Diese Website unterstützt Internet Explorer 11 nicht mehr. Bitte nutzen Sie zur besseren Ansicht und Bedienbarkeit einen aktuelleren Browser wie z.B. Firefox, Chrome
FiBL
Bio Suisse
Logo
Die Plattform der Schweizer Biobäuerinnen und Biobauern

Auf dem Kräuterberg trifft Handarbeit auf innovative Maschinen

Meldung  | 

Die dritte Ausgabe des Bio-Kräutertages findet am 23. August 2024 auf dem Lerchenhof bei Andreas Ballif und Franziska Leuenberger auf dem hügeligen Twannberg bei Biel statt. Das Paar verbindet innovative Ansätze mit altbewährten Praktiken.

Franziska Leuenberger und Andreas Ballif vor dem Kräuterfeld, das von Andreas` Schwester Margrit Schumacher bewirtschaftet wird. Foto: Saskia Minneboo

Viel Handarbeit: Franziska Leuenberger kontrolliert eine frisch gepflanzte Minzenparzelle. Foto: Saskia Minneboo

Andreas Ballif im Feld mit Marokkanischer Minze, eine Varietät der Nanaminze. Foto: Saskia Minneboo

Interessante Innovation aus der Niederlande: Solarbetriebener Jät-Flieger. Foto: Saskia Minneboo

Andreas Ballif und Franziska Leuenberger stehen vor dem bunt gemischt blühenden Kräutergarten. Sie sind vor rund 16 Jahren in den Kräuterbau eingestiegen. Mit der Ernte stellt Andreas` Schwester Margrit Schumacher verschiedenste Kräutermischungen her, die sie lokal in Form von Teemischungen verkauft.

Die Kräuter dürfen nicht blühen
Dies ist jedoch die einzige Fläche, die bunt gemischt blühen darf. Für die weiten Kräuter-Feldern, die sich zu beiden Seiten des blühenden Kräutergartens erstrecken, gelten die Vorschriften der Waldhofkräuter-Genossenschaft. Hier dürfen die Kräuter für die Vermarktung bei der Genossenschaft nicht blühen, erklärt Andreas Ballif, der auch im Vorstand der Genossenschaft sitzt. Diese Kräuter werden maschinell geerntet, und eine Mischkultur kommt nicht in Frage.

Der Hofrundgang führt durch die Felder mit Ricola- und Marokkanischer Minze, vorbei an Salbei und Zitronenthymian. Der Mentholgeruch der Ricola-Minze ist intensiv. Diese Sorte sei aber anfälliger und wachse nicht so gut nach wie die resistentere Marokkanische Minze oder die Krause Minze, erläutert Franziska Leuenberger.

Kulturen mit sicherem Absatzmarkt
Auf den 80 Aren Minze, 80 Aren Salbei, 45 Aren Zitronen-Thymian und 100 Aren Thymian werden jährlich etwa 13 Tonnen Kräuter (Trockengewicht) produziert. Die Ernte liefert der Lerchenhof frisch in die Trocknungsanlage eines Mitgliedes der Waldhofkräuter-Genossenschaft in Rüttenen bei Solothurn, welcher diese verarbeitet und lagert. Danach werden die Kräuter an Marken wie Kennel, Swiss Alpine Herbs und Ricola verkauft.

Mit einem Salbeipflänzchen in der Hand erläutert Andreas die Schwierigkeiten, die auftauchen, wenn eine Verarbeiterin neue Kräuter kaufen möchte: Es dauert mindestens zwei Jahre von der Mutterpflanze oder dem Samen bis zur Ernte. Dabei ist die Nachfrage nach zwei Jahren eventuell gar nicht mehr aktuell. Darum konzentrieren sich Andreas Ballif und Franziska Leuenberger auf die Sorten, die garantiert einen Abnehmer haben. Daneben werden auch Petersilie, Zwiebeln und Lauch kultiviert, die an Swiss Alpine Herbs verkauft werden und in Form von Fertigsuppen und Streugewürz auf den Markt kommen.

Abhilfe für den Trockenstress am Jura-Südfuss
Die Erde wirkt karg und steinig. Hier am Jura-Südfuss, wo flachgründiger Moränenboden vorherrscht, ist Trockenheit ein Problem. Dieses Jahr ist der Trockenstress bislang gering dank des starken Regens, aber das könne sich noch ändern gegen den Herbst hin, gibt Franziska zu bedenken. Der durchschnittliche jährliche Niederschlag liegt bei rund 900 mm, während der Durchschnitt im Mittelland bei 1000 mm liegt.

Not macht erfinderisch, und Andreas' Hang zu modernen Lösungen im Energie- und Technikbereich hat zu einer Lösung geführt. Am Kräutertag werden die Besucher ein fest installiertes Tröpfchenbewässerungssystem sehen, welches im Kräuterbau wenig verbreitet ist. Ausserdem wird Xavier Simonnet von Agroscope in seinem Vortrag das Wassermanagement in Bezug auf die klimatischen Veränderungen thematisieren. Er wird auch Ergebnisse aus der Forschung präsentieren sowie einige Geräte vorstellen.

Der Kräuteranbau ist gut in die Fruchtfolge integriert
Andreas erklärt, der Lerchenhof sei ein klassischer Mischbetrieb. Auf den insgesamt 20 Hektaren ackerfähigem Land sorgen neben dem Kräuteranbau auch Milchvieh, Gemüseanbau, Mast- und Mutterschweine sowie Ackerbau für einen ausgewogenen Kreislauf. Die Kräuter stehen etwa drei bis fünf Jahre auf der gleichen Parzelle. Ersetzt wird die Kultur, falls der Frost zu grosse Schäden angerichtet hat, beziehungsweise die Lücken in der Kultur zu gross sind. Weitere zwanzig Hektaren werden als Naturwiesen bewirtschaftet, sechs davon als extensive Wiesen.

Drei Twannberger Kräuterbetriebe
Franziska und Andreas sind nicht die einzigen Kräuterproduzent*innen auf dem Twannberg. Bergaufwärts gibt es noch zwei weitere Betriebe. Zufall oder Absicht? Anscheinend lag die Idee des Kräuteranbaus in der Luft: Alle drei Betriebe sind schon etwa gleich lang dabei, ohne sich untereinander abgesprochen zu haben.

Der Twannberg eignet sich gut für den Kräutertag, da die Teilnehmer*innen am Nachmittag auch die zwei anderen Kräuterbetriebe besuchen können. Diese Nachbarn sind ebenfalls Teil der Waldhofkräuter-Genossenschaft. In der Genossenschaft ist es Pflicht, die Bio-Suisse-Richtlinien zu befolgen, jedoch ist eine Zertifizierung nicht erforderlich.

Der Maschineneinsatz ist vielfältig
In der Genossenschaft gibt es einen guten Austausch zwischen den Kräuterbauern und -bäuerinnen. Mehrere Maschinen werden miteinander geteilt. Am Bio-Kräutertag wird eine neue Errungenschaft präsentiert: die Rollhacke zur Unkrautbekämpfung. Um diesen auf den Feldern vom Lerchenhof fahren zu können, müssen die bestehenden Fahrspuren korrigiert werden. Außerdem kommen hier die Setzmaschine, die Hackmaschine, und die Erntemaschine, sowie der solarbetriebene Jät-Flieger zum Einsatz.

Gewisse Arbeiten im Kräuterbau können aber nur von Hand erledigt werden, so etwa die spätere Unkrautbekämpfung. Dies stellt eine große Herausforderung für Andreas Ballif und Franziska Leuenberger dar: Die vielen Arbeitsstunden sowie der branchenüblich tiefe Lohn machen die Suche nach Mitarbeitenden nicht einfach. Momentan sind auf dem Lerchenhof zwei Lehrlinge, zweit Mitarbeiter*innen sowie fünf Saisonaushilfen angestellt.  «Man muss es wirklich mögen, um länger zu bleiben», stellt Andreas klar. Er denkt, dass in Zukunft noch mehr Technik und Maschineneinsatz erforderlich sein werden.

Der Erfahrungsaustausch ist der Schlüssel zum Erfolg
Die Wichtigkeit des Erfahrungsaustausches wird im Verlauf des Gesprächs mehrmals betont. Mit den Problemen, auf die man im Kräuteranbau stösst, ist man nicht alleine. Vor allem für klimatisch ähnlich gelegene Betriebe sind der Austausch und die Erfahrungen mit den anderen Kräuterbauern extrem wertvoll. Es können nicht nur Neueinsteiger, sondern auch erfahrene Kräuterbauern von dem diesjährigen Kräutertag profitieren, sind sich Franziska und Andreas einig. Der Anlass wird auf Deutsch und Französisch abgehalten.

Saskia Minneboo, FiBL

Weiterführende Informationen

Hinweis: Dies ist eine tagesaktuelle Meldung. Sie wird nicht aktualisiert.

Möchten Sie die Website zum Home-Bildschirm hinzufügen?
tippen und dann zum Befehl zum Home-Bildschirm hinzufügen nach unten scrollen.