Für Schweizer Biozucker besteht eine grosse Nachfrage, die bei weitem noch nicht gedeckt werden kann. Der Anbau von Biozuckerrüben ist eine interessante Alternative in einem zunehmend schwierigen Marktumfeld. Es ist jedoch nach wie vor eine herausfordernde Kultur, die eine professionelle Kulturführung verlangt: Wer dies im Griff und daneben noch etwas Glück hat, kann durchaus gutes Geld verdienen. Matchentscheidend für die Wirtschaftlichkeit ist der Aufwand an Handarbeitsstunden.
Versuchsergebnisse
Am Workshop wurden auch die Ergebnisse der Versuche präsentiert und diskutiert, die im Rahmen des QuNaV-Projekts zur Förderung des Biozuckerrübenanbaus vom FiBL zusammen mit Coop, Bio Suisse, der Schweizerischen Fachstelle für Zuckerrübenanbau und kantonalen Partnern durchgeführt werden. An drei Standorten in der Schweiz wurden Versuche mit biologisch abbaubaren Mulchfolien angelegt, in die Zuckerrüben mit einer Stanzdrille eingesät wurden. Dieses Verfahren hätte Potenzial, doch sind noch zu viele Fragen bezüglich der Abbaubarkeit der Folie offen, so dass es vorerst zurückgestellt wird. Die Versuche mit Real Time Kinematic (RTK) gestütztem Querhacken haben nicht zum erhofften Erfolg geführt, die Ablage-Genauigkeit der im Verbund gesäten Zuckerrüben wurde von der Sämaschine nicht wie vom Hersteller versprochen erreicht. Auch die in der Reihe arbeitenden Roboter Garford In-Row und der IC-Weeder von Steketee waren 2019 noch nicht in der Lage, die Zuckerrüben zu hacken. Aus agronomischer Sicht hat der Ansatz, Zuckerrüben aus Setzlingen anzupflanzen, funktioniert. Dieses Verfahren wird auch weiter verfolgt.
Produzentenumfragen
Das FiBL hat eine umfassende Umfrage unter den Biozuckerrübenproduzenten durchgeführt. Dabei hat sich gezeigt, dass auch bei den klassischen Verfahren noch viel Potenzial besteht. Die Spanne der Handarbeitsstunden reichte im Jahr 2019 in der Deutschschweiz von 35 bis über 300 Stunden. Einige Erfolgsfaktoren konnten identifiziert werden. So ist eine gute Vorbereitung der Parzelle sehr wichtig. Dies wird durch die ein- oder mehrmalige flache Bodenbearbeitung mit einem Striegel vor der Saat erreicht (falsches Saatbeet). Beim Hacken gilt: so früh wie möglich. Der erste Durchgang wird gemacht, sobald die Reihen sichtbar sind. Durchschnittlich wurden mehr als drei Hackdurchgänge durchgeführt. Die Handjätdurchgänge sollten pro Durchgang in fünf bis sieben Tagen abgeschlossen sein, solange das Beikraut noch leicht mit der Rübenhacke entfernt werden kann. Auch der Striegel kommt immer mehr zum Einsatz, er wird ab dem 4-8-Blattstadium eingesetzt. Bewährt hat sich der Einsatz nach dem Hackdurchgang in den Nachmittagsstunden, es wird mit hohem Zinkendruck und tiefer Fahrgeschwindigkeit gearbeitet.
Interessant sind die unterschiedlichen Anbaustrategien in der Deutsch- und Westschweiz: In der Deutschschweiz wird der Zuckerrübenanbau eher kleinflächig, aber intensiv und mit einer hohen Ertragserwartung betrieben. Auf den grösseren Westschweizer Betrieben wird auf einen extensiven Zuckerrübenanbau mit wenig Handarbeit, aber auch tieferen Erträgen gesetzt. So wurden auf einigen Betrieben die Samenständer der Unkräuter mit einem Messerbalken über den Zuckerrüben abgeschnitten, anstatt die Unkräuter in Handarbeit zu entfernen.
Verfügbare Sorten
Neu steht die Sorte Tesla zur Verfügung, da diese weniger anfällig auf die Blattfleckenkrankheit ist und eine zügigere Jugendentwicklung als Samuela hat. Sie bildet jedoch etwas weniger Ertrag und hat eine eher aufrechte Blattstellung, wodurch Unkräuter eher weniger gut unterdrückt werden. Angesichts der geringen Anbauflächen ist es noch nicht möglich, beide Sorten den Biozuckerrübenproduzenten zur Auswahl zu stellen. In den Gebieten mit der Krankheit Syndrome Basses Richesses (SBR) in der Westschweiz wird die tolerante Sorte Rhinema empfohlen.