Für das Thema «Jung und Bio» arbeitete das Bioaktuell Magazin mit den Berufsschulzentren Ebenrain in Sissach BL, Wallierhof in Riedholz SO und Liebegg in Gränichen AG zusammen. Dabei lag der Fokus auf den Vertiefungswochen «Schwerpunkt Biolandbau» im Januar und Februar 2025, in denen angehende Landwirtinnen und Landwirte einen Betrieb besuchten und danach in einem Gespräch ihre Eindrücke und Gedanken dokumentierten.
So beschäftigte sich zum Beispiel die Gruppenarbeit von Loana Schoder, Lena Rey, Luca Troxler und Mathias Koller mit dem Berghof von Stefan Jegge in Kaisten AG. Das Thema: Zuchtziele, Selektion, Lebensleistung und Anpaarung bei Milchkühen. Seit über zehn Jahren setzt der Berghof auf Vollweide mit saisonaler Abkalbung. Stefan Jegge will Tiere, die den Anforderungen der Weidehaltung gerecht werden.
Gesprächsleiterin und Fragestellerin im Nachfolgenden Gespräch unter den Auszubildenden war Loana Schoder. Die Links zu den Gesprächen der anderen Gruppen finden sich am Ende dieser Seite.
Was fandet ihr beim Betriebsbesuch besonders spannend?
Mathias Koller: Ich fand es sehr interessant, wie viel er mit der Vollweide aus dem Grundfutter rausholt und so auch kostengünstig Tiere füttert. Mit wenig Aufwand im Futterbau. Aber es ist sicher auch herausfordernd in Jahren mit viel Hitze und Trockenheit. Für den eigenen Betrieb fände ich das saisonale Abkalben spannend.
Lena Rey: Zucht ist wohl die einfachste steuerbare Möglichkeit, Betriebsziele mit den eigenen Kühen zu erreichen. Je nachdem, was man will, hat man viel Milch oder gute langlebige Kühe oder schöne Tiere für die Schauen.
Luca Troxler: Ich habe noch nicht viele eigene Erfahrungen mit der Milchviehzucht gemacht. Ich finde es aber interessant, wie
man mit der Zucht gute Voraussetzungen für die Gesundheit der Tiere schaffen kann. Oder auch für die Verwendung der Milch, in einer Käserei beispielsweise.
Was findet ihr am biologischen Haltungssystem in diesem Fall positiv?
Lena Rey: Dass man kein gesextes Sperma einsetzen darf. Für die Zucht ist es sicher vorteilhaft. Aber wenn man es nicht hat,
wird es eben etwas komplizierter.
Mathias Koller: Ich finde die ammengebundene Kälberaufzucht gut. Was ich auch passend zu Bio finde, ist sein Motto «Feed no Food» und der Verzicht auf Kraftfutter.
Was würdet ihr anstelle von Stefan Jegge anders machen?
Lena Rey: Das Einzige wäre vielleicht, dass man die Fütterung noch etwas intensiviert. Dann hätte man auch eine höhere Leistung …
Aber dann steigt ja auch die Leistung wieder und es gibt mehr Stoffwechselprobleme. Dann brauchst du wieder den Tierarzt, was auch kostet.
Lena Rey: Ja, es sicher ein ständiges Abwägen und nicht so einfach zu beurteilen.
Was wünscht ihr euch für das Thema Milchviehzucht in der Zukunft?
Lena Rey: Es wäre sicher gut, wenn die Betriebe noch mehr darauf achten, passende Stiere auszusuchen. Nur mit der Zucht kriegt man ja schon viele Krankheiten fast weg vom Betrieb. Schaut man gut bei der Zucht, kann man Antibiotika einsparen.
Luca Troxler: Ich finde, man könnte in der Zucht wieder etwas von der Leistung wegkommen und mehr auf die Gesundheit schauen. Zum Teil sind die Tiere ja schon fast überzüchtet.
Mathias Koller: Ja, und interessant sind sicher auch Linien, die nur für den Biolandbau entwickelt werden.
Wie seht ihr die Stellung des Biolandbaus allgemein?
Luca Troxler: Ich finde, es wird zwar stark gefordert von der Konsumentenseite, aber in den Läden wird Bio dann nicht so gekauft, weil halt der Preis höher ist. Ich wünsche mir für den Biolandbau, dass die Nachfrage noch grösser wäre.
Offen für Zusammenarbeit
Ob mit Schulen oder jungen Biolandwirtinnen und Biolandwirten – das FiBL ist interessiert an Kooperationen zur Erstellung von Podcasts, Merkblättern und anderen Medienformaten. Interessierte melden sich bei Bernadette Oehen.
Weiterführende Informationen
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«Interessant ist, dass der Betrieb neben der Knospe weitere Labels abdeckt»
«Ich hätte beim Öllein einige Striegeldurchgänge erwartet»
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