«Das FiBL Schweiz begrüsst die neue «Farm to Fork»-Strategie der EU, mit der sie bis zum Jahr 2030 das Ziel eines Bioanteils von 25 Prozent an der gesamten Landwirtschaftsfläche erreichen will. Strategisch besonders wirksam kann sich hierbei die Steigerung der Nachfrage durch Absatzförderungsmassnahmen und die nachhaltige Beschaffung von Lebensmitteln in öffentlichen Einrichtungen erweisen», sagt FiBL-Direktor Knut Schmidtke, und ergänzt: «Wichtig ist, dass jetzt auch in der Agrar- und in der Ernährungspolitik die entsprechenden Weichen zielführend gestellt werden, beispielsweise mittels Bioaktionsplänen.»
Nachfrage und Marktstrukturen entwickeln
«Für die Zukunft des Biolandbaus ist es zentral, dass nicht nur die Bioproduktion gefördert wird, sondern gleichzeitig die Nachfrage und die Marktstrukturen entwickelt und nachhaltig ausgebaut werden, auch für regionale Biokanäle», erklärt der langjährige FiBL-Mitarbeiter Otto Schmid. «Insbesondere auf regionaler Ebene können dabei Bioaktionspläne sehr hilfreich sein», betont er.
Das FiBL war in den letzten Jahren stark in Projekte involviert, bei denen es um die Förderung des Biolandbaus mit Aktionsplänen und deren Evaluierung ging. Dabei liegen Erfahrungen mit Bioaktionsplänen aus der Hälfte der EU-Mitgliedsländer und insbesondere aus neun deutschen Bundesländern vor. Besonders erfolgreich waren Dänemark und Frankreich mit ihren Bioaktionsplänen, vor allem mit der Förderung von Bioprodukten in Kantinen.
Derzeit liegt der Fokus der Bioaktionspläne verstärkt auf Regionen und Kantonen. So hat das FiBL kürzlich ein vom Schweizer Staatssekretariat für Wirtschaft SECO finanziertes Projekt abgeschlossen, das im Kanton Aargau einen Bioaktionsplan entwickelte und evaluierte.
Aargauer Bioaktionsplan setzt Impulse
«Um die Wahrnehmung und die Wertschätzung für biologisch produzierte Lebensmittel zu stärken, konnte der Aargauer Bioaktionsplan, der noch bis mindestens 2021 läuft, bereits wichtige Impulse setzen», bilanziert Robert Obrist, FiBL-Departementsleiter und Koordinator des Aargauer Bioaktionsplanes. Drei Massnahmen haben sich als besonders wirkungsvoll erwiesen, um die Wertschöpfung im Aargauer Biomarkt zu steigern.
- Erstens sind die Förderung von Biokomponenten in der Gemeinschaftsverpflegung sowie die Optimierung der Logistik wichtig.
- Zweitens muss das Informations- und Weiterbildungsangebot zu den Themen Marktentwicklung und Produktionstechnik für Umstellbetriebe weiterentwickelt werden.
- Drittens fördern die Bildungsangebote für handwerkliche Verarbeiter von Bioprodukten die Kreativität und leisten einen wichtigen Beitrag zur Sicherung des Know-hows. Die handwerkliche Verarbeitung von Bioprodukten stellt ein zentrales Element bei der Absatzförderung dar.
Bund und Kantone sind gefordert
Derzeit wird geprüft, ob ein Bioaktionsplan II im Kanton Aargau für die Periode 2022 bis 2025 gestartet werden kann. «Es wäre wünschenswert, wenn in der Schweiz neben Aargau, Jura und Freiburg auch weitere Kantone mit Bioaktionsplänen oder ähnlichen politischen Massnahmen, wie zum Beispiel der Berner Biooffensive, den Biolandbau fördern würden», sagt Robert Obrist weiter.
Auf Bundesebene sollen bei der Anpassung der Agrarpolitik der Biolandbau und der Biomarkt mit genügend Ressourcen gefördert werden. So kann die Schweiz punkto Bioanteil bei der Landwirtschaftsfläche, der heute mit 170 000 Hektaren bei 16 Prozent liegt, auch weiterhin vorangehen.
Weitere Informationen
Bio-Aktionsplan Aargau 2021 (Webseite Bio KMU Aargau)
Berner Biooffensive (Webseite Berner Biooffensive)
Farm to Fork Strategie (englisch) (Webseite der EU-Kommission)
FiBL-Medienmitteilung vom 28.05.2020 (175.8 KB)