Vom August 2024 bis November 2025 findet am Weingut FiBL der Sektkurs statt. Dieser Kurs richtet sich an Fachleute mit Interesse an Praxiswissen der Sektbereitung. Parallel zu den fünf Kurshalbtagen am FiBL, wo die Herstellung von Schaumwein begleitet wird, produzieren die Kursteilnehmenden ihren eigenen Schaumwein im Betrieb. Das FiBL reagiert damit auf den wachsenden Markt für Schaumwein in der Schweiz. Ende März fand eine Exkursion ins nahe gelegene Elsass statt, um dort einen Einblick in die Herstellung von Crémant zu gewinnen.
Der Elsässer Crémant – eine Erfolgsgeschichte
Der Crémant d'Alsace verkauft sich gut. 2024 wurden über 40 Millionen Flaschen abgesetzt, davon etwa drei Viertel in Frankreich selber. Die Anbaufläche für Crémant d'Alsace beträgt mit 3'900 Hektaren rund 25 Prozent der AOC-klassifizierten Weinbaufläche von 15'500 Hektaren im Elsass. Biologisch zertifiziert sind 16,5 Prozent der Gesamtfläche, davon werden 5,6 Prozent biodynamisch bewirtschaftet. Das Elsass weist europaweit den höchsten Anteil biodynamisch bewirtschafteter Rebflächen auf, der biologische Rebbau hat in der Region eine wachsende Bedeutung. Über 500 Betriebe sowie 3200 Winzer*innen stellen den Crémant d'Alsace her.
Der Crémant d'Alsace gilt als elegante und erschwingliche Alternative zum Champagner. Das Elsass ist im Vergleich zur Champagne mit jährlich 320 Millionen Flaschen oder dem Veneto und Friaul mit 627 Millionen Flaschen Prosecco aber noch immer eine eher kleine Schaumweinregion. Gegenüber der letzten 10 Jahre ist der gesamthafte Absatz von Crémant d'Alsace allerdings um knapp 20 Prozent gestiegen. Allein 2023 wuchs der Export um 15 Prozent.
Grosser Massstab bei Wolfberger
Lange waren die Wege durch die schier endlosen Gänge und Produktionshallen von Wolfberger in Colmar. Rund um Colmar hat die seit 1902 bestehende Winzergenossenschaft Wolfberger ihren Sitz sowie Produktionsstätten. Sie hat über 300 Mitglieder und derzeit knapp 130 Angestellte, die zusammen 1200 Hektaren bewirtschaften. Jährlich verkauft die Genossenschaft 13 Millionen Flaschen Wein, davon 7 Millionen Crémant d'Alsace. Der Bioanteil beträgt dabei fünf Prozent. Ein Teil davon ist Bio Suisse zertifiziert. Das FiBL hat Wolfberger bei der Umstellung mit Expertise zum Schutz vor phytosanitären Verunreinigungen in Trauben und Weinen unterstützt. Für die Produktion von Crémant d'Alsace sind die Sorten Pinot Blanc, Riesling, Pinot Gris, Pinot Noir, Chardonnay und Auxerrois zugelassen. Bei Wolfberger werden Crémants mit verschiedenen Anteilen dieser Rebsorten hergestellt. Unter anderem auch Crémants aus Pinot Noir als Rosé oder Blanc de Noir.
2024 kündigten Wolfberger und die etwas kleinere Genossenschaft Bestheim eine geplante Fusion an. Diese Fusion würde es dem Zusammenschluss ermöglichen, schätzungsweise 17 Prozent der elsässischen Rebfläche zu bewirtschaften und 625 Winzer*innen zu vereinen. Beide Genossenschaften haben einen starken Fokus auf Crémant d'Alsace und könnten daher ihre Kapazitäten massgeblich erweitern. Interessant wäre sicher zu sehen, welchen Einfluss die Fusion auf die Möglichkeiten im Export und auf das Wachstumspotenzial von Bio Crémants haben könnte. Gemäss der Medienstelle von Wolfberger kann die Fusion derzeit aber noch nicht bestätigt werden.
Andere Weinwelt am Fusse der Vogesen
Etwas gemächlicher geht es in Reichsfeld zwischen Strassburg und Colmar zu und her, das idyllisch in den Ausläufern der Vogesen liegt. Arthur Bohn hat hier vor zwei Jahren die gleichnamige Domaine übernommen und führt eine dreihundertjährige Familientradition fort. Der Betrieb bewirtschaftet 10 Hektaren und füllt jährlich 450'000 Flaschen ab. Die Domaine Bohn setzt auf naturnahen Weinbau und minimale Eingriffe im Keller. Der Standard Crémant d'Alsace setzt sich aus 75 Prozent Chardonnay und 25 Prozent Pinot Noir, Gris und Blanc Trauben zusammen. Daneben stellt die Familie Bohn auch Rosé Crémants und Jahrgangs Crémants her. Bei der Degustation fiel die Geradlinigkeit der Crémants positiv auf sowie die mineralische Ausgewogenheit und Frische.
Der Erfolg der handwerklich produzierten Crémants mit erkennbarer Handschrift zeigt sich unter anderem im wachsenden Export der Domaine. Über 60 Prozent der gesamten Produktion setzt die Familie ausserhalb Frankreichs ab – mit steigenden Verkaufszahlen. Arthur Bohn beobachtet eine wachsende Nachfrage nach Crémants ohne hohe Säuregehalte und mit geringem Einsatz von Schwefel. Mit dem Klimawandel sieht sich Arthur Bohn grossen Herausforderungen gegenüber. In Jahren mit grosser Trockenheit und Hitze, teilt er die Ernte einer Parzelle in zwei Zeitpunkte. Den weniger reifen, dafür umso säurehaltigeren Teil fügt er dann mit einem gut gereiften Teil zusammen. In der Praxis der ständigen Bodenbedeckung und der pfluglosen Bewirtschaftung sieht Arthur Bohn die Grundlage für widerstandsfähige Rebberge.
Jeremias Lütold, FiBL
Weiterführende Informationen
Abgefüllt im Sektkurs (Meldung vom 10.02.2025)
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