Die scheidende Präsidentin der Bärner Bio Bure Kathrin Schneider trat ihr Präsidium vor zehn Jahren zu einer Zeit an, als der Biolandbau noch weniger oft Thema in den Medien war als heute. Ihr motivierendes und erfolgreiches Wirken wurde von den Anwesenden gelobt und herzlich verdankt. Ihrer Nachfolgerin, Monika Sommer-Linder, kommt die Aufgabe zu, als Präsidentin gemeinsam mit dem Vorstand die Interessen des Biolandbaus im grössten Agrarkanton der Schweiz wahrzunehmen. Sie betreibt mit ihrer Familie einen Knospe-Betrieb in Les Reussilles BE mit einem Lieferrecht für Bio-Gruyère und der Direktvermarktung von Bauernhofglace.
Strenger Vollzug gefordert
Ab 2022 muss bei der Wiederkäuerfütterung auf Knospe-Betrieben das gesamte Futter aus der Schweiz stammen und Knospe zertifiziert sein, der maximale Kraftfutteranteil wird von zehn auf fünf Prozent reduziert. Dazu äusserten sich verschiedene Votantinnen und Votanten an der Hauptversammlung der Bärner Bio Bure. Vor dem Hintergrund der angespannten Situation auf dem Biomilchmarkt wurde ein konsequenter Vollzug, die restriktive Handhabung von Ausnahmebewilligungen und strenge Sanktionen für Verstösse gegen die neuen Regelungen gefordert. Das Nachmittagsprogramm stand im Zeichen des Austausches und des Zusammenseins.
Umstellen auf Biolandbau – im Wandel der Zeit
Mit Samuel Otti berichtete ein Pionier des Biolandbaus über sein Lebenswerk. Die Umstellung 1978 sei zu einer Zeit erfolgt, als Biobäuerinnen und Biobauern zum Teil noch Sektierertum vorgeworfen wurde. Er orientierte sich an Vorbildern wie Fritz Dähler, befolgte die Ratschläge von Hans Müller und besuchte dessen Kurse auf dem Möschberg. Schon damals sei die Frage der Zertifizierung und Auszeichnung der Produkte mit Labels zur Erschliessung von Vermarktungskanälen ein Thema gewesen, erklärte er.
Gut zwanzig Jahre später stellte Bruno Wermuth den elterlichen Betrieb in Vielbringen BE auf Biolandbau um. Seine Beobachtungen der Entwicklung der Bodenfruchtbarkeit waren ein wichtiger Grund dafür. Den Anlass für einen Stallneubau gab gemäss seinen Angaben das viele Holz, das der Sturm Lothar im eigenen Wald zu Fall gebracht hatte. Viele Kollegen, die sein Tun damals kritisierten, hätten sich heute ebenfalls dem Biolandbau zugewandt; er freue sich über jeden Neuumsteller und jede Neuumstellerin, sagte er. Und er forderte auch die Befürworterinnen und Befürworter der Trinkwasserinitiative zu konsequentem Handeln auf: zur Umstellung ihres Konsums auf regionale und saisonale Bioprodukte.
Erst ein Jahr im Biolandbau tätig sind Barbara und Urs Lüthi aus Burgdorf BE. Ihr Entschluss zur Umstellung erfolgte nach einer Nachhaltigkeitsanalyse ihres Betriebs durch Studierende der Hochschule für Agrar-, Forst- und Lebensmittelwissenschaften HAFL. Diese zeigten auf, dass der Betrieb mit der langjährigen Mutterkuhhaltung mit wenig Aufwand und Investitionen umgestellt werden kann. Die Erfahrungen nach dem ersten Umstellungsjahr, auch mit anspruchsvollen Kulturen wie Saatkartoffeln und Quinoa, seien positiv, erklärten sie. Die Stadtnähe sei für sie dabei Chance und Herausforderung zugleich.
Robert Obrist, FiBL