Die verschmähten Biokälber
Auf den Schweizer Biomilchbetrieben werden jährlich 50 000 Kälber geboren, zwei Drittel davon gehen in die Mast, grossmehrheitlich aber in konventionelle Betriebe. Nun sucht man nach Wegen, um einen grösseren Anteil dieser Tiere im Biokanal zu vermarkten.
Rund 30 000 Biokälber werden – meist im Alter von wenigen Wochen – in konventionelle Betriebe verkauft. Damit nehmen die Biobauern für ihre abgehenden Tiere nicht nur Haltungsformen in Kauf, die den Biostandards bei weitem nicht genügen, sondern sie befeuern damit auch den Antibiotikaeinsatz. Die Tränker werden auf Grossbetrieben zusammengeführt und zur Prävention oder Behandlung von Infektionen aller Art zunächst flächendeckend mit Antibiotika behandelt.
Milchlieferdruck und fehlender Platz
Hauptursache für die Abwanderung der Kälber in den konventionellen Kanal sieht Franz Steiner von der Pro Beef im hohen Produktions- und Lieferdruck, dem sich viele Milchbäuer*innen selbst aussetzen: «Oft wird dem Abnehmer zu viel Milch angemeldet, und es fehlt dann die nötige Menge, um Kälber abzutränken», so Steiner, «deshalb wollen viele Biomilchbauern die Kälber so schnell wie möglich loswerden». Dazu kommen Platzprobleme im Stall und auf der Weide sowie die Scheu vor dem Abtränken milchbetonter Rassen.
In der Branche erwacht jedoch langsam das Bewusstsein, dass man damit ein Reputationsrisiko eingeht und dass die Auslagerung des Kälberüberschusses kein zukunftsträchtiges Modell ist.
Dies ist die gekürzte Fassung eines Artikels, der in der Ausgabe 6|2014 von Bioaktuell Magazin erschienen ist.
Weiterführende Informationen
Die verschmähten Biokälber (Magazin Bioaktuell 6|2014)
Weidemast (Rubrik Rindvieh)
Biotränker gehören zur Ausmast auf Biobetriebe (Rubrik Weidemast)
Letzte Aktualisierung dieser Seite: 11.08.2014