaler Patrik Schüpbach ist seit diesem Jahr offiziell Bio-Landwirt. Foto: Alex Bichsel

Den Entscheid zum Umstieg von konventioneller hin zu biologischer Landwirtschaft hat Patrik Schüpbach gemeinsam mit seiner Familie getroffen. Der 27-jährige Landwirt bewirtschaftet auf 800 m ü. M. in der dritten Generation einen Ackerbau- und Viehbetrieb in Wasen im Emmental (BE). Die UFA-Revue besuchte ihn, um zu erfahren, wie er die Zeit der Umstellung erlebt hat.

Bio war immer wieder Thema

Patrik Schüpbach ist der jüngste von drei Brüdern und hat den Hof letzten Sommer übernommen, nachdem sein Vater verstarb. Der junge Landwirt ist mit seiner landwirtschaftlichen Grundausbildung und Weiterbildung zum Agrotechniker HF gut aufgestellt. Mittlerweile ist er auch schon länger gemeinsam mit seinem Kollegen Lukas Mathys als Lohnunternehmer für etwa 80 Betriebe tätig.

Die Bioumstellung war immer wieder ein Thema in der Familie, auch weil Schüpbachs Onkel seit 20 Jahren seinen Hof biologisch bewirtschaftet. Der Schüpbach’sche Hof war auch so schon eher extensiv unterwegs. Es wurden, wenn überhaupt, nur noch Herbizide angewendet. Zudem bekamen die Tiere wenig Kraftfutter. Dass Schüpbachs Bruder positiv von seiner Lehre auf einem Biobetrieb erzählte, gab wohl den letzten Ausschlag. 2022 wurde der Hof zum Umstellerbetrieb.

Es wird ernst mit der Umstellung

Als ersten Schritt der Umstellung absolvierte Patrik Schüpbach den zweitägigen Einführungskurs für Umsteller sowie den dreitägigen Vertiefungskurs. Flurbegehungen und Fachliteratur sind für ihn jedoch weiterhin ein Muss. Und natürlich schauen, wie es die anderen Landwirtinnen und Landwirte im Bioanbau angehen. Er möchte richtig produzieren und mit dem Betrieb seinen Haupterwerb bestreiten: «Ich hab schon Freude, wenn es richtig was zu ernten gibt.» Er sei kein Ideologe, sein klares Ziel ist es, nicht weniger zu produzieren als vor der Umstellung.

Im Vorfeld machte sich Schüpbach vor allem über das Unkraut Gedanken und natürlich, «obs ebes zu ernten gibt». Er setzte dann in seinen Maisflächen vor allem auf das Blindstriegeln. Beim Blindstriegeln gab es schnell die erste Erkenntnis: nur bei maximal 3-4 km/h wird die erwünschte Wirkung erzielt. Im Getreide wäre Schüpbach gerne bereits im Herbst mit dem Striegel über die Fläche gegangen, dies lies das Wetter aber nie zu. Im Frühling könne man dann im Getreide den Striegel fast nicht «zu scharf» einstellen, so Schüpbach. Diesen Frühling striegelte er wetterbedingt erst spät. Dafür aber teils zweimal am gleichen Tag mit vollem Druck und hoher Schärfe.

Umstellpraxis beim Getreide

Aufgrund der lokal kühlen Bedingungen im Frühjahr baute Schüpbach frühreife Maissorten an: «Die Reihen müssen schnell schliessen, damit sich das Unkraut nicht durchsetzt.» Aber zu früh dürfe trotzdem nicht gesät werden, da der Mais sonst wegen der tiefen Bodentemperatur schlecht auflaufe und den Krähen, Drahtwürmern und Schnecken zum Opfer falle. Der Aussaattermin fällt daher auf Mitte Mai. Um den Boden zu durchlüften, Stickstoff verfügbar zu machen und vor allem, um das Unkraut zu bekämpfen, hackte der Landwirt zudem die Fläche. Auf den Mais folgte nach einer intensiven Stoppelbearbeitung durch Mulchen und Grubbern die Aussaat von Winterweizen mit einer Säkombination (nur im ersten Jahr, in den Folgejahren wurde gepflügt).

Um keine Probleme mit Krankheiten zu bekommen, wurden sehr gesunde Weizensorten gesät: beim Futterweizen Poncione und beim Brotweizen Montalbano. Bei der Düngung wird für alle Kulturen vor allem Hofdünger eingesetzt, aber auch für den Biolandbau zugelassene Mittel. So zum Beispiel Azomix als Stickstoffdünger. Aber auch Silidor für die Bodenstruktur und als Güllezusatz, um damit auch die Erhaltungskalkung durchführen zu können. Der Mais erhält vor der Bodenbearbeitung Geflügel- und Kälbermist sowie nach dem Auflaufen Rindervollgülle plus Azomix. Schüpbach legt Wert darauf, die Suisse-Bilanz im Auge zu behalten und nur das zu düngen, was benötigt wird. Da er nicht der Typ sei, der abends noch gerne Papierlisten auf den PC übertrage, nutze er den digitalen Hofmanager Barto zur Dokumentation seiner landwirtschaftlichen Praxis.

Bioraps ist eine andere Liga

Auch beim Raps musste Schüpbach umdenken. Er säte ihn an einem Tag zusammen mit einer abfrierenden Untersaat (UFA Colzafix N-Power) als Einzelkornablage. Die Untersaat sollte das Unkraut in Schach halten. Der Abstand zwischen den Reihen war mit 50 cm Abstand weit gewählt, um notfalls hacken zu können, falls die Untersaat nicht ganz abgefroren wäre. «Das sah erst mal komisch aus, da die Untersaat schnell voranmachte und man den Raps nicht sehen konnte», erinnert sich Schüpbach grinsend.

Aber nicht das Unkraut machte Probleme, sondern die Schädlinge. Allen voran der Rapsglanzkäfer. Der Landwirt versuchte es daher auch einmal mit einem Streifen Rübsen zur Ablenkung. Das funktionierte zunächst, doch dann wurde der Schädlingsdruck zu hoch. Auch das Kieserit, ein sulfatischer Magnesium- und Schwefeldünger, das ebenfalls gegen die Schädlinge repellierend wirken soll, zeigte dieses Frühjahr wohl nur eingeschränkt Wirkung. Auf das Blatt appliziert, wurde es teils vom Regen abgewaschen.

Fazit nach der Umstellung: überwiegend erfolgreich

Mittlerweile ist Patrik Schüpbach Knospe- zertifiziert. Wie lautet nun sein Fazit nach zweieinhalb Jahren Biopraxis? Der Landwirt sieht die Zeit als überwiegend erfolgreich an. Besonders der herbizidlose Mais habe ihn richtig positiv überrascht. Und auch der Weizen erbrachte gute Erträge. Ob er heute etwas anders machen würde? «Ich würde gleich schärfer striegeln, das ertragen die Pflanzen erstaunlich gut. Nur junger Mais ist bis zum 3-Blatt-Stadium eher vorsichtig zu striegeln, da dieser das Verschütten nicht so gut toleriert. Den Striegel, bisher geliehen, hat er mittlerweile selbst angeschafft.

Am grundlegendsten geändert habe sich für ihn aber die zeitliche Flexibilität. «Ist das Wetter gut, und es ist trocken, muss ich raus», fasst es Schüpbach zusammen. Zuwarten und später noch spritzen sei keine Option mehr. Ob er seine Bioroutine gefunden habe, möchte die UFA-Revue zum Abschluss wissen. Schüpbach lacht: «Eine Routine gibt es im Ackerbau ohnehin nicht wirklich. Jedes Jahr bringt andere Herausforderungen mit sich.»

Dr. Katharina Kempf, Redaktorin, UFA-Revue

Weiterführende Informationen

Betriebsspiegel
Ort: Oberhof, Wasen, Gemeinde Sumiswald, Kanton Bern
Personal: Betriebsleiter, Auszubildender und Aushilfen
LN: 40 ha, 3,8 ha Silomais; 1,5 ha Hollraps; 1,5 ha Brotweizen; 2,5 ha Futterweizen; 12,9 ha Kunstwiese; 4,3 ha Weiden; 6,5 ha Dauerwiesen; 5,5 ha extensive Weiden;1,3 ha extensive Wiesen
Viehbestand: 35 Milchkühe; 25 bis 30 Aufzuchtrinder
Lohnbetrieb mit Säen, Güllen und Mähen (www.ms-lohnbetrieb.ch)

Hinweis: Dies ist eine tagesaktuelle Meldung. Sie wird nicht aktualisiert.

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