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Legehennenhaltung im Wandel: Rückblick auf die FiBL-Tagung

Meldung  | 

Die FiBL Biolegehennentagung 2025 zeigte, wie sich der Markt entwickelt und bot spannende Einblicke in die Umsetzung des Ausstiegs aus dem Kükentöten. Zwei Produzenten schilderten ihre praktischen Erfahrungen mit der Aufzucht der Hähne und FiBL Forschende stellten erste Ergebnisse aus dem Bruderhahnprojekt und zu neuen Ausstallungsmethoden vor.

Adrian Schlageter und Katia Schweizer erläuterten die Kontrolle von "Alle Küken leben" über die Datenbank Geflügel. Foto: FiBL, Corinne Obrist

Milena Burri testet in einem FiBL Forschungsprojekt alternative Ausstallungsmethoden. Foto: FiBL, Corinne Obrist

Das FiBL Restaurant servierte ein Menü mit Legehennengeschnetzeltem aus Hofschlachtung. Foto: FiBL, Eva Föller

Laut Katia Schweizer von Bio Suisse sind Bioeier trotz der gestiegenen Preissensibilität der Konsument*innen weiterhin sehr gefragt. 2024 wurden 218 Millionen Bioeier produziert und der Absatz lag über dem des Vorjahres. Konsumeier waren zu Spitzenzeiten um Ostern und Weihnachten knapp. Bei den Verarbeitungseiern gab es das ganze Jahr über eine leichte Unterdeckung, die mit Importen kompensiert werden musste. «Der Bioeiermarkt hat 2024 wieder ins Gleichgewicht gefunden», berichtete Schweizer, «wir rechnen für 2025 mit einem leichten Wachstum.»

Verlängerte Umtriebe werden deutlich häufiger. Bereits 70 Prozent der Biobetriebe halten ihre Legehennen mittlerweile mindestens bis zur 79. Alterswoche oder länger. Dadurch schlüpfen weniger Legehennenküken und es entstehen Aufzuchtkapazitäten für Junghähne.

Preise steigen in der Produktion und am Markt

Die Fachgruppe Eier hat sich für die Richtpreiskalkulation Bioeier 2025 an der neuen Modellrechnung von Aviforum/Gallo Suisse orientiert und Preiserhöhungen veranschlagt. Neu gelten folgende Richtpreise: 28.50 Franken pro Junghenne, 49.40 Rappen pro Ei, 12.80 Franken pro Junghahn für den Engrosverkauf ab Stall. Der Detailhandel hat die Bioeierpreise zu Jahresbeginn um wenige Rappen erhöht und gibt die Mehrkosten der Hahnenaufzucht bereits anteilsmässig weiter. Katia Schweizer legte auch Direktvermarktenden ans Herz, ihre Preise proaktiv anzuheben und Reserven für den Kauf der teurer werdenden Junghennen zu bilden.

Vogelgrippe-Gefahr besteht weiterhin

Aufgrund von weiteren Vogelgrippe-Fällen wurde das Beobachtungsgebiet auf die Ufer grosser Seen und Flüsse ausgeweitet. Daniel Würgler von Gallo Suisse berichtete in diesem Zusammenhang von einer Neuerung bezüglich der Tierseuchenversicherung für Legehennen. Müssen infolge einer Vogelgrippeinfektion auf einem Nachbarbetrieb die eigenen Tiere gekeult werden, so sind diese und die entstehenden Folgeschäden neu gedeckt.

«Alle Küken leben» – Umsetzung auf Kurs

Adrian Schlageter von Bio Suisse erläuterte den Stand der Umsetzung und den Prozess des Ausstiegs aus dem Kükentöten. Die Grobplanung der Abnehmer und Aufzuchtorganisationen bis 100 Prozent Umstellung ab 2026 sei gemacht. Gemäss den Rückmeldungen der Aufzuchtorganisationen sollten genügend Stallkapazitäten vorhanden sein. Dies werde vor allem durch verlängerte Umtriebe erreicht. «Die Branche ist auf Zielkurs», so Schlageter, wenngleich der eingeschlagene Weg grosse Herausforderungen für alle mit sich bringe.

Folgen für Betriebe und Konsumierende

Verlängerte Umtriebe sowie neue Tiere im Stall, sei es bezüglich des Geschlechts oder der Rasse, stellen hohe Anforderungen an das Herdenmanagement. Da die Aufzuchtkosten der Hähne über einen Mehrpreis auf die Junghennen umgelagert und über die Eier abgegolten werden, erhöht sich der Liquiditätsbedarf beim Tierzukauf und das finanzielle Risiko steigt. 

Gleichzeitig müssen Konsumierende sensibilisiert werden, um die Kaufbereitschaft trotz steigender Preise hoch zu halten. Dies möchte Bio Suisse mithilfe der mehrjährigen Kampagne «Hahn wie Henne» erreichen, welche im Winter 2024 lanciert wurde. Bei allen Kommunikationsmassnahmen wird auf eine neue Seite verlinkt, auf der sich Konsumierende umfassend informieren können. Beispielsweise durch ein animiertes Video, welches das Thema kurz und bündig erklärt. Für Produzent*innen sind Informationen auf bioaktuell.ch unter der neuen Rubrik «Alle Küken leben» verfügbar. Auf dem Onlineshop von Bio Suisse können zudem kostenlose Werbemittel wie Infoflyer und Feldtafeln bestellen werden.

Vom Schlupf bis zur Schlachtung

Die Rückverfolgbarkeit der männlichen und weiblichen Tiere vom Schlupf bis zur Schlachtung wird über die Datenbank Geflügel sichergestellt. Neu müssen auch die Hähne erfasst werden und es ist zwischen Legehybriden und Zweinutzungs- oder Rassegeflügel zu unterschieden.

Forschung zu den Hähnen

Das FiBL begleitet den Ausstieg aus dem Kükentöten wissenschaftlich und vergleicht die Umsetzung mit Bruderhähnen und Zweinutzungstieren in Bezug auf Nachhaltigkeit, Wirtschaftlichkeit und Tierwohl. Erste Ergebnisse zeigen, dass Hubbard-Hähne vor Dual und Braunlegern das höchste Lebendgewicht erreichen. Das Wohlergehen der Tiere war unabhängig von der Genetik sehr gut. Unterschiede bezüglich Tierwohl und Gefiederqualität bestanden hinsichtlich Jahreszeit und Stallsystem.

Erfahrungen aus der Praxis

Niklaus Herzog und Daniel Steiner berichteten von ihren praktischen Erfahrungen mit Dual- beziehungsweise Bruderhähnen. Herzog stellte eine deutliche Verbesserung zwischen der ersten und der zweiten Mast von Dualhähnen fest. Die erste Herde liess sich kaum mehr zurück in den Stall bringen, während sich die zweite gut integrierte. Mehraufwand entstand jedoch dadurch, dass gemischte Gruppen beim Verstellen in die Mobilställe und beim Ausstallen sortiert werden mussten. Die Hähne erreichten ein durchschnittliches Lebendgewicht von 1.55 Kilo.

Daniel Steiner stellte bei den Bruderhähnen bedeutende Abgänge durch Erdrücken fest. «Es ist wichtig, Ecken im Stall zu brechen», riet Steiner. Da viele Bruderhähne die höheren Ebenen der Volièren schlecht nutzen, sei auch die Gewichtszunahme der Tiere sehr unterschiedlich, da einige kaum an das Futter kämen. Ein Futterband am Boden reiche nicht aus, man müsse die Tiere auf die höheren Etagen bringen, um das Problem zu mindern. Steiner erreichte Tageszunahmen von 15 Gramm.

Wohin entwickelt sich die Züchtung?

Die Legeleistung der Hennen und die Fleischleistung der Hähne stehen in einem negativen Zusammenhang. Magnus Döbeli von der Animalco AG erklärte, dass die Züchtung der Dual-Tiere momentan auf die Fleischleistung der Hähne fokussiere mit dem Ziel, die Aufzucht der Hähne kostenneutral zu gestalten.

Stressärmere Geflügelschlachtung

Milena Burri stellte ein FiBL Forschungsprojekt zur Reduktion von Stress in der Geflügelschlachtung vor. Einerseits wird dabei die Hofschlachtung von Geflügel wissenschaftlich begleitet. Andererseits werden alternative Ausstallungsmethoden untersucht. Üblicherweise werden Hennen und Hähne kopfüber gefangen. Da die Tiere kein Zwerchfell haben, kann es zu Atemnot und Verletzungen kommen. Das FiBL testet nun aufrechte Fangmethoden auf ihre Vorteile für das Tierwohl und ihre praktische Umsetzbarkeit.

Die Tagung schloss mit einem gemeinsamen Mittagessen im FiBL Restaurant, das ein Menü mit Legehennengeschnetzeltem aus Hofschlachtung servierte.

Corinne Obrist, FiBL

Weiterführende Informationen

«Hahn wie Henne» (Bio Suisse)
Übersicht Werbe- und Kommunikationsmittel (1.1 MB) (Rubrik Markt)
«Alle Küken leben» (Rubrik Geflügel)
Eier (Rubrik Markt)
Biohahn und Geflügelschlachtung (FiBL Projekte)
 

Hinweis: Dies ist eine tagesaktuelle Meldung. Sie wird nicht aktualisiert.

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