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«Um es im Abstimmungs-Kampf zu opfern, ist das Thema zu schade»

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Die Agrarallianz verzichtet auf eine Parole zur Biodiversitäts-Initiative. Im Gespräch mit bioaktuell.ch erläutert die neue Geschäftsführerin Rebecca Knoth-Letsch diese Position und erklärt, was es aus ihrer Sicht braucht, um die Biodiversität langfristig zu stärken.

«Es braucht Arbeit auf Augenhöhe zusammen mit den Bäuerinnen und Bauern», sagt Rebecca Knoth-Letsch zum Thema Biodiversität. Foto: Franziska Hämmerli, FiBL

Rebecca Knoth-Letsch ist seit Anfang 2024 Geschäftsführerin der Agrarallianz, dem Zusammenschluss von Organisationen entlang der Wertschöpfungskette («Sie dient dem Dialog zwischen Heu- und Essgabel», so die Webseite). Für Nachhaltigkeit hat sich Knoth-Letsch davor schon beim Bundesamt für Landwirtschaft, dem Wirtschaftsdachverband Economiesuisse und dem Kommunalverband SVKI eingesetzt. Die Umweltwissenschaftlerin hat an der Universität Zürich studiert und dort ihre Masterarbeit zur Agrarpolitik verfasst. Anlässlich des kürzlichen Medientermins der Agrarallianz zur Biodiversitäts-Initiative haben wir mit ihr ein Gespräch geführt.

Frau Knoth-Letsch, der Bauernverband argumentiert, bei der Biodiversität gäbe es keine Krise. Wie seht das die Agrarallianz?
Rebecca Knoth-Letsch: Man kann darüber streiten, ob das Wort Krise das richtige Wording ist. Unbestritten und wissenschaftlich belegt ist die Tatsache, dass wir in der Schweiz auch im Agrarland ernstzunehmende Defizite aufweisen. Das macht zum Beispiel das Faktenblatt «Landwirtschaft und Biodiversität» des FiBL deutlich, welches über 60 Studien zitiert.

Die Agrarallianz verzichtet auf eine Abstimmungsparole. Stattdessen hat sie 5-Punkte formuliert. Der erste Punkt besagt, dass Handlungsbedarf bei der Biodiversität besteht. Warum hat man dann nicht gleich die Ja-Parole gefasst?
Das Thema ist zu wichtig, um es einem Abstimmungskampf zu opfern. Daher wollen wir die Gunst der Stunde nutzen, um den Handlungsbedarf aufzuzeigen und unsere Mitglieder und deren Marktpartner zu motivieren, noch mehr für die Biodiversität zu leisten. Wir wollen eine Stimme für die Landwirtinnen und Landwirte sein, die finden: Nein, wir sind noch nicht am Ziel.

Wenn man doch für mehr Biodiversität hinsteht, warum nicht gleich die Ja-Parole?
Wir sind ein Dachverband. Bei unseren Mitgliedern gibt es zwar niemanden, der eine Nein-Parole gefasst hat, es gibt nur Ja-Stimmen und Enthaltungen. Aber in den fünf Punkten, die wir formuliert haben, sind wir uns einig. Egal ob ein Ja oder ein Nein fällt, wir verlangen mehr Beratung, eine höhere Qualität der Biodiversitätsflächen und mehr gesamtbetrieblich eingebundene Biodiversität.

Für die Agrarallianz ist Biodiversität ein grosses Thema, sie möchte sich auch nach der Abstimmung damit auseinandersetzen. Was haben Sie konkret geplant?
In der AP 2030+ werden die agrarpolitischen Rahmenbedingungen ab 2030 festgelegt, und wir wollen dabei Einfluss nehmen. Unsere Ideen entwickeln wir in unseren Fachgruppen und bringen sie dann direkt beim Bundesamt für Landwirtschaft (BLW) ein, verbreiten sie über Presseevents und unsere Homepage.

Was müsste in Ihren Augen genau passieren, um die Biodiversität in der Schweiz auf ein langfristig stabiles und gesundes Niveau zu heben?
Es braucht Arbeit auf Augenhöhe zusammen mit den Bäuerinnen und Bauern. Sie sollen aufzeigen können, was sie für die Biodiversität leisten und sich am Markt damit profilieren können. Wir wollen eine standortangepasste und ressourceneffiziente Landwirtschaft.

Was heisst das konkret?
Mit standortangepasst meine ich zum Beispiel, die Tierbestände möglichst gut auf das örtliche Futterangebot abzustimmen, damit weniger Futtermittel importiert werden und keine Überdüngung stattfindet. Generell braucht es eine konsequente Umsetzung der beschlossen Absenkpfade Nährstoffe und Pestizide. Diese Hausaufgabe gilt es jetzt anzugehen.

Sie sind nun ein gutes halbes Jahr Geschäftsführerin der Agrarallianz. Konnten Sie die vielen Mitgliederorganisationen bereits kennenlernen?
Ich bin erst seit Juni wieder in der Schweiz, konnte aber schon einige Organisationen kennenlernen. Es ist fix geplant, so bald wie möglich alle einmal persönlich zu treffen – abseits der Vollversammlung.

Was haben Sie vorher gemacht?
Mein Mann und ich haben ein Zwischenjahr eingelegt. Wir machten zuerst eine grosse Veloreise mit Zelt und halfen dann Freunden in Nagaland, das ist im äussersten Nordosten Indiens, beim Aufbau eines Spitals.

Was sind Ihre Ziele mit der Agrarallianz für 2025?
Die Agrarallianz soll zu einer guten Lösungsfindung für eine zukunftsgerichtete Landwirtschaft beitragen und den Dialog zwischen den Organisationen fördern. Wir wollen auch zu einer differenzierten Meinungsbildung in der Agrarpolitik beitragen.

Interview: Franziska Hämmerli, FiBL

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Hinweis: Dies ist eine tagesaktuelle Meldung. Sie wird nicht aktualisiert.

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