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Ungewollte Trächtigkeiten verhindern: Umstrittenes Improvac wird zugelassen

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Immer wieder landen tragende Kühe im Schlachthof. Neu erhalten Biolandwirt*innen die offizielle Zulassung für das Brunst-Unterdrückungsmittel Improvac. Dieses ist aber umstritten. Während die Markenkommission und das Qualitätsgremium von Bio Suisse zustimmten, äusserten sich die Fachgruppen negativ.

Viele Produzent*innen sind skeptisch bezüglich dem Einsatz von Improvac. Sie setzen auf besseres Herdenmanagement oder verzichten ganz auf den Stier in der Herde. Foto: Symbolbild, Claudia Frick

Trächtige Kühe dürfen nur in tiermedizinisch begründeten Ausnahmefällen geschlachtet werden. Das ist in der Schweiz zwar nicht gesetzlich geregelt, jedoch verpflichtete sich die Branche im Jahr 2016 zu dieser Leitlinie. Eine Fachgruppe unter Leitung der Branchenorganisation Proviande wacht über deren Einhaltung und sanktioniert Verstösse mit einer Busse von 200 Franken sowie einer Mahnung im Wiederholungsfall. 

1165 Bussen in einem Jahr

Das Ziel des Sanktionsreglements ist der Tierschutz, denn für trächtige Tiere sind Transportfahrten belastend, für den Fötus ist die Schlachtung der Mutter vermutlich mit Leiden verbunden. Hinzu kommt die ethische Frage, ob ein ungeborenes Tier getötet werden darf. 

Seit das Bundesamt für Lebensmittelsicherheit und Veterinärwesen (BLV) 2012 eine Untersuchung zum Thema anstiess, hat sich einiges bewegt. Damals waren 5,7 Prozent der zur Schlachtung angelieferten Rinder und Kühe im fünften Monat oder höher trächtig. 2022 lag der Anteil gemäss Proviande bei 1,2 Prozent (über 3000 Tiere), wobei Trächtigkeiten etwa ab dem dritten Monat erfasst werden. In 1165 Fällen wurde eine Busse verhängt.

Druck auf Tierärzte nimmt zu 

Auch wenn die Zahlen gesunken sind, ist der Missstand nicht vom Tisch. Zudem hat er eine weitere Seite, denn ein Teil der Tierhaltenden scheint den Druck, der durch die Sanktionsregelung aufgebaut wurde, an eine andere Berufsgruppe weiterzugeben: «Wir sehen, dass Tierärzte häufiger für einen Trächtigkeitsabbruch angefragt werden. Der Druck ist seit der Einführung der Gebührenregelung spürbar gestiegen», berichtet Patrizia Andina-Pfister von der Gesellschaft Schweizer Tierärztinnen und Tierärzte (GST). 

Das Auslösen eines Aborts sei besonders bei höherträchtigen Tieren riskant und könne zu Komplikationen führen. Ethisch sowie aus Tierschutzgründen sei ein solcher Eingriff ebenso negativ zu bewerten wie das Schlachten trächtiger Tiere. 

GST brachte den Impfstoff ins Gespräch

Die GST suchte darum auch das Gespräch mit Bio Suisse. Aktuelle Zahlen zu den Biobetrieben gibt es nicht, aber in der BLV-Studie von 2012 lag der Anteil der Knospe-Betriebe, die trächtige Tiere schlachten liessen, bei 9 Prozent. 

Im Austausch mit Bio Suisse brachte die GST auch den Impfstoff Improvac ins Gespräch, um bei einzelnen Tieren Trächtigkeiten zu verhindern. Bisher ist der Einsatz von Improvac für Rinder in den Bio-Suisse-Richtlinien nicht eindeutig geregelt. Improvac ist ein Impfstoff, der ursprünglich für die Immunokastration von Ebern entwickelt worden ist. Die Bio Suisse-Richtlinien verbieten die Immunokastration von Ebern.

«Es geht um begründete Einzelfälle»

Die Markenkommission Anbau von Bio Suisse (MKA) entschied sich Ende 2024 dafür, einen Weisungsvorschlag zur Improvac-Zulassung einzubringen. «Wir wollen in erster Linie Klarheit schaffen», betont MKA-Präsident Thomas Wiedmer. Es gehe nicht um einen systematischen Einsatz, sondern um begründete Einzelfälle. Diesem Argument folgte auch das Qualitätsgremium von Bio Suisse, als es im Februar 2025 für eine Zulassung stimmte. 

Auf Ablehnung stösst sie hingegen bei den Fachgruppen Milch und Fleisch. Diese äussern unter anderem Bedenken bezüglich des Tierwohls und fordern, dass die angedachten Einzelfälle präzise definiert werden. Der Weisungsvorschlag der MKA soll im Sommer zur Inkraftsetzung per 2026 an die Mitgliedorganisationen gehen.  

Besseres Herdenmanagement statt Improvac

Viele Bioproduzent*innen sind skeptisch bezüglich des Einsatzes von Improvac für die Verhinderung von Trächtigkeiten bei Rindern. Sie setzen auf besseres Herdenmanagement oder verzichten ganz auf den Stier in der Herde. 

Verena Bühl, FiBL

Dies ist die gekürzte Fassung eines Artikels, der in der aktuellen Ausgabe 2/2025 von Bioaktuell Magazin erschienen ist. 

Weiterführende Informationen

Hinweis: Dies ist eine tagesaktuelle Meldung. Sie wird nicht aktualisiert.

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