Er hat Agronomie an der ETH Zürich studiert, war als kantonaler Berater und an landwirtschaftlichen Schulen tätig und hat im Nebenerwerb den Weinberg von Schloss Wildegg auf Bio umgestellt. Im Jahr 2000 hat Robert Obrist am FiBL angefangen und 2008 die Leitung des Departements für Beratung, Bildung und Kommunikation übernommen. 14 Jahre war er Leiter der Geschäftsstelle Bildung von Bio Suisse und hat in dieser Funktion unter anderem den Lehrplan für die Landwirtschaftslehre mit Spezialrichtung Biolandbau mitentwickelt.
Was war dein bestes Erlebnis in deiner Zeit am FiBL?
Dass das Bundesamt für Landwirtschaft 2019 dem FiBL mehr Geld zugesprochen hat. Dies ist ein Quantensprung für die Entwicklung des Instituts und zeigt seine endgültige Anerkennung im Schweizer Liwis (Landwirtschaftliches Innovations- und Wissenssystem, Anm. der Red.).
Welches Projekt am FiBL liegt dir besonders am Herzen?
Im internationalen Projekt STOAS haben wir bereits 2012 bis 2014 ausgearbeitet, wie ein Nachhaltigkeitscheck – ergänzend zur Biokontrolle – die Landwirtinnen und Landwirte dabei unterstützen kann, den Biolandbau auf ihren Betrieben individuell und eigenmotiviert weiterzuentwickeln. Das finde ich viel besser als die Weiterentwicklung über Richtlinien. Leider hat dies bislang nicht den Weg in die Praxis gefunden.
Was hat sich in den letzten zwanzig Jahren getan im Bereich Bildung für den Biolandbau?
Ein wichtiger Meilenstein war die Etablierung der Bioschule Schwand, zu der ich als Leiter der Geschäftsstelle Bildung von Bio Suisse massgeblich beitragen konnte. Die Herausforderungen und Diskussionen sind aber heute noch ähnlich. Der Biolandbau wird in der landwirtschaftlichen Grundbildung immer noch als Spezialform der Landwirtschaft gesehen. Ich sehe es umgekehrt, der Biolandbau ist die Grundlage und ich fände gut, dies wäre auch im Lehrplan so verankert.
Und wie hat sich die Bioberatung verändert?
Die Umstellungsberatung wurde durch die kantonalen Beratungsdienste übernommen. Das hat dazu geführt, dass es auch in den Kantonen sehr motivierte Beratungskräfte für die Bioszene gibt, worüber ich mich sehr freue. Die FiBL-Beratung hat ihren Fokus auf der Wissensentwicklung mit der Praxis. Mit dieser On-Farm-Forschung, also Praxisversuchen, machen wir schon seit Langem das, was in den EU-Forschungsprojekten seit einigen Jahren mehr und mehr an Bedeutung gewinnt.
Wo siehst du den Schweizer Biolandbau in zehn Jahren?
Auf jeden Fall wird der Biolandbau weiter wachsen. Wichtig ist, dass er mit den Märkten wächst, was wir in der Schweiz bislang ganz gut hinbekommen haben. Eine Herausforderung ist die Konventionalisierung des Biolandbaus. Da können Beratung und Bildung wichtige Arbeit leisten – und der Handel darf nicht zu viel Macht bekommen. Viel Potenzial gibt es in der Gemeinschaftsverpflegung, hier könnten Firmen und die öffentliche Hand noch viel mehr auf Bio setzen. Und die Kantone könnten Anbau, Verarbeitung und Konsum von Biolebensmitteln mit Bioaktionsplänen unterstützen.
Welchen Aufgaben wirst du dich ab Juli widmen?
Die politische Arbeit wird für mich weiterhin eine wichtige Rolle spielen, seit 2014 sitze ich für die Grünen im Aargauer Grossrat. Zudem betreibe ich etwas Biorebbau – und ich bin offen für Neues.
Interview: Theresa Rebholz