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Vitiforst: Welchen Einfluss haben Gehölze im Rebberg auf das System?

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Analog zum Agroforst verspricht auch die Integration von Bäumen in Rebbergen, das System widerstandsfähiger zu machen. Trotz wachsendem Interesse fehlt es aber an unterstützenden Informationen. Eine Untersuchung zu Mikroklima, Wasser- und Nährstoffversorgung sowie den Auswirkungen auf die Mykorrhizapilze will das ändern.

Das FiBL-Projektteam gräbt Wurzeln der Bäume und Rebstöcke aus und führt Mikrobiomanalysen durch. Foto: FiBL, Linnéa Hauenstein

Ausgraben von Rebwurzeln und Probenahme für Mykorrhiza Analyse. Foto: FiBL, Linnéa Hauenstein

«Das Projekt Vitiforst besteht aus drei Teilen», erklärt die FiBL Weinbauberaterin und Projektleiterin Linnéa Hauenstein. Das bis Ende 2027 laufende Forschungsprojekt untersucht in einer etablierten Anlage auf dem Betrieb von Jonathan Barilier in Morges, wie sich die dort bestehenden traditionellen Kopfweiden auf die Temperatur im Rebberg, das Wachstum der Reben sowie die Verfügbarkeit von Wasser und Nährstoffen auswirken.

Kühlen Bäume den Rebberg?

Im Vordergrund steht die Frage, ob Bäume im Rebberg den klimatisch bedingten Stress während trockener und heisser Jahre verringern. Haben die Bäume einen kühlenden Effekt und verdunstet dadurch gesamthaft weniger Wasser? Um die Frage zu beantworten, gräbt das Projektteam unter anderem Wurzeln der Bäume und Rebstöcke aus und führt Mikrobiomanalysen durch. Die Wurzel- und Mikrobiomuntersuchungen geben Aufschluss darüber, wie sich die Pflanzen im System verhalten.

Neue Vitiforstparzellen in verschiedenen Regionen

In einem zweiten Teil werden neu als Vitiforst angelegte Parzellen auf den Betrieben Weingut Märxli in Oberrohrdorf im Kanton Aargau, bei Bioagrikultur Strauss im Zürcher Weinland, bei der Domaine de la Mermière in Genf sowie bei André Bélard in der Waadt untersucht. Dabei wurden 2023 vier vergleichbare und einigermassen beispielhafte Rebpflanzungen mit verschiedenen Obst- und Wertholzbäumen angelegt. Im Zentrum stehen Untersuchungen zu den vorhandenen Mykorrhizapilzen und deren Interaktionen mit den Kulturpflanzen.

Veränderungen in der Zusammensetzung der Pilze

Laut Linnéa Hauenstein sei man daran interessiert zu sehen, welche zu den anfänglich vorhandenen Pilzen nach vier Jahren dazukommen oder ob es auch Unterschiede in der Zusammensetzung der Pilze gibt, je nachdem wie gross der Abstand zwischen Rebe und Baum ist. Und: «Die Idee ist, dass wir mit den neu gepflanzten Anlagen eine solide Datengrundlage schaffen, sodass man das Projekt bei Bedarf verlängern kann und somit die Basis für langfristige Untersuchungen ermöglicht».

Plattform für Wissens- und Erfahrungsaustausch

In einem dritten Teil führt das Team Interviews mit den am Projekt beteiligten Betriebsleitern durch und sammelt vorhandenes Wissen und Ideen. So soll die Grundlage für eine Plattform zur Vernetzung interessierter Winzerinnen und Winzern sowie für den Erfahrungsaustausch geschaffen werden. In Auftrag gegeben wurde das Projekt vom Bundesamt für Landwirtschaft (BLW), Projektpartner sind Agridea sowie Changins, das Schweizer Ausbildungszentrum für Weinbau, Önologie und Obstbau.

Verhalten sich ältere Einzelbäume anders als Neupflanzungen?

Neben dem Projekt Vitiforst läuft das ähnlich gelagerte Schwesterprojekt Vitiforst ArboViti, das von der Fondation Sur-la-Croix unterstützt wird. Der Fokus liegt auf den Wechselwirkungen verschiedener Bäume auf die Reben in ihrer unmittelbaren Umgebung. Untersucht werden vor allem ältere Einzelbäume, welche ihre Umgebung seit längerer Zeit prägen.

Konkurrenz um Wasser

Ältere Einzelbäume stehen meist an den Rändern von Rebanlagen und haben deshalb nur einen bedingt vergleichbaren Effekt auf die Reben wie beispielsweise eine als Vitiforst gepflanzte moderne Anlage. Trotzdem sei es wichtig, beide Situationen genauer zu untersuchen, so Linnéa Hauenstein. In manchen Lagen habe das Projektteam im vergangenen Sommer bei älteren Rebbergen deutliche Anzeichen von Trockenstress bei Reben in der näheren Umgebung von Bäumen registriert. «Wir beobachten konkurrierende Einflüsse gerade von älteren Bäumen auf junge Reben», sagt die Weinbauberaterin.

Vitiforst als gemischt gepflanztes Gesamtsystem denken

Wichtig für die Zukunft der gemischt gepflanzten Rebberge sei eine gute Planungsgrundlage für den Standort und die Auswahl der Gehölze. Die Betriebe müssen wissen wie sie pflanzen sollen, damit sich die erhofften positiven Effekte auch langfristig zeigen, so Linnéa Hauenstein. Für sie stellt sich zunehmend auch die Definitionsfrage, was denn ein Vitiforst sei: «Einzelbäume in Randbereichen des Rebbergs machen eher noch keinen Vitiforst». Für die FiBL Weinbauberaterin ist Vitiforst ein absichtlich gemischt gepflanztes System, wo Bäume innerhalb der Parzelle Teil des Gesamtsystems sind.

FiBL, Jeremias Lütold

Weiterführende Informationen

Agroforst (Rubrik Pflanzenbau)
Projekt ArboViti (Website fibl.org)

Hinweis: Dies ist eine tagesaktuelle Meldung. Sie wird nicht aktualisiert.

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