Biosoja: Anbaukosten im Griff haben mit dem Deckungsbeitragsrechner
Der Biosojamarkt in der Schweiz wächst, bei Speisesoja langsam aber stetig, bei Futtersoja besteht dagegen eine sehr grosse Nachfrage. Mit dem neuen Deckungsbeitragsrechner kann die Anbautechnik optimiert werden.
Die Branche geht beim Futtersoja von 2‘500 Hektaren fehlender Anbaufläche aus, dies vor allem im Hinblick darauf, dass ab dem Jahr 2020 neunzig Prozent des Wiederkäuerfutters aus der Schweiz stammen muss, ab 2022 werden es hundert Prozent sein.
Weil die Bioackerbaufläche in den letzten Jahren stark zugenommenen hat, ist der Markt bei einigen Kulturen gesättigt. Der Anbau von Futtersoja ist wegen des im Vergleich zu Speisesoja viel tieferen Preises eine anspruchsvolle, aber dennoch praktikable Option.
Die Unkrautbekämpfung ist einer der Hauptkostenfaktoren, auf den der Produzent Einfluss nehmen kann. Alternativen zu den gängigen Anbauverfahren mit intensivem Hackeneinsatz sind noch im Entwicklungsstadium und in der Praxis, wo stabile Erträge erwartet werden, noch nicht einsetzbar. In verschiedenen FiBL-Projekten werden kostenfreundliche Anbauverfahren genauer untersucht, bisher sind viele noch im Experimentalstadium. Auch im Ausland werden verschiedene Ansätze entwickelt und geprüft, um die Anbaukosten zu senken.
Was beeinflusst den Aufwand für die Unkrautbekämpfung?
Die Kosten für die Unkrautbekämpfung hängen von der Strategie des Biosojabohnenproduzenten ab. Zwei Hauptstrategien sind denkbar:
- Lowtech-Anbau auf weniger günstigen Standorten: Kleine unförmige Parzelle, heterogener Boden, geneigt, Soja ist keine wichtige Kultur auf dem Betrieb. In diesem Fall genügen zwei oder drei Durchgänge mit Striegel und/oder einer einfachen Hacke zwischen den Reihen, ergänzt durch eine abschliessende manuelle Unkrautbekämpfung (die aber viele Arbeitsstunden umfassen kann).
- Hightech-Anbau auf günstigen Standorten: Das Sojabohnenfeld ist gross, homogen und erlaubt einen rationellen Einsatz von Maschinen. Die Ertragserwartung ist hoch. In diesem Fall ist der Einsatz von moderner (aber teurer) Hacktechnik empfehlenswert: Hacken zwischen den Reihen und in der Reihe zum Beispiel mit Fingerelementen, kamera- oder RTK-gesteuerter Hacke um das Handjäten und die damit verbundenen Kosten zu senken.
Folgende Faktoren sind ebenfalls wichtig:
- Soja sollte in der Fruchtfolge nur wenige Jahre nach Kunstwiese angebaut werden und keinesfalls auf Flächen auf denen seit Jahrzehnten keine Kunstwiese mehr vorhanden war (Umstellbetriebe). Der Unkrautdruck wäre zu hoch.
- Vor der Aussaat sollten bei Bedarf eine oder zwei Unkrautkuren durchgeführt werden.
- In regenreichen, nassen Jahren sind die Bedingungen für das Unkrautwachstum besser als für die Soja, der Einsatz einer Hacke ist wegen zu nassen Bodens eventuell nicht möglich. Das lässt den Aufwand für Unkrautbekämpfung in die Höhe schnellen.
Aufwand für das Handjäten
Bei guten Bedingungen sollte für das Jäten von Hand pro Hektare nicht mehr als 10 bis 25 Stunden aufgewendet werden müssen. Bei Ungünstigen Bedingungen kann der Aufwand für das Handjäten 150 bis 200 Stunden pro Hektare erreichen. Siehe auch:
Biosojaanbau: Unkrautregulierung (gleiche Rubrik)
Deckungsbeitragsrechner für Biosoja
Mit dem Deckungsbeitragsrechner (Excel-Datei) können Sie die Kosten des Anbauverfahrens für Biosoja in Abhängigkeit der verwendeten Maschinen und aufgewendeter Zeit genau berechnen. Der Rechner ermöglicht es, verschiedene Anbauvarianten zu berechnen, um die richtige Strategie zu wählen oder sie während der Saison anzupassen. Das Excel-Tool wurde vom FiBL in Zusammenarbeit mit Agridea im Rahmen des von Bio Suisse und Coop-Nachhaltigkeitsfonds finanzierten Projektes «Bio Speisesoja Schweiz» entwickelt.
Im Rechner sind bereits die Anbauverfahren für Speisesoja und für Soja zur Futternutzung, sowie ein Verfahren zur Produktion von Ackerbohnen zum Vergleich angelegt. Probieren Sie aus, wie sich der Deckungsbeitrag ändert, wenn Sie die Werte verändern.
Deckungsbeitragsrechner für Biosoja (130.7 KB) (FiBL und Agridea, 2019; Version vom 25.03.2019)
- Im Arbeitsblatt «Annahmen» können die verwendeten Maschinen durch Klick darauf und auf die Auswahl geändert werden, ebenso deren Status (im Besitz, geleast, oder Einsatz durch Dritte). Auch die Handarbeitsstunden für das Unkrautjäten können eingetragen werden. Nur in den gelb markierten Zellen können individuelle Veränderungen vorgenommen werden. Auf Grundlage dieser Angaben wird im Blatt „DB-Berechnung“ gearbeitet.
- Im Arbeitsblatt «Berechnungen» wird der Deckungsbeitrag auf Grundlage der Angaben im Arbeitsblatt «Annahmen» berechnet. Dort können noch Angaben wie z.B. Ertrag, Preis für die Ernte oder Saatgutkosten gemacht werden.
Varianten der Biosoja-Produktionskostenberechnung
Die Kosten der Handarbeit zur Entfernung des Unkrautes im Speisesoja Anbau können, durch den Einsatz von Hackgeräten mit Werkzeugen, die ein Hacken in der Reihe erlauben (Flachhäufler, Torsionszinken oder Fingerelemente) deutlich reduziert werden. Allerdings sind diese Maschinen teuer.
Ein geringer Aufwand für Handjäten reduziert die Kosten erheblich. Für Futtersoja gelten weitaus geringere Qualitätsanforderungen (Verfärbungen) als für Speisesoja, weshalb bei nicht allzu hohem Unkrautdruck das Jäten reduziert werden kann. Disteln und Blacken müssen jedoch, wie bei allen anderen Kulturen, noch manuell entfernt werden, um ein Versamen zu verhindern.
Beim Anbau von «späteren» 00 Sorten, die ertragreicher als frühreife Sorten sind oder von Sorten mit hohem Ertragspotential für Futternutzung auf Parzellen ohne zu hohen Unkrautdruck, kann ein interessanter Deckungsbeitrag für Futtersoja erzielt werden.
Die variablen Mechanisierungskosten unterscheiden sich wenig zwischen Low- und Hightech Variante. Dies vor allem, weil diese Kosten die Abschreibung von Maschinen bei der Berechnung der Bruttomarge nicht beinhalten. Zur korrekten Beurteilung des potenziell höheren Franken-Ertrages bei Hightech-Sojabohnen müssten auch die Abschreibungskosten der eingesetzten Maschinen berücksichtigt werden, auch wenn keine genaue Berechnung möglich ist.
Rentabilität des Biosoja-Anbaus
Soja zur menschlichen Ernährung (Tofu, Milch, Joghurt, Flocken, Mehl etc) hat einen Preis von Fr. 220.00/dt (Stand 2019). Soja zur Futternutzung hingegen hat einen weitaus geringeren Preis von Fr. 120.00/dt. (Fr. 100.00 Sojapreis + Fr. 20.00 Beitrag aus Exportabschöpfungen von Bio Suisse).
Folgende Faktoren können die Rentabilität des Biosoja-Anbaus zur Futternutzung erhöhen. Nutzen sie den Deckungsbeitragsrechner, um ihr Anbauverfahren zu planen.
- Eine Sojasorte auswählen, die ein höheres Ertragspotential hat als die bisher in der Schweiz genutzten Sorten für Speisesoja. Obelix (000 Sorte) und Galice (000/00) wurden für den Anbau 2019 in Bio vermehrt und haben ein höheres Ertragspotential.
- Das Unkraut sollte nicht unbedingt bis auf die letzte Pflanze eliminiert werden. Die Frage: «Wie sauber ist sauber genug?» kann individuell unter Zuhilfenahme des Kostenrechners beantwortet werden. Bei Futtersoja haben die Annahmestellen längst nicht die gleichen Qualitätsansprüche wie für Speisesoja, es gelten lediglich die Swissgranum «Übernahmebedingungen Ölsaaten» (Seite 3):
https://www.swissgranum.ch/uebernahmebedingungen
Die Verunreinigung mit Unkraut bei der Ernte spielt eine geringere Rolle. Trotzdem sollte der Unkrautsamenvorrat im Boden nicht aufgebaut werden.
Es bleibt zu hoffen, dass der Preis für Futtersojabohnen in nicht allzu ferner Zukunft weiter erhöht werden kann.
Wenn sie Fragen oder Anmerkungen zum Thema oder zur Anwendung des Kostenrechners haben, wenden Sie sich an Matthias Klaiss (Kasten rechts, ganz oben).
Letzte Aktualisierung dieser Seite: 26.03.2019