Hanna Voigt, Tiermedizinerin am Zentrum für tiergerechte Haltung in Tänikon, stellte die Ergebnisse ihrer Studie vor, die sie auf 22 Schweizer Milchschafbetrieben sowie deren Mastbetrieben durchgeführt hat.
Der Fokus lag auf der Gesundheit und der Gewichtszunahme der Lämmer, die in drei unterschiedlichen Systemen aufgezogen wurden: muttergebunden, mutterlos (nach der Kolostrumaufnahme von der Mutter abgesetzt) oder in einem Mischsystem, das spätestens nach der dritten Woche auf ein mutterloses Tränkesystem umstellt. Auch der Einfluss des Aufzuchtortes (Geburtsbetrieb oder externer Mastbetrieb) wurde beleuchtet.
Gibt es das ideale Aufzuchtsystem?
Eine Frage, die wohl viele der Teilnehmenden im Kopf hatten, wurde gleich im Anschluss an die Präsentation gestellt: Hat sich in der Untersuchung ein «ideales System» herausgestellt?
Hanna Voigt betonte, dass die Unterschiede zwischen den Betrieben innerhalb eines Systems letztlich grösser gewesen seien als die Unterschiede zwischen den drei Aufzuchtsystemen. Neben dem Aufzuchtsystem selbst haben zahlreiche andere Faktoren wie Geburtsbetreuung, die Hygiene, oder die Qualität und Zusammensetzung der vertränkten Milch einen Einfluss auf die Gesundheit und die Zunahmen der Lämmer, konnten aber nicht alle in der Studie berücksichtigt werden.
So sei beispielsweise Schafmilch von ihrer Zusammensetzung her der Kuhmilch überlegen. Die höchsten Zunahmen bis im Alter von sechs Wochen wurden bei Lämmern verzeichnet, welche auf ihrem Geburtsbetrieb ohne Milchmengenobergrenze getränkt wurden.
Nach dem Abtränken konnten aber auch restriktiv oder auf Mastbetrieben abgetränkte Lämmer noch gute Zunahmen erzielen. Grundsätzlich positiv wirke sich sicher eine ad libitum-Tränke aus. Wenn gut umgesetzt, ist die muttergebundene Aufzucht aus Tierwohlsicht wahrscheinlich das System der Wahl.
Vielfältige und kreative Betriebe
Die Forschenden waren von der grossen Vielfalt und Individualität der Betriebe beeindruckt, ebenso wie von der Kreativität, mit der stallbauliche oder fütterungstechnische Lösungen gefunden wurden. Einen Eindruck davon vermittelte Hanna Voigt mit zahlreichen Fotos, die sie auf den besuchten Betrieben machen durfte.
Am 13. November findet das nächste Webinar der Reihe statt. Dann stellt Bruno Appert, Schafmilchbauer aus Grindelwald BE, seinen Betrieb vor und teilt seine Erfahrungen mit der muttergebundenen Aufzucht.
Verena Bühl, FiBL
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