Der Anbau von Biokartoffeln ist mit Herausforderungen wie intensiver Bodenbearbeitung, Erosion durch Starkregen sowie Austrocknung der Dämme in Trockenperioden verbunden. Eine mögliche Lösung stellt das Abdecken der Dämme mit Transfermulch dar, da dieser die Bodenerosion verringern, Unkraut unterdrücken und den Humusabbau reduzieren kann. Im Rahmen eines dreijährigen Exaktversuchs auf der Versuchsfläche der HAFL wurden die Mulchmaterialien Gras, Stroh und Silage unter Biobedingungen mit herkömmlichem Anbau ohne Mulch (Kontrolle) verglichen.
Mehrertrag trotz unterschiedlicher Witterung
Strohmulch führte in allen Versuchsjahren zu einem signifikanten Mehrertrag der marktfähigen Kartoffeln von durchschnittlich 20.5 Prozent (53 Dezitonnen pro Hektar), unabhängig von den stark variierenden Witterungsbedingungen. Grasmulch erzielte über alle Jahre hinweg eine Ertragssteigerung von durchschnittlich 6.5 Prozent, jedoch ohne statistische Signifikanz. Silagemulch zeigte inkonsistente Ertragsreaktionen.
Zusätzlich wiesen die Kartoffelpflanzen in den meisten Jahren im Strohmulchverfahren eine signifikant grössere Wuchshöhe auf als in der Kontrolle. Gras- und Silagemulch hatten weniger konsistente Effekte auf die Pflanzenhöhe, wobei Silagemulch zwar das vegetative Wachstum förderte, sich dies aber nicht in Ertrag niederschlug.
Das Unkraut wurde unabhängig vom verwendeten Mulchmaterial wirksam unterdrückt. Entscheidender als die Art des Mulchs waren die Mulchdicke, eine homogene Verteilung sowie die Vermeidung von Parzellen mit viel Wurzelunkräutern und eine nicht zu steile Dammformung.
Weniger Frassschäden durch Kartoffelkäfer
Das Strohmulchverfahren reduzierte in allen Jahren die Anzahl Blätter mit Kartoffelkäferlarven und die daraus resultierenden Frassschäden. Dieser Effekt war nur im heissen, trockenen Jahr 2022 signifikant, mit sieben befallenen Blättern pro Pflanze weniger als die Kontrolle. Auch Gras und Silage führten zu einer Reduktion, wenn auch in kleinerem Ausmass. Vermutlich kam in diesem Jahr dem kühleren und schützenden Mikroklima des Mulches eine grössere Bedeutung zu, zum Beispiel in der Begünstigung von räuberischen Nützlingen wie Raubwanzen.
Im kühl-feuchteren Jahr 2021 hatte der Silagemulch signifikant mehr Larvenbefall, vermutlich aufgrund des höheren Stickstoffgehalts in den Pflanzen. Dieselbe Tendenz war im Jahr 2023, sowohl bei Silage und Gras zu beobachten. Das Strohmulchverfahren führte in allen Jahren zu teils signifikanten, teils tendenziell niedrigeren Chlorophyllwerten, was auf die Stickstoffbindung im Boden durch das weite C/N-Verhältnis des Strohs zurückzuführen sein könnte. Dies hatte jedoch keine negativen Auswirkungen auf Ertrag oder Pflanzenhöhe.
Minderung von Stickstoffverlusten und Temperaturschwankungen
N-Min-Beprobungen nach der Kartoffelernte sowie in der Folgekultur Winterweizen zeigten, dass der Strohmulch überschüssigen Stickstoff im Boden bindet, wodurch Nitratauswaschungen im Herbst reduziert und Nährstoffe für die Folgekultur verfügbar gehalten wurden.
Alle drei Mulchverfahren trugen zur Minderung von Temperaturschwankungen bei, indem sie sowohl die durchschnittlichen Temperaturen als auch die täglichen Maximalwerte abpufferten. Besonders konsistent war dieser Effekt bei Stroh und Silage. Die grössten mittleren Temperaturdifferenzen zur Kontrolle wurde im Juni 2023 mit –3.1 bis –3.9 Grad gemessen. Im Juli des Hitzejahrs 2022 erreichten die Bodentemperaturen in der Kontrolle Spitzenwerte von bis zu 32 Grad, während sie in den Mulchverfahren nie über 28 Grad anstiegen. Dies führte zu einer Reduktion von Hitzestress der Kartoffelpflanzen.
Wirtschaftlich konkurrenzfähige Alternative
Die auf Basis des Exaktversuchs und der Zeitaufwände aus der Praxis errechneten Deckungsbeiträge zeigen, dass das Strohmulchverfahren die zusätzlichen Kosten durch den Mehrerlös aus höheren Erträgen kompensieren konnte. Damit stellt Strohmulch eine wirtschaftlich konkurrenzfähige Alternative zum herkömmlichen Kartoffelanbau ohne Mulch dar. Der dreijährige Exaktversuch zeigte, dass Strohmulch von den untersuchten Mulchmaterialien die besten Ergebnisse erzielt. Der Kartoffelanbau unter Strohmulch stellt eine vielversprechende Alternative zum üblichen Anbau dar.
Zukünftig sind weitere Untersuchungen zur schädlingsmindernden Wirkung und der Wirtschaftlichkeit unter Praxisbedingungen sowie der mechanisierten Strohausbringung erforderlich. Besonders die gleichmässige Verteilung des Strohs ist entscheidend, da sie die Unkrautunterdrückung, den Bodenschutz, die Schädlingsabwehr und damit die wirtschaftliche Rentabilität des Verfahrens massgeblich beeinflusst.
Katrin Erfurt, Bio Suisse, Pascale Walther, HAFL
Weiterführende Informationen
Kartoffeln (Rubrik Pflanzenbau)