Zurzeit befinden sich die Neuntöter noch in Ost- und Südafrika, wo sie das reichhaltige Insektenangebot in den Trockensavannen nutzen. Bald schon machen sie sich auf den Rückweg in die Schweiz. Hier erwartet sie ab Anfang Mai eine strenge Zeit mit Brüten und Aufzucht der Jungen – sofern sie überhaupt noch einen Lebensraum finden.
Der mit seiner schwarzen Piratenbinde, dem grauen Kopf und dem rostroten Rücken gut erkennbare Neuntöter war noch zu Beginn des 20. Jahrhunderts in der ganzen Schweiz häufig. Er fand überall Hecken mit Dornbüschen oder Wildrosensträuchern und in den Wiesen ein reichhaltiges Angebot an verschiedenen Insekten wie Heuschrecken, Grillen und Schmetterlingen sowie kleine Mäuse, Eidechsen und junge Vögel. Da Insekten bei Regenwetter kaum aktiv sind, hat der Neuntöter ein interessantes Verhalten entwickelt: Er legt Vorräte an, indem er seine Beutetiere auf Dornbüschen aufspiesst.
Dornbüsche sind aber nicht nur als «Vorratskammern» wichtig für den Neuntöter, sondern auch als Nistplätze, die dem Nest guten Schutz bieten. Das Männchen zeigt dem Weibchen verschiedene Nistplätze, das Weibchen liest den definitiven Brutplatz aus. Nach dem Nestbau legt es drei bis sieben Eier und brütet diese in 13 bis 16 Tagen aus. Die Jungen bleiben etwa 15 Tage im Nest und werden nach dem Ausfliegen noch rund drei Wochen von den Altvögeln geführt. Danach machen sich die Neuntöter bereits im August / September wieder auf den Flug nach Afrika. Früher überall verbreitet, kommt der Neuntöter heute nur noch an mageren Standorten vor allem im Jura und in den höheren Alpenregionen vor. Im Mittelland gibt es im Kulturland nur noch vereinzelte Paare.
Ökologische Infrastruktur für den Neuntöter
Jedes Neuntöter-Paar braucht einen Brutplatz in Hecken oder Dornbüschen sowie Nahrungsgebiete, in denen ausreichend Insekten vorkommen. Um den Neuntöter und mit ihm zahlreiche weitere Arten des Kulturlandes zu fördern, sind grössere Kerngebiete mit Hecken, Buschgruppen und insektenreichen Wiesen oder Weiden nötig, welche vielen Neuntöter-Paaren Lebensraum bieten. Dazwischen braucht es kleinere Gebiete, welche die Verbindung zwischen den grösseren Beständen garantieren.
Quelle: Medienmitteilung BirdLife Schweiz
Weitere Informationen
Film über den Neuntöter (Youtube)