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Energie aus Gülle und Mist

Meldung  | 

Unter dem Titel «Biogasanlagen – was bringt es für den Biolandbau» fand am 4. November der ProBio Fachanlass auf dem Riethof in Eschlikon TG statt. Der Betriebsleiter Michael Müller ermöglichte zwölf Teilnehmenden einen vertieften Einblick in die Thematik der Vergärung von Mist, Gülle und organischem Material auf einer landwirtschaftlichen Biogasanlage.

Michael Müller ermöglichte den Teilnehmenden einen vertieften Einblick in den Betrieb einer landwirtschaftlichen Biogasanlage. Foto: FiBL, Jeremias Lütold

Michael Müller betreibt die Biogasanlage der Oeko Energie GmbH seit 16 Jahren. Foto: FiBL, Jeremias Lütold

Michael Müller betreibt die Biogasanlage der Oeko Energie GmbH seit 16 Jahren. Auf dem ProBio Rundgang wurden seine Erfahrungen durch die Einschätzungen von Benjamin Jungblut von Ökostrom Schweiz ergänzt. Im Anschluss an den Rundgang informierte Paul Assmus von Bio Suisse über die Prozesse zur Bearbeitung der Richtlinien und den Überlegungen betreffend des Kapitels Nährstoffversorgung in den Bio Suisse Richtlinien. Die Teilnehmenden nutzten anschliessend die Gelegenheit für Diskussionen zu Humusgehalten und Gärprodukten, Nährstoffkreisläufen, Klimaschutz sowie zur Wirtschaftlichkeit von Biogasanlagen.

Der Rundgang machte deutlich, wie vielfältig das Thema mit anderen Bereichen wie Klimaschutz, Energieproduktion, Entsorgung von Biomasse, Nährstoffversorgung und Kreisläufen verbunden ist. Die Diskussion um Biogasanlagen und Gärprodukte bringt in der Perspektive des Biolandbaus positive wie negative Aspekte hervor. Einerseits reduzieren Biobetriebe mit Zugang zu einer Biogasanlage ihre CO2-Emissionen und verbessern ihre Klimabilanz. Andererseits sorgen unter anderem die schnell verfügbaren Nährstoffe der Gärprodukte und ihre Anwendung für Kritik.

Eckpunkte zum Rundgang bei der Anlage der Oeko Energie GmbH auf dem Riethof in Eschlikon TG:

  • Zusammenschluss von fünf Betrieben mit gesamthaft 400 GVE (darunter Betrieb mit Masthühnern, Milchviehhaltung etc.). Michael Müller führt den einzigen Biobetrieb in diesem Verbund.
  • 140 Kilowatt und 200 Kilowatt Blockheizkraftwerk (BHKW), Fernwärmenutzung
  • Die Beweggründe für den Bau der Anlage waren der Klimaschutz sowie die Schaffung neuer Wertschöpfung auf dem Betrieb.
  • Die Biogasanlage steht im Baurecht auf dem Grundstück des Riethofs und ist seit fast 16 Jahren in Betrieb. Michael Müller ist bei der Oeko Energie GmbH als Betriebsleiter angestellt (24 h Einsatzbereitschaft zur Steuerung und Kontrolle der Prozesse).
  • Die Gülle der benachbarten Betriebe wird über Bodenröhren direkt zur Anlage befördert. Nach der Methanisierung bleibt ein Gärrest, welcher auf die landwirtschaftlichen Nutzflächen zurückgebracht wird. So können Nährstoffkreisläufe geschlossen werden.
  • Die Biogasanlage kann mit dem Pansen einer Kuh verglichen werden – ein lebendiger Prozess mit Organismen (Mischverhältnisse der zu vergärenden Bestandteile müssen immer angepasst werden).
  • Die Vergärung von Gülle und Mist generiert Strom und Wärme. Das Gas wird im Blockreizkraftwerk verbrannt, so wird Strom erzeugt. Dadurch entsteht Abwärme, welche direkt im Fermenter der Biogasanlage genutzt wird, um die optimale Wärme für den mikrobiologischen Prozess der Methanisierung zu erhalten. Diese Abwärme wird je nach Anlage auch im Wärmeverbund zum Heizen von Wohngebäuden, Ställen oder zur Trocknung von Holz und Heu genutzt. 
  • Biogasanlagen funktionieren auch als Nährstoffdrehscheiben: Wird das Produkt aus der Vergärung getrennt, entsteht phosphor- und stickstoffreicher Gärmist. Die flüssige Gärgülle hingegen enthält vor allem schnell verfügbaren Stickstoff.
  • Die Gärprodukte enthalten keine Rückstände von Pestiziden, wie von FiBL, Agroscope und ETHL in einem grossen Forschungsprojekt untersucht wurde. Daher eignen sie sich auch für den biologischen Landbau.
  • Ohne externes Fördergeld sind solche Installationen kaum rentabel. Ausnahme können lokale, kleine Biogasanlagen sein, die eine Versorgungslösung für ein bis zwei Höfe anbieten und lokal Wärme produzieren.

Biogasanlagen und Gärprodukte in Kürze

In Biogasanlagen fallen neben der produzierten Energie durch die Vergärung von Mist und organischem Material auch organische Dünger an. Dabei wird zwischen Hofdüngern und Recyclingdüngern unterschieden. Die rechtlichen Vorgaben für die Herstellung und die Anwendung der beiden Düngertypen variieren.

Hofdünger stammen direkt von landwirtschaftlichen Betrieben aus der Nutztierhaltung oder dem Pflanzenbau mit maximal 20 Prozent Frischsubstanz nicht landwirtschaftlicher Herkunft. Die Zufuhr organischer Substanz von konventionellen Betrieben ist auf maximal 50 Prozent des Nährstoffbedarfs (Stickstoff / Phosphor) des Betriebes begrenzt. Die Produkte aus einer landwirtschaftlichen Biogasanlage werden als Gärgülle und Gärmist bezeichnet.

Recyclingdünger sind Nebenprodukte oder Ergebnisse von Prozessen bei denen Abfälle in ein Produkt umgewandelt werden, um die vorhandenen Nährstoffe zu verwerten. Sie werden als Gärgut flüssig und Gärgut fest bezeichnet. Der Anteil nicht landwirtschaftlicher Co-Substrate beträgt mehr als 20 Prozent. Der Einsatz von flüssigem und festem Gärgut ist auf maximal 50 Prozent des Nährstoffbedarfs (Stickstoff / Phosphor) eines Betriebs begrenzt.

Um einer möglichen Kunststoffverunreinigung in Düngern vorzubeugen, gelten seit dem 1. Januar 2024 Höchstwerte für Kunststoff im Endprodukt. Diese gelten für die Trockensubstanz (TS) für Kompost, Gärgut flüssig, Gärgut fest, Gärgülle und Gärmist. Ein Knospe-Betrieb kann die eigenen Hofdünger in eine Biogasanlage bringen, muss aber so viele Nährstoffe zurücknehmen, wie er Nährstoffe mit seinem Hofdünger geliefert hat. Weitere Bezüge werden dem nicht-biologischen Düngeranteil angerechnet.

Jeremias Lütold, FiBL

Weiterführende Informationen

Hinweis: Dies ist eine tagesaktuelle Meldung. Sie wird nicht aktualisiert.

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